Digitales Nomadentum: Das Business-to-go für Unkonventionelle

Im Zuge der Digitalisierung und Vernetzung verändert sich die Art und Weise des Arbeitens. Besonders hochqualifizierte Fachkräfte sowie freiberuflich und selbständig arbeitende Personen nutzen technologische Entwicklungen zu ihren Gunsten. Dadurch gewinnen sie mehr Chancen und Handlungsmöglichkeiten auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Mit Hilfe von Internet und sozialen Netzwerken können sie sich für einen beliebigen Arbeitsort entscheiden und diesen so oft wie gewünscht wechseln. Einige von ihnen werden zu digitalen Nomaden.

Der Begriff des digitalen Nomaden wurde vom kanadischen Kommunikationswissenschaftler Herbert Marshall McLuhan geprägt. Bereits in den 1960er Jahren hat er vorgesehen, dass die Zukunft der Arbeit vom technologischen Fortschritt abhängt und durch freie Bewegungen in Raum und Zeit gekennzeichnet ist. Heute ist das digitale Nomadentum die Wirklichkeit, auch wenn es im globalen Kontext ungleich verteilt ist. Ein digitaler Nomade ist meistens immer noch jemand, der aus einem hochentwickelten Land kommt, ein Experte in seinem Fach ist, fremde Sprachen spricht und digitale Tools bedienen kann.

Was zeichnet einen digitalen Nomaden aus?

Das digitale Nomadentum erfordert eine Reihe von Charaktereigenschaften, Kompetenzen und Fähigkeiten, um ortsunabhängig arbeiten und dabei erfolgreich sein zu können. Es ist sicherlich nicht jedermanns Sache, ausserhalb des Büros einer beruflichen Tätigkeit nachzugehen und die Rolle des eigenen Chefs zu übernehmen. Alle Freiheiten, über die ein digitaler Nomade verfügt, haben nur dann einen Sinn, wenn ein Bündel von Charaktereigenschaften nicht fehlt.

Die Selbstdisziplin ist das A und O für alle Menschen, die freiberuflich oder geschäftlich permanent oder teilzeitig unterwegs sind. Das gleiche betrifft auch jene Angestellte, die für eine aktive Teilnahme am Projekt in eine andere Stadt oder gar ins Ausland delegiert werden. Überdies sollte sich ein digitaler Nomade durch ein Gefühl der Selbstverantwortung für jeden Erfolg und Misserfolg auszeichnen. Auch die Anpassungsfähigkeit an neue Umstände ist ein Muss.


Da arbeiten wo andere Urlaub machen – klingt wie ein Traum, erfordert jedoch auch ein gewisses Set an Fähigkeiten. (Bild: Luna Vandoorne – shutterstock.com)

Menschen, die von überall aus erfolgreich arbeiten, sind häufig mit wertvollen Kompetenzen und Fähigkeiten ausgestattet. Nur so können sie das volle Potenzial des digitalen Nomadentums ausschöpfen, ohne dass sie an eine dauerhafte Unterstützung seitens anderer Dienstleister oder Geschäftspartner angewiesen sind. Ein solides Fachwissen in den Bereichen Online-Marketing und SEO zeigen sich neben gewissen Fähigkeiten als Webdesigner und Textautor unentbehrlich.

Ein näherer Blick in die Vor- und Nachteile

Das digitale Nomadentum bringt einige Vor- und Nachteile wie jede andere Art selbstständiger und nichtselbstständiger Erwerbstätigkeit. Deshalb ist es wichtig, in sich hineinzuschauen, um herauszufinden, ob die ortsunabhängige Arbeit tatsächlich die richtige Option für die eigene Berufs- und Lebenswegplanung ist. Während die Arbeit im Büro oder in der Fabrik nicht unbedingt mit einem persönlichen Lebensstil zusammenhängen muss, sind Arbeit und Leben für einen digitalen Nomaden eng aneinander gekoppelt.

Der grösste Vorteil liegt in der Unabhängigkeit und Flexibilität, die das digitale Nomadentum bietet. Frei sein heisst für viele Menschen eigene Träume umsetzen und das Leben in vollen Zügen geniessen. Technologische Lösungen wie ein virtuelles Büro oder ein digitaler Briefkasten machen es möglich, grosse und kleine Sehnsüchte in Wirklichkeit zu verwandeln. Wer die Welt bereisen und einen tiefen Einblick in andere Kulturen gewinnen möchte, kann von der ortsunabhängigen Arbeit profitieren.

Doch es gibt auch Nachteile, mit denen jeder digitale Nomade rechnen muss. Das Arbeiten und Leben weit weg von Familie und Freunden verstärkt nicht selten ein Gefühl der Einsamkeit und innerer Leere. Zudem können die falsche Einstellung und die mangelnde Erfahrung mit einer ortsunabhängigen Arbeit schnell zu Chaos führen. Wer kein Organisationstalent ist und sich schnell ablenken lässt, ist besonders in Gefahr. Denn häufige Reisen ohne die konsequente Erledigung von Arbeitsschritten führen schnell zur Enttäuschung und einem vorprogrammierten Misserfolg.

Ein mögliches Szenario für die nahe Zukunft

Das Nomadentum ist in der Lebens- und Arbeitswelt keine Erfindung der Neuzeit. Seit jeher finden die Menschenwanderungen statt, die einen ökonomischen, kulturellen oder weltanschaulichen Hintergrund haben. Der Unterschied zwischen den Nomaden im herkömmlichen Sinn und den digitalen Nomaden besteht vorrangig in den Bewegungsgründen für das Verlassen eines festen Standortes sowie in den zur Verfügung stehenden Mitteln.



Der Hauptgedanke hinter dem herkömmlichen Nomadentum ist es, durch den Verzicht auf die Sesshaftigkeit die eigene Lebenssituation zu verbessern oder einer bestimmten Gefahr zu entgehen. Demgegenüber entscheidet sich ein digitaler Nomade frei über seinen nicht-sesshaften Lebensstil. Es geht hier weniger um die Verbesserung der Lebensbedingungen als vielmehr um die Verwirklichung der eigenen Pläne. Der Beruf und ein persönlicher Lebensweg hängen unmittelbar zusammen.

In den letzten Jahrzehnten lässt sich der Trend beobachten, dass die Menschen immer mobiler werden, auch wenn die globale Verfügbarkeit von Mobile Internet ungleich verteilt ist. Thomas Heuzeroth spricht in diesem Zusammenhang von „fast 3,3 Milliarden Menschen, die offline bleiben“. Daraus kann man schliessen, dass das digitale Nomadentum stets ein besonderes Privileg für die Menschen in den reichen Weltregionen bleibt. Hier wird es voraussichtlich weiter zunehmen.

 

Titelbild: Asmiana – shutterstock.com

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