Google veröffentlicht Quartalszahlen

Google hat seine Finger praktisch in jeder Lebenssparte, also müsste es dem Unternehmen doch wirtschaftlich sicherlich sehr gut gehen, oder? Zwar stimmt das auch, aber die letzten Zahlen, die das kalifornische Unternehmen vor wenigen Tagen veröffentlicht hat, sorgten trotzdem für Ernüchterung bei den Anlegern.

Die schwindende Werbung

Die mit Abstand meisten Einnahmen generiert Google ganz einfach mit digitaler Werbung. Wer Anzeigen auf seinem Computer, Notebook, Tablet oder PC sieht, hat eine gute Chance, dass Google irgendwie seine Finger mit im Spiel hat. Dennoch sagen die Zahlen aus, dass es dem Unternehmen nicht so rosig geht wie noch vor einigen Jahren: Im ersten Quartal 2014 stieg das Volumen der Anzeigen, welche bei Googles Suchmaschine eingeblendet werden, zwar um 26 % an. Gleichzeitig sank jedoch der Preis pro Anzeige um 9 %. Von einer grossen Gewinnsteigerung kann also gar keine Rede sein.

Dem Grund begegnen wir täglich auf der Strasse: Mobile Geräte eignen sich zwar ebenfalls für die Verbreitung von Werbung, allerdings sind die Werbepartner nicht bereit, für diese Art von Anzeigen dieselbe Summe zu bezahlen wie für klassische Werbung am Desktop-Computer. Gründe dafür fallen den Partnern reichlich ein: So wird beispielsweise bemängelt, dass der drastisch kleinere Bildschirm dazu führt, dass Bannerwerbung überhaupt nicht in gleichem Masse wahrgenommen wird. Ob das stimmt oder nicht, sei dahingestellt, aber die gesunkenen Einnahmen bekommt Google definitiv zu spüren.

Warum bei Google die Kosten explodieren

Ein weiterer Grund für den wankenden Zustand des Giganten ist in einem Anstieg der Kosten im Tagesgeschäft zu finden. So musste Google seine Ausgaben im Vergleich zum letzten Quartal 2013 um 29 % erhöhen. Zwar entfallen auf diesen Wert einige Firmenakquisitionen, doch einmalige Abschreibungen sind nicht der alleinige Verursacher der Misere. Beispielsweise muss Google auch dann bezahlen, wenn andere Seiten Traffic bei dem Suchmaschinenbetreiber verursachen – und diese Summe stieg auf 3,2 Milliarden US-Dollar im Vergleich zu runden 3 Milliarden im letzten Jahr. Wenn sich dieser Trend fortsetzt und Google für einen vergleichbaren Service jedes Jahr 200 Millionen US-Dollar zusätzlich ausgeben muss, ist kein Prophet notwendig, um den Weg des Unternehmens vorherzusagen.

Momentan jedoch muss Google den Gürtel noch nicht enger schnallen: Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte das gesamte Unternehmen mit allen Bereichen zusammengerechnet 15,4 Milliarden US-Dollar einnehmen – ein Anstieg von extrem sehenswerten 19 %. Als Gewinn wurden davon 3,5 Milliarden US-Dollar verbucht, womit man den Vergleich zum Vorjahr (in welchem es 3,4 Milliarden US-Dollar waren) nicht scheuen muss. Ein wenig überraschend ist das schon, denn Facebook als starker Konkurrent hatte seine Bemühungen in diesem Jahr deutlich verstärkt – aber offenbar ohne nennenswerten Erfolg.


Die Konkurrenz im Nacken. (Bild: 1000 Words / Shutterstock.com)
Die Konkurrenz im Nacken. (Bild: 1000 Words / Shutterstock.com)


Die Konkurrenz im Nacken

Auf dem herkömmlichen Desktop-PC ist Google derzeit für etwa 65 % aller geschalteten Werbeanzeigen verantwortlich, womit das Unternehmen logischerweise Marktführer ist. Auf dem Mobilmarkt sieht es noch besser aus: Nicht zuletzt durch die hohe Verbreitung des Google-eigenen Betriebssystems Android beträgt der Marktanteil dort sagenhafte 90 %. Dazu kommt ein Börsenwert von 367 Milliarden US-Dollar, womit das Unternehmen im Sandwich zwischen Microsoft und Apple als grösste IT-Konzerne eingelagert ist. Eine komfortable Situation für einen ehemaligen Betreiber einer einfachen Suchmaschine.

Dennoch muss Google aufpassen. Die erwähnten 90 % Marktanteil auf mobilen Geräten hinsichtlich der Werbung sind zwar nett, aber ohne grosse Gewinne letztendlich auch bedeutungslos. Die Anleger reagieren daher häufig etwas nervös bei der Veröffentlichung neuer Quartalszahlen: Setzt Google Signale, um eine Trendwende anzudeuten? Werden höhere Preise in absehbarer Zeit Realität? Können neue Werbekunden in grossem Umfang erreicht werden?

Meist bleibt das Unternehmen diese Antworten schuldig, eine wirklich gravierende Änderung auf dem Markt der mobilen Werbung ist also mittelfristig – zumindest nach Googles eigenen Impulsen – eher nicht zu erwarten. Das weiss wohl auch das Unternehmen selbst, was die unerhört umfangreiche Einkaufstour der letzten Monate belegt, womit der Grundstein für eine Erweiterung der Geschäftsfelder – Google wird beispielsweise auch in Autos Einzug halten – gelegt ist.

Risiko? Wollen wir nicht!

Zu den gekauften Unternehmen gehören etwa ein Hersteller von Haushaltselektronik, der bekannte Fertiger von Roboterteilen Boston Dynamics und auch das Luft-/Raumfahrtunternehmen Titan Aerospace. All das lässt zusammen mit der prall gefüllten Kriegskasse mit einem Polster von 59 Milliarden US-Dollar darauf schliessen, dass Google zumindest eine Vision für eine noch nicht bekannte Zukunft hat. Bis aus diesen Unternehmungen wirklich sichtbare Erfolge hervorgehen, dürfte aber noch viel Zeit vergehen. Gerade die Ausflüge in die Umlaufbahn der Erde scheinen aus heutiger (wirtschaftlicher) Sicht noch utopisch.

Den traditionell risikoscheuen Anlegern sagen all diese Versprechen erst einmal nichts. Nach Börsenschluss und nach Bekanntgabe der Quartalszahlen des Unternehmens durch Larry Page sank der Kurs der Google-Aktie deutlich, das Unternehmen verlor 6 % seines Marktwertes. Überbewerten sollte man diese Schwäche aber nicht, denn Google war schliesslich schon immer eher ein Visionär und kein typisches Büro-und-Schreibtisch-Unternehmen – und daran werden auch einige verbohrte Anleger ohne Zukunftsempfinden nichts ändern können.

 

Oberstes Bild: © l i g h t p o e t – Shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});