In 10 Minuten zum neuen Traumjob – ist Job Speeddating die Bewerbungsform der Zukunft?

Wer qualifizierte Mitarbeiter für sein Unternehmen gewinnen will, weiss, dass es sich oft lohnt, innovative und ungewöhnliche Wege zu gehen. Einer dieser neuen und sehr unkonventionellen Wege nennt sich Job Speeddating. Ja, eine Abwandlung vom Speeddating, bei dem man innerhalb kürzester Zeit möglichst viele Partner vorgesetzt bekommt, die sich binnen einer sehr knapp bemessenen Spanne dem Gegenüber präsentieren müssen. Nur werden beim Job Speeddating eben keine potenziellen Lebenspartner gesucht, sondern neue Mitarbeiter.

Kann so ein Weg, der abseits der eingetretenen Bewerbungspfade abläuft, überhaupt funktionieren? Und wenn er funktioniert, greift er dann auch für alle Bewerberschichten oder sind es nur bestimmte Marktsegmente, die auf diesem Weg neue Mitarbeiter rekrutieren können? Job Speeddating klingt jedenfalls interessant und spannend genug, um einen genaueren Blick darauf zu werfen.

Job Speeddating – der persönliche Eindruck und das eigene Verkaufstalent toppen vorhandene Unterlagen

Was versteht man generell unter Job Speeddating und wie läuft es ab? Es existieren verschiedene Methoden. Im Normalfall ist es so, dass in einer grossen Räumlichkeit – beispielsweise einer Stadthalle – Unternehmen, die Mitarbeiter suchen, und potenzielle Bewerber zusammenkommen. Das greift für die unterschiedlichsten Berufssparten und Jobangebote. Jeder Bewerber hat beim Job Speeddating zwischen 5 und 15 Minuten Zeit – der Mittelwert liegt demnach bei 10 Minuten –, sich dem Unternehmen „papierfrei“ zu präsentieren und Personalentscheider von seinen Qualitäten zu überzeugen. Papier ist erst einmal geduldig, Bewerbungsanschreiben und Zeugnisse treten in die zweite Reihe.

Beim Job Speeddating soll im Vordergrund stehen, so jedenfalls sagt es die graue Theorie, dass auch den Bewerbern eine echte Chance eingeräumt wird, die bei den eingefahrenen Bewerbungsmethoden eher nicht in Lohn und Brot treten würden. Wer also häufiger abgelehnt wurde, für den soll das Job Speeddating eine echte Alternative bilden. Und natürlich bietet dieses Bewerbungsprozedere für beide Seiten etliche Vorteile. Aber Vorsicht, keine der beiden beteiligten Seiten, Bewerber und Personalentscheider, sollten das Job Speeddating auf die leichte Schulter nehmen. Es verlangt beiden Beteiligten höchste Konzentration ab, denn es verzeiht wegen der hohen Geschwindigkeit recht wenig an Fehlern.

Job Speeddating erfreut sich grosser Beliebtheit bei staatlichen Einrichtungen

Wer meint, dass diese Form des Bewerbungsverfahrens und der schnellen Möglichkeit, Mitarbeiter zu rekrutieren, vorrangig von der freien Wirtschaft genutzt wird, der wird sich getäuscht sehen. Gerade Arbeitsämter und Jobcenter haben diese Form des Verfahrens für sich entdeckt, weil binnen kürzester Zeit eine grosse Menge an potenziellen Jobkandidaten durchgeschleust werden kann. Das alles unter der Maxime: Es wird immer jemand im Raster hängen bleiben und einen Job davontragen.

Natürlich sprechen die Arbeitsämter und Jobcenter eine bestimmte Klientel an Mitarbeitern mit diesem Verfahren an. Es wird dabei darauf gesetzt, dass sich gerade Langzeitarbeitslose und Bewerber, die eine geringere Qualifizierung mitbringen, leichter vermitteln lassen, um die Staatskassen zu entlasten. Da der persönliche Eindruck in den Vordergrund und Zeugnisse wie auch Vorkenntnisse und Abschlüsse in den Hintergrund treten, weil schlicht die Zeit fehlt, in die Tiefe zu gehen, sieht man die Möglichkeit gegeben, dass starke Persönlichkeiten, die jedoch ein Manko bei den Zeugnissen mitbringen, eine Chance auf Vermittlung haben. Liegen bei einem regulären Bewerbungsverfahren zentimeterweise Papier vor dem Personaler, punktet hier die Person, die den besten Eindruck vermitteln kann.

