Ring frei! - Mit der richtigen Technik zu mehr Schlagfertigkeit

Kennen Sie das: Während eines Meetings werden Sie von Kollegen oder dem Vorgesetzten verbal angegriffen; aber Sie sind absolut nicht in der Lage, die Situation adäquat zu parieren, weil Ihnen keine passende Antwort einfällt? Beim Geschäftsessen konfrontiert Ihr Gegenüber Sie mit einer (zu) privaten Frage und Sie wissen nicht, wie Sie sich dieser entziehen sollen, ohne patzig zu wirken? Dann sind Sie wohl einfach nicht schlagfertig genug.

Dabei ist Schlagfertigkeit – also die Fähigkeit, sich verbal zur Wehr setzen zu können – erlernbar. Sie lässt sich ebenso trainieren wie ein Muskel oder die Ausdauer. Und wie bei jeder sportlichen Übung kommt es auch hierbei auf die richtige Technik an. Wir haben ausgewiesene Experten um ein paar Tipps für mehr Schlagfertigkeit gebeten – und reichen diese an Sie weiter.

Werden Sie sich zunächst bewusst, dass Sie für jede Antwort auf eine unangenehme Frage oder einen verbalen Angriff rund zwei Sekunden Bedenkzeit haben. Das klingt zunächst erschreckend wenig, ist aber wesentlich mehr als die Annahme, sofort reagieren zu müssen.

wSodann sollten Sie sich klar machen, welches Ziel Sie mit Ihrer jeweiligen Antwort erreichen wollen. Schlagfertig zu reagieren kann nämlich auf verschiedene Weise erfolgen und dementsprechend unterschiedliche Reaktionen auslösen. Kommunikations- und Verhaltenstrainer variieren beim Lehren von Schlagfertigkeit zwischen harter und weicher Technik, da für jeden Gesprächspartner bzw. jede Gesprächssituation eigene Spielregeln gelten.

So erfordern ein Vorstellungs- oder Bewerbungsgespräch und der Kontakt mit Vorgesetzten oder Kunden die weiche Technik; bei der Abwehr von Zudringlichkeiten empfiehlt sich dagegen eine härtere Vorgehensweise. Beim Studieren unserer Tipps für mehr Schlagfertigkeit werden Sie leicht selbst feststellen, wo die Unterschiede liegen und ob die jeweils vorgestellte Technik sich für Ihre Belange eignet.

Abwehr durch Nachfragen
Behauptungen wie „Ihr Zahlenwerk ist falsch!“ oder „Man merkt gleich, dass Sie das zum ersten Mal machen!“ parieren Sie am besten durch konkrete Nachfragen à la

  • Wie meinen Sie das?
  • Wie kommen Sie darauf?
  • Können Sie mir das näher erläutern?
  • Was verleitet Sie zu dieser Annahme?

Diese Technik verschafft Ihnen Zeit, um über eine weitere bzw. die tatsächliche Antwort nachzudenken – auch oder gerade, wenn Sie natürlich genau wissen, was Ihr Gesprächspartner meint. Darüber hinaus ist er durch Ihre Nachfrage gezwungen, einen Beweis für seine Behauptung zu erbringen – und wird im Zweifelsfalle vielleicht sogar daran scheitern.


In einem Gespräch die Kontrolle zu behalten erfordert Schlagfertigkeit. (Bild: Wavebreakmedia / Shutterstock.com)
In einem Gespräch die Kontrolle zu behalten erfordert Schlagfertigkeit. (Bild: Wavebreakmedia / Shutterstock.com)


Abwehr durch Gegenfragen
Eine andere Möglichkeit, sich eines verbalen Angriffs zu erwehren ist, Ihrem Gegenüber eine Gegenfrage zu stellen bzw. die Ausgangsfrage umzulenken. So könnten Sie die – unter Umständen durchaus berechtigte – Attacke „Warum haben Sie das Tagesziel nicht erreicht?“ kontern, indem Sie nachhaken

  • Legen Sie Wert auf Qualität?
  • Möchten Sie wissen, was ich statt dessen erreicht habe?

Der Vorteil dieser Technik liegt darin, dass Sie die Gesprächsführung übernehmen und damit den Gesprächsinhalt beeinflussen können.

Abwehr durch positive Umdeutung
Ein Gesprächspartner, der Sie pedantisch, kleinkariert oder übervorsichtig nennt, meint das in der Regel negativ und möchte Sie kritisieren. Weil Sie wissen, dass jede Medaille zwei Seiten hat, deuten Sie die Aussage einfach um: „Das stimmt: Ich informiere mich gern sehr genau und beachte jedes einzelne Detail.“ Abgesehen davon, dass solche Offenheit jedem Angreifer den Wind aus den Segeln nimmt, haben Sie dem Gespräch eine positive Wendung gegeben und Ihrem Gegenüber einen neuen Blickwinkel eröffnet.

Abwehr durch wörtliches Auslegen
Diese Technik ist aus der Schalk- und Narrenliteratur bekannt und wird Sie an Till Eulenspiegel oder dessen orientalisches Pendant Hodscha Nasreddin erinnern: Nehmen Sie jedes Wort Ihres Gesprächspartners ernst und beantworten Sie jede Frage so konkret wie möglich – auch oder gerade wenn Sie merken, dass diese ironisch oder rhetorisch gemeint war. Häufig verwirrt diese Form der Schlagfertigkeit das Gegenüber dermassen, dass es selbst stutzig wird.

Abwehr durch Sprücheklopfen
Einen ähnlichen Effekt erzielen Sie durch das Zitieren von Sprichwörtern. Dabei gilt: Je weniger sie passen, desto besser – denn was sich unlogisch anhört, regt Ihr Gegenüber zum Nachdenken an und verschafft Ihnen dringend nötige Gesprächspausen. Sollte Ihr Kommunikationspartner im Zuge eigener Schlagfertigkeit die Nach- oder Gegenfrage-Technik anwenden, bleibt Ihnen nur noch die Flucht nach vorn; nämlich die

Abwehr durch Provokation
Bitte machen Sie sich bewusst, dass diese Technik meist zum Gesprächsabbruch führt und die Fronten zwischen den Gesprächspartnern verhärtet. Sie ist also nicht in allen Fällen ratsam und eignet sich nur dann, wenn Sie bereit sind, die Konsequenzen Ihrer Schlagfertigkeit zu tragen. Solche Härtefälle sind Antworten bzw. Fragen wie

  • Das ist Ihre Meinung!
  • Wenn Sie etwas länger darüber nachdenken, kommen Sie sicher von allein darauf.
  • Wovon wollen Sie mit Ihrer Aussage ablenken?
  • Was verunsichert Sie daran?
  • Was hindert Sie, die Wahrheit / sich selbst als Problem zu erkennen?
  • Warum projizieren Sie Ihre Probleme auf mich?

 

Oberstes Bild: © Pressmaster – Shutterstock.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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