Änderung bei der Besteuerung der Lottogewinne – Gewinner ist der Staat

Eine Gesetzesänderung in der Steuergesetzgebung soll die Besteuerung der Lottogewinne neu steuerfrei gestalten, im Sinne einer Gleichbehandlung zu den steuerfreien Casinogewinnen.

Analysieren wir das Schweizer Zahlenlotto.

Im Geschäftsbericht steht: „Der Bruttospielertrag (BSE) stellt die Summe der Einsätze der Spielenden abzüglich der Gewinnsumme der Trefferpläne dar.“ Damit wird die Auszahlungsquote nicht publiziert und das Rechnungslegungsgebot des Bruttoausweises des Erfolges verletzt.

Die Gewinnauszahlungsquote beträgt rund die Hälfte. „[…] die Erkenntnis bleibt: Lotto lohnt sich nicht, und wenn, dann nur in absoluten Ausnahmefällen. Dies liegt hauptsächlich daran, dass nur 54,5 Prozent der Einsätze als Gewinn an die Teilnehmenden zurückfliessen, und somit der zu erwartende Gewinn weit unter dem Einsatz liegt. Die grosse Mehrheit der restlichen 45,5 Prozent fliesst in kantonale Fonds, weswegen Scharfzüngige Lotto gelegentlich auch mit einer (freiwilligen) Steuer gleichsetzen.“ (Quelle: Tagesanzeiger 23.08.2014).

Während beim Roulette eine klare Struktur der Gewinnauszahlung vorliegt und Einsatz und Gewinn in einer nachvollziehbaren Methodik bekannt sind, wird die Auszahlungsquote der Gewinne beim Lotto durch Beschluss festgelegt, welcher so zwangsläufig zum Gewinn der Lottogesellschaft führt. Ansporn ist der Millionengewinn ohne nachvollziehbares Verhältnis von Einsatz, Risiko und Gewinn.

Was passiert mit dem ausgewiesenen Umsatz?

Im Detail steht im Geschäftsbericht, dass über die Hälfte des gespielten Frankens an die Lotto-Gewinner zurückgeht. Ein Drittel des erzielten Umsatzes geht an gemeinnützige Zwecke und der Rest sind Aufwände. Die im Geschäftsbericht ausgewiesenen Umsätze belaufen sich zwischen 421 – 599 Mio. (2003 – 2017), so sind dies nur 45%. Die durchschnittlichen Umsätze liegen somit bei rund 1 Mrd. pro Jahr mit steigender Tendenz.

Zu den Betriebskosten zählen die Löhne für rund 200 Mitarbeitende und die Vertriebskosten. Der siebenköpfige Verwaltungsrat erhielt im Jahr 2016 insgesamt eine Entschädigung von CHF 160 479 (Vorjahr CHF 147 806).

Zurzeit werden die Lottogewinne besteuert und beim Top Gewinn fallen rund 25 – 35% Steuern an, je nach Kanton. Insgesamt gehen damit vom ganzen Bruttoerlös rund 3/4 an den Staat, welcher damit der garantierte Lottogewinner ist. Die steuerfreien Lottogewinne unter CHF 50 sind bei dieser Statistik nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Nun ist vorgesehen, die Lottogewinne von der Besteuerung auszunehmen, eine sicher gerechte Lösung. Eine besondere Steuervergünstigung ist das nicht. Lottogewinne waren bis Ende des letzten Jahrtausends steuerfrei.

Die Schweizerische Lottogesellschaft weist immer wieder auf den guten Zweck hin. Vom Reingewinn werden rund 90% an die kantonalen Fonds überwiesen und weiter an die Sport-Toto-Gesellschaft.

Das Spiel geht so: Es werden 6 Zahlen ausgewählt, welche zwischen 1 und 42 liegen, zusätzlich muss pro Tipp neu eine Glückszahl zwischen 1 und 6 angekreuzt werden. Ein Tipp kostet pro Ziehung CHF 2,50, wobei mindestens zwei Tipps abgegeben werden müssen. Darin sind mögliche Gebühren bereits enthalten.

Die Gewinnchancen sind wie folgt:

Gewinnklasse Anzahl richtiger Voraussagen Gewinnchance 1 zu … (in %) Durchschnittlich erwarteter Gewinn
I 6 Richtige und Glückszahl 31.474.716 (0,0000032 %)
II 6 Richtige ohne Glückszahl 6.294.943,20 (0,000016 %) CHF 1.000.0004
III 5 Richtige und Glückszahl 145.716,28 (0,00069 %) CHF 5.000

Quelle: Wikipedia

Die Wahrscheinlichkeit des Lottogewinnes ist kleiner als von einem Blitz getroffen zu werden. Vom Blitz getroffen zu werden kommt vermeintlich so selten vor, dass wir es gerne als Beispiel für Dinge nutzen, die selten passieren. In der Tat ist es mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 3.000.000 sehr selten. Trotzdem aber 176 Mal wahrscheinlicher, als den Jackpot zu knacken (Q: kelbet.de).

Fazit

Der Einsatz im Lotto lohnt sich nicht. Die Gewinnchancen stehen in keinem Verhältnis zum Einsatz. Genährt wird die Lottospielerei durch die regelmässige Veröffentlichung des Supergewinnes.

Während das Lotto mit einer mageren durch ein Reglement bestimmten Auszahlungsquote von 55% knausert, liegt diese beim Roulette deutlich höher. Durch das Zéro sichert sich das Casino einen Bankvorteil von 1⁄37 · 1⁄2 = 1,35 % auf allen Wetten auf einfache Chancen. Da die Gewinnquoten für die Wetten auf die mehrfachen Chancen so berechnet sind, als ob das Zéro nicht vorhanden wäre, d.h. als ob es nur 36 Zahlen gäbe, beträgt der Bankvorteil bei den mehrfachen Chancen 1⁄37 = 2,70%. Die Ausschüttungsquote beträgt somit 98,65% bzw. 97,30% (Q: Wikipedia).

Die Auszahlungsquote beim Roulette in einem Casino ist damit um ein mehrfaches höher als beim schweizerischen Lotto. Durch das Staatsmonopol beim Lotto sichert sich der Staat einen namhaften Finanzierungsbeitrag, während Casinos mit bis zu 98% Gewinnbesteuerung dramatisch besteuert werden. Wegen der starken Progression kann es sich lohnen, das Casino tageweise zu schliessen, da die Fiskalbelastung überproportional zunimmt. Die Casinos sind unter Aufsicht zur Spielsuchtprävention gefordert. Beim Schweizerischen Lotto kann man problemlos einen Systemschein über CHF 840 abgeben, das wären dann im Monat CHF 8‘450, und niemand prüft, ob der Spieler diese Ausgabe zu tragen vermag. Gleiches ist nicht gleich.

Beim Lotto gewinnt der Staat und beim Casino gewinnt der Staat. Sparen Sie sich das Geld.

 

Quelle: artax Fide Consult – Mitglied von Morison KSi / www.artax.ch
Titelbild: Lim Yong Hian – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. iur. Bernhard Madörin

Seit 2000 ist Dr. iur. Madörin Partner und langjähriges Mitglied des Verwaltungsrates der artax Fide Consult AG. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer hat er als Steuer- und Treuhandexperte die Gesamtverantwortung für die Bereiche Steuern, Recht und Unternehmungsberatung inne und kann heute auf rund 30 Jahre Berufserfahrung als Treuhänder und selbständiger Unternehmer zurückblicken.

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