Job Speeddating verkürzt den Bewerbungsprozess erheblich

Auch wenn einige Klienten der Arbeitsämter und Jobcenter mit dem Verfahren nicht immer grenzenlos zufrieden sind, so bringt es für die Unternehmen einige nicht unerhebliche Vorteile mit. Der grösste liegt darin, dass für das Unternehmen ein normalerweise langwieriger Vorgang erheblich verkürzt wird. Unternehmen, die an den Job Speeddatings teilgenommen haben, sehen das Prozedere als Ergänzung zu ihrem herkömmlichen Weg, auf dem Personal rekrutiert wird. Ganz ersetzen, so jedenfalls meint die Mehrheit der Personalentscheider, wird das Job Speeddating aber die Regelbewerbung zumindest in absehbarer Zukunft eher nicht.

Für den Bewerber ist das Verfahren auf jeden Fall ein Türöffner, der die Chance auf einen neuen Job erhöhen kann – auch wenn nur in den seltensten Fällen sofort vor Ort ein Arbeitsvertrag geschlossen wird. Der Bewerber merkt allerdings, dass er sich leichter Zugang zum Unternehmen und zur Entscheidungsebene bei der Jobvergabe verschaffen kann. Darum ist es eher nicht verwunderlich, dass derartige Events zumeist im Rahmen von Jobmessen stattfinden – und auch bei Organisationen, die Personalsichtungen bei Hochschulen durchführen.


Job Speeddating – eine Bewerbungsform, die besondere Anforderungen mit sich bringt. (Bild: Robert Kneschke / Shutterstock.com)
Job Speeddating – eine Bewerbungsform, die besondere Anforderungen mit sich bringt. (Bild: Robert Kneschke / Shutterstock.com)


Job Speeddating – eine Bewerbungsform, die besondere Anforderungen mit sich bringt

Wer seine Chance bei einem Job Speeddating wirklich nutzen möchte, muss sich vergegenwärtigen, dass es bei dieser Form des Bewerbungsverfahrens bestimmte Anforderungen gibt, die es zu erfüllen gilt. Auch hier zählt die Vorbereitung auf das Event. Wie kann man sich am besten vorbereiten?

  • Zweckmässigerweise übt man seine Vorstellung vor Freunden oder Familienangehörigen, oder man nimmt sich selbst dabei auf. Ziel muss es sein, seine eigenen Stärken und seine fachliche Kompetenz in drei bis fünf Sätzen unmissverständlich zu präsentieren. Mehr lässt die Zeit einfach nicht zu. Innerhalb dieser Range muss beim Personaler das „Den Menschen will ich kennenlernen“ entstehen.
  • Nur wer es schafft, die Gründe, wieso man der richtige Bewerber für den Posten ist, knackig zu formulieren, hat die Chance auf den Job. Wer stammelt und abschweift, verliert.
  • Das Feld an Unternehmen ist in der Regel vorher bekannt. Darum kann man sich über die Firmen, die man ansprechen will, sachkundig machen. Auch hier zählt: Wer gut über das Unternehmen informiert ist, hat die Nase vorne.
  • Üben, üben, üben und trainieren, trainieren, trainieren. Beim Job Speeddating muss jeder Satz und jede Frage sitzen. Im Schlaf muss man seinen „Auftritt“ beherrschen, denn man hat keine Zeit, Fehler zu korrigieren.
  • Auch beim Job Speeddating gilt: Realistisch bleiben und Übertreibungen meiden. Man sollte nie etwas versprechen, bei dem man sicher ist, es nicht umsetzen und halten zu können. Die Jobzusage ist keine Einbahnstrasse.
  • Glaubwürdig bleiben, und das auch in einem möglichen Zweitgespräch. Das Job Speeddating muss mit dem eigenen Ich korrelieren, denn ansonsten ist beim Zweitgespräch, wenn es um den Vertrag geht, die Luft raus und die Türe wieder zu.

 

Oberstes Bild: © Ersler Dmitry – Shutterstock.com

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