Teamarbeit in Unternehmen - und was Sie dabei falsch machen können

Teamarbeit ist in Unternehmen unerlässlich. Gleichzeitig ist es aber wichtig, das Team und seine Stärken richtig einzusetzen – und hin und wieder auch den eigenen Kopf durchzusetzen.

Denn Teamarbeit hat zwar grosse Stärken, doch die Schwächen grosser Gruppen werden oft unter den Tisch gekehrt.

Die Summe aller Teile

Dass mehr Köpfe mehr Ideen haben, gilt als gesichert. Es gibt praktisch kein erfolgreiches Unternehmen in unserer Zeit, das von einem einzigen, angeblich genialen Kopf an der Spitze gelenkt wird, während der Rest der Mitarbeiter nur Anweisungen befolgt. Das liegt zum einen daran, dass ein Mensch allein unmöglich alle Perspektiven in einer beliebigen Problemsituation einsehen kann. Viele möglichst kluge Köpfe sind notwendig, um wirklich knifflige Situationen bestmöglich zu lösen.

Dort spielen Teamentscheidungen auch die grösste Rolle: Sie haben ihre Stärken überall dort, wo die Verhältnisse unklar sind und der Ausgang einer Situation nicht mit Gewissheit vorhergesagt werden kann. Durch die Nutzung von mehr Input vor der Entscheidung wird die Fehlerquote reduziert und ein wahrscheinlich richtiger Entschluss wird gefasst. Allerdings hat die Teamarbeit natürlich auch einen sehr grossen Nachteil: Sie braucht enorm viel Zeit im Vergleich zu der schnellen Entscheidung eines Einzelnen.

Verzerrtes Wahrheitsempfinden

Weiterhin sorgen Gruppen auch dafür, dass Fakten durch Meinungen beeinflusst werden. Dazu gibt es ein etwa 35 Jahre altes Experiment, welches heute jedoch nichts von seiner Gültigkeit verloren hat: Ein fiktiver Kandidat für die Unternehmensführung trägt genau acht positive und vier negative Eigenschaften. Eine Gruppe aus vier Mitarbeitern sollte diskutieren und entscheiden, ob er für die Führung eines Unternehmens geeignet wäre. Das Ergebnis war, dass es die ausgedachte Person auf eine Zustimmungsquote von 83 % brachte.

In einer zweiten Situation wurden den Teilnehmern wieder ein Kandidat vorgeschlagen – mit denselben negativen und positiven Eigenschaften. Allerdings hat jeder der vier Teilnehmer nur jeweils zwei positive Eigenschaften erfahren. Durch einen Informationsaustausch hätten die vier Probanden erkannt, dass es sich um denselben Führungskandidaten handelt – aber das haben sie nicht. Das Ergebnis war eine Quote von nur 24 %.

Beeinflussung ist gefährlich

Dieses Argument zeigt das Dilemma der Teamentscheidungen. Ohne jeglichen Einfluss von aussen können die Teammitglieder rationale und damit in den meisten Fällen richtige Entscheidungen treffen. Sobald jedoch Meinungen verbreitet werden, welche in der objektiven Welt kaum haltbar sind, lassen sich Menschen dadurch beeinflussen und sie weichen, wenn auch nur unbewusst, von ihren eigentlich richtigen Haltungen ab.

Der Fachbegriff hinter diesem Problem lautet soziale Meinungsanpassung – welche jedoch nicht zwingend negativ sein muss. Werden alle Argumente offen ausgetauscht und die positiven und negativen Seiten einer Medaille nüchtern und kühl betrachtet, steigt die Qualität der Ergebnisse in Gruppen wieder deutlich an. Leider sind dazu jedoch nur wenige Gruppen tatsächlich in der Lage.

Tipps für bessere Teamarbeit im Unternehmen

Damit Sie möglichst gar nicht erst unter diesen Problemen leiden, haben wir einige Hilfestellungen zusammengetragen. Sie zeigen, wie Sie von Teamarbeit profitieren und gleichzeitig die negativen Aspekte der Gruppendynamik aussen vor lassen – im Idealfall.

Keine absoluten Argumente

Sie oder Ihre Mitarbeiter sollten niemals Totschlagargumente wie „Das klappt sowieso nicht“, „So ein Blödsinn“ oder ähnliche „Weisheiten“ verwenden. Erstens haben diese Aussagen keinerlei Wert, zweitens schüchtern sie zurückhaltende Mitarbeiter ein. Möglicherweise hat einer von ihnen einen wichtigen Diskussionspunkt beizutragen – aber er traut sich nicht, weil es ja „sowieso Blödsinn ist“. Durch den Verzicht auf die Sichtweise dieser Personen werden nicht alle Perspektiven eines Problems beleuchtet. Langfristig bringen Sie sich somit selbst um gute Ideen.


Wenn Mitarbeiter in ein Team berufen werden, tragen sie alle denselben Rang. Hier gibt es keinen Chef, Abteilungsleiter oder Praktikanten. (Bild: Jirsak / shutterstock.com)


Keine Rangordnungen im Team

Wenn Mitarbeiter in ein Team berufen werden, tragen sie alle denselben Rang. Hier gibt es keinen Chef, Abteilungsleiter oder Praktikanten. Jede Meinung trägt exakt denselben Wert – und das sollte auch durch den Umgang mit den Gruppenmitgliedern reflektiert werden. Wenn der neue Auszubildende spricht, wiegt sein Wort genauso viel wie das vom Leiter des Unternehmens. Oft ist sogar das Gegenteil der Fall: Lassen Sie „niedrigere“ Mitarbeiter zuerst reden, damit deren Meinung nicht von den vermeintlich richtigen Aussagen von höheren Angestellten beeinflusst wird. Lassen Sie die Gruppendynamik ausserdem nicht in eine Hierarchie ausarten, denn sonst haben Sie schon bald keine Gruppe mehr.

Stimmt das auch wirklich?

Wenn Sie einen Konsens innerhalb der Gruppe gefunden haben, sollten Sie am Ende trotzdem noch einmal hinterfragen, ob Ihre Entscheidung richtig war. Die Einigung in einer solchen Gruppe ist meist deutlich wichtiger als Entscheidungen, die eine einzelne Person treffen kann. Entsprechend sollte auch mit grösserer Sorgfalt vorgegangen werden. Haben wir wirklich die richtige Entscheidung getroffen oder haben wir uns nur gegenseitig „reingequatscht“? Es kann vor diesem Hintergrund auch nicht schaden, möglicherweise in einigen Tagen noch einmal kurz zusammenzukommen, um die getroffene Entscheidung zu hinterfragen.

Teamarbeit, ja bitte – aber richtig

Wie Sie sehen, ist die Teamarbeit in Unternehmen natürlich wichtig – das sollte Sie nicht überraschen. Gleichzeitig werden auch heute noch so viele Fehler gemacht, dass das Sensibilisieren der gesamten Gruppe in Hinblick auf diese Prozesse nicht schaden kann. Nutzen Sie die Kapazitäten Ihrer Teammitglieder daher richtig und ersticken Sie sie nicht durch eine falsche soziale Meinungsanpassung.

 

Oberstes Bild: © Goodluz – shutterstock.com

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