Aufregung durch Grossfusion in der Medizintechnik-Branche: Covidien wird von Medtronic geschluckt

Die Selbstbereinigung des Marktes im Bereich der Medizintechnik nimmt nicht nur Formen an, sie gewinnt sogar richtig an Fahrt. Die Branche weist eine richtiggehende Konsolidierungswelle auf. So hat das US-Unternehmen Medtronic, der Klassenbeste der Branche, massiv zugeschlagen. Für die Summe von rund 43 Milliarden US-Dollar kauft es einen ernst zu nehmenden Wettbewerber und Rivalen, das Unternehmen Covidien, vom Markt weg. Zusätzlich dazu möchte Medtronic die Kriegskassen weiter füllen und beabsichtigt darum, seinen Unternehmenssitz nach Irland zu verlagern, wo weit bessere steuerliche Bedingungen locken.

Medtronic, so heisst der Primus der Branche der Medizintechnik, hat für das Jahr 2014 (spätestens aber für den Beginn des Jahres 2015) einen grossen Coup eingetütet. Die Branchengrösse Covidien, die dem Unternehmen als Rivale Umsatz streitig gemacht hatte, wurde einfach gekauft. 43 Milliarden US-Dollar wollen sich die Amerikaner den Deal kosten lassen – obwohl die Börse in New York Covidien jüngst nur mit rund 32 Milliarden bewertet hatte. Beide Unternehmen, Medtronic aus den USA und Covidien aus Irland, haben sich als Hersteller von Herzschrittmachern einen Namen in der Branche gemacht. Vertraglich hat man den Kauf bereits in trockenen Tüchern, nun müssen nur noch die zuständigen Behörden die Transaktion absegnen und grünes Licht geben. Ist das erfolgt, wird die Übernahme im letzten Quartal des Jahres 2014 oder sofort zu Beginn des Jahres 2015 über die Bühne gehen.

Medtronic will die eigene Produktpalette erweitern

Dass sich Unternehmen der Medizinaltechnik zusammenschliessen, kann seit geraumer Zeit beobachtet werden. Weltweit legt man Firmen in diesem Bereich zusammen, weil man auf diesem Weg sehr effektiv Kosten senken kann und es so möglich ist, die Produktpalette zu erweitern, ohne auf kostenspieligen Wegen Patentrechte erwerben zu müssen.

Auch die Schweiz weiss von diesen Zusammenlegungen ein Lied zu singen. So hat beispielsweise im Jahr 2011 der Gigant im Gesundheitssektor Johnson & Johnson auf dem Schweizer Markt zugeschlagen und das Unternehmen Synthes erworben. Johnson & Johnson liess sich diesen Deal satte 21 Milliarden US-Dollar kosten, um sich die Schweizer einzuverleiben. In diesem Jahr war es dann das amerikanische Unternehmen Zimmer Holdings, das sich einen Wettbewerber kaufte. Diesmal wurde das Unternehmen Biomet aus der Schweiz dem Konzern zugeführt – für einen Kaufpreis von rund 13,5 Milliarden US-Dollar.


Medtronic erweitert mit dem Kauf von Covidien deutlich seine Produktpalette. (Bild: Bobak / wikimedia.org)
Medtronic erweitert mit dem Kauf von Covidien deutlich seine Produktpalette. (Bild: Bobak / wikimedia.org)


Medtronic erweitert mit dem Kauf von Covidien deutlich seine Produktpalette

Ist Medtronic ein ausgewiesener Spezialist für die Bereiche Herzschrittmacher, Stents und Diabetes-Technik, so ist Covidien Experte für Ventilatoren, Pumpen für den Ernährungssektor bei künstlicher Ernährung und OP-Materialien aus dem Standardsektor. Nach der Übernahme durch Medtronic wird aus beiden Unternehmen ein Konzern entstehen, der einen Jahresumsatz von circa 30 Milliarden US-Dollar fährt. Davon entfallen rund 17 Milliarden auf Medtronic – die mit diesem Umsatz einen Gewinn von circa 3,1 Milliarden US-Dollar generieren. Covidien steuert einen Jahresumsatz von knapp 13 Milliarden hinzu, und dies bei einem Gewinn von knapp 2 Milliarden.

Wird der Deal behördlich abgesegnet, wovon auszugehen ist, sind im Konzern insgesamt 87’000 Personen in mehr als 150 Ländern der Erde beschäftