Vergeben und vergessen? - Die letzte Finanzkrise und ihre Auswirkungen

Gestern noch war sie durch das Beherrschen der täglichen Schlagzeilen allgegenwärtig; heute dagegen scheint sie bereits wieder vergessen zu sein. Doch die Ruhe um die jüngste zurückliegende Finanzkrise trügt, denn wie jedes traumatische Erlebnis hat auch sie unauslöschliche Spuren hinterlassen:

Sicherlich erinnern Sie sich noch an die auslösenden Ereignisse. Zur Auffrischung fassen wir sie trotzdem noch einmal kurz zusammen: Mit Beginn der 1990er Jahre gerieten das US-amerikanische und das europäische Finanzsystem gefährlich ins Wanken, weil einige Banken unverantwortlich hohe Risiken beim Ausreichen von Krediten eingegangen waren. Ein Grossteil der Objekte, die damit finanziert worden waren, brachten statt der erhofften Rendite nur Verluste ein. Als sei das nicht genug des Dramas, kam es rund fünf Jahre später zu einem Konjunkturabsturz, welcher die Situation im ohnehin maroden Finanzsystem weiter verschlechterte. Dank des energischen Durchgreifens von Wirtschaftspolitik und Notenbanken konnte das Schlimmste gerade noch verhindert werden.

Das Wissen darum, dass jene Zeit zahlreiche Altlasten in den Bilanzen der Banken hinterlassen hat, trübt das Vertrauen von Wirtschaft und Investoren bis heute. Zur Absicherung ihrer Zukunft fordern sie ein transparenteres Finanzsystem und mehr Initiative der zuständigen Kontrollorgane. Diesem Wunsch entspricht die Europäische Zentralbank ab diesem Jahr mit einer Neuerung. Im Rahmen des sogenannten „Asset Quality Review“ soll die Bewertung von Banken 2014 erstmals nach einheitlich geltenden Massstäben erfolgen.

Das angestrebte Ziel dieses neuartigen Qualitäts-Checks ist es, eventuell vorhandene Schwachstellen einzelner Institute aufzudecken und durch individuelle Massnahmen beheben zu können – ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zu mehr Vertrauen. Darüber hinaus hindert eine solch zentrale Überwachung die Länder an finanziellen Alleingängen. Somit kann der neu eingeführte „Asset Quality Review“ zugleich als Einstieg in eine Union aller europäischen Banken gewertet werden.

Dies zeigt damit sehr deutlich, welche Lehre die Europäer aus der Finanzkrise gezogen haben: dass eine gemeinsame Währung weit mehr ist als eine Erleichterung des Zahlungs- und Reiseverkehrs. Damit sie funktioniert, muss vor allem auf politischer Ebene Einigkeit zwischen den Ländern und deren Banken herrschen.

 

Oberstes Bild: © morrison77 – Shutterstock.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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