Was Introvertierte zu grossartigen Führungskräften macht

Ob im Geschäfts- oder Privatleben, von Führungspersönlichkeiten wird erwartet, dass sie lehren, führen und unterstützen. Deshalb haben die meisten erfolgreichen Führungskräfte ein starkes Selbstvertrauen, sind sehr engagiert und können wichtige Entscheidungen für das gesamte Team treffen.

Da Menschen von Natur aus sozial sind, werden diese Führungsqualitäten mit eher extrovertierten Menschen in Verbindung gebracht. Extrovertierte strahlen Selbstvertrauen in grossen Gruppen aus und schöpfen daraus ihre Energie, so dass sie wie starke Anführer erscheinen. Sie sind nicht nur selbstbewusst und engagiert, sondern auch sehr kompetent darin, Menschen zusammenzubringen, und zeigen ein gutes Urteilsvermögen. Aber daraus zu schliessen, dass introvertierte Menschen nicht ebenso führen und in gewisser Hinsicht sogar bessere Führungskräfte und Manager sein können, wäre falsch.

Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass Introvertierte in komplexen und unvorhersehbaren Situationen die effektiveren Führungskräfte sind. Tatsächlich sind Introvertierte einzigartig darin, Situationen zu meistern, die Extrovertierte nicht bewältigen können und ihre umsichtige Führung ist oft entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Introvertierte Personen sind genauso erfahren in der Mitarbeiterführung und in gewisser Weise haben sie einen Vorteil gegenüber ihren extrovertierten Kollegen. Nur werden die Führungseigenschaften von Introvertierten oft übersehen.

Motiviert durch Produktivität, nicht durch Ehrgeiz

Eines der häufigsten Missverständnisse über Introvertierte ist, dass sie nicht so motiviert sind erfolgreich zu sein, wie sozial engagiertere Menschen. Die Wahrheit ist jedoch, dass sie einfach aus anderen Gründen motiviert sind und Erfolg an anderen Faktoren messen. Das introvertierte Gehirn ist anders vernetzt, weshalb die Belohnungssysteme durch unterschiedliche Reize ausgelöst werden. Statt Anerkennung und beruflichen Aufstieg gewinnt eine introvertierte Führungskraft mehr Zufriedenheit durch die Aufrechterhaltung der Produktivität und die Qualität der Arbeit des Teams.

Zuhören und durchdachte Entscheidungen treffen

Führung erfordert kein ständiges Reden. Gute Führungskräfte wissen, wann sie sprechen und wann sie zuhören müssen. Viele der grössten Führer der Welt waren stille und sanfte introvertierte Menschen, wie Gandhi, Martin Luther King Jr., Mutter Teresa und Nelson Mandela.



Tatsächlich ist die Geschichte mit grossen, introvertierten Führern übersät. Das liegt daran, dass viele Introvertierte die Fähigkeit besitzen zuzuhören, was andere sagen, gesagtes zu verinnerlichen und über Dinge nachzudenken, bevor sie zu einer überlegten Entscheidung kommen.

Aufbau von sinnvolleren Beziehungen

Da introvertierte Personen durch Qualität und Produktivität motiviert sind, werden sie von anderen Menschen häufig als distanziert wahrgenommen und es scheint, als könnten oder wollten sie keine persönlichen Verbindungen aufbauen. Wie bei ihrer Motivation sind die Beziehungen von Introvertierten aber auf andere Prioritäten ausgerichtet. Während sie in grossen Gruppen vielleicht nicht offen dialogorientiert sind, sind Introvertierte grossartig darin, tiefere, sinnvollere Verbindungen zu Mitarbeitern und Kunden in einem persönlichen Umfeld zu entwickeln. Durch diesen echten Beziehungsaufbau ist ein introvertierter Leiter mehr auf jedes Mitglied im Team abgestimmt, als das bei einem extrovertierten der Fall ist.

Weniger anfällig für Ablenkungen

Introvertierte sind zwar nicht von anderen Menschen und ihrer Umgebung abgeschnitten, aber sie sind besser in der Lage, die konstanten Störgeräusche um sich herum auszublenden und sich zu konzentrieren. Sie beziehen ihre Energie aus dem Inneren, so dass sie sich leichter auf die anstehende Aufgabe konzentrieren können, ohne durch laute Gespräche oder andere Bürogeräusche abgelenkt zu werden. Die Fähigkeit, sich inmitten von Ablenkung zu konzentrieren, verstärkt die Qualitäten, die introvertierte Führungskräfte von Anfang an ausmachen. Sie können ihre Motivation für Qualität und Produktivität leichter bewahren und sich auf die Bedürfnisse ihrer Teammitglieder konzentrieren, ohne von anderen Aufgaben oder Anforderungen abgelenkt zu werden.

Probleme werden mit Sorgfalt und ohne Hektik gelöst

Problemlösung ist der Kern jeder guten Führung. Es hat sich gezeigt, dass Introvertierte typischerweise eine dickere graue Substanz im präfrontalen Kortex haben. Das ist der Bereich des Gehirns, in dem abstraktes Denken und Entscheiden stattfindet. Dies führt dazu, dass introvertierte Menschen eine Entscheidung treffen, nachdem sie gründlich über kreative Wege zur Problemlösung nachgedacht haben. Die Forschung hat auch herausgefunden, dass Introvertierte weniger dazu neigen, schnelle Entscheidungen zu treffen.

Da Qualitätsarbeit immer das Ziel von Introvertierten ist, geben sie sich nicht mit Mittelmässigkeit zufrieden. Beispielsweise wird ein introvertierter Leiter ein Projekt weniger wahrscheinlich genehmigen, wenn andere Teammitglieder Einwände oder Bedenken haben. Die Führungskraft wird versuchen, einen Erfolg zu erzielen, indem diese Bedenken adressiert werden, bevor weitergearbeitet wird. Wenn eine Meinungsverschiedenheit entsteht, gibt ein fehlendes Interesse an sozialem Status einer introvertierten Führungskraft den Vorteil, das Thema zum Wohle des Projekts und gegen eigene Interessen angehen zu können.


Problemlösung ist ein wichtiger Aufgabenbereich von Führungskräften. Unterschiedliche Persönlichkeiten gehen dabei auch unterschiedlich heran. (Bild: fizkes – shutterstock.com)

Die besten Führungskräfte sind nicht immer die lautesten und auffälligsten. Die Vorstellung, dass Introvertierte nicht für Leitungspositionen geeignet sind, ist schlichtweg falsch. Die Wahrheit ist, dass jedes Unternehmen gut daran tun würde, den Introvertierten in ihren Reihen zu helfen, sich zu entfalten und sie glänzen zu lassen. Auch wenn sie es vorziehen, das lieber abseits vom Rampenlicht zu tun.

 

Titelbild: UfaBizPhoto  – shutterstock.com

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