Amazon vermeldet erstmals grossen Verlust

Aufwärts sieht anders aus: Amazon leidet einmal mehr unter der eigens verordneten Expansionsstrategie und zeigt im laufenden Quartal horrende Verluste an. Zwar beteuert Konzernchef Jeff Bezos nach wie vor, dass dies natürlich zur langfristigen Strategie gehöre – erst Marktanteile, dann Gewinne -, aber die Anteilseigner des Unternehmens sahen dies offenbar anders. Das Unternehmen wurde mit einem Kursverlust in Höhe von 10 % belohnt. Ein Grossteil der Schuld fällt dabei auf ein ehemals erfolgsversprechendes Produkt.

Gigantischer Umsatz, schwindender Gewinn

Bislang hat Amazon zwar nie schwindelerregende Gewinne eingefahren, aber man blieb doch immer ein wenig oberhalb der Verlustgrenze. Nun musste allerdings ein Minus von 437 Millionen US-Dollar (derzeit etwa 415 Millionen Franken) bekanntgegeben werden – in nur einem Quartal. Schuld daran sollen vor allem die Investitionen in eigentlich unternehmensferne Branchen sein, wozu etwa die Streaming-Angebote, Tablets, Smartphones und auch die Bereitstellung eigener Cloud-Services zählen. Auch die steigenden Ausgaben für die Mitarbeiter sind nicht zu unterschätzen: Zwischen Juli und Oktober 2014 allein wuchs die Anzahl der Mitarbeiter um 36 % auf nunmehr 150’000 Mitarbeiter. Damit beschäftigt das Unternehmen beispielsweise mehr Personen als Microsoft.

Einen nicht unerheblichen Anteil an der Misere trägt übrigens das Fire Phone. Die Verkaufszahlen lassen zu wünschen übrig und die Investitionen fielen immens aus. Zusammen ergeben diese Zutaten einen Verlust von 170 Millionen US-Dollar, womit allein dieses Smartphone bereits für mehr als ein Drittel des gesamten Verlusts verantwortlich ist.

Wann kommt der Umschwung?

Wie lange sich die Aktionäre diese Strategie noch gefallen lassen, bleibt abzuwarten. Bis wieder rosigere Zeiten anbrechen, hat Amazon aber bereits einige Weichen gestellt: Der Prime-Dienst für das Streaming von Videos und den kostenlosen Versand von Express-Sendungen ist deutlich teurer geworden, ausserdem wurde die Grenze für den standardmässigen kostenlosen Versand um 50 % angehoben. Eine Massnahme, von welcher der durchschnittliche Kunde allerdings nichts mitbekommt, betrifft auch die deutlich geringeren Provisionen für Einkäufe, die über Werbepartner zustande kommen. Ob diese vergleichsweise kleinen Schritte ausreichen, um das Amazon-Schiff wieder auf Kurs zu bringen, ist langfristig fraglich – und nicht einmal das Unternehmen selbst kann für das letzte Quartal eine verlässliche Gewinn- oder Verlustprognose treffen.

 

Oberstes Bild: © Northfoto – Shutterstock.com

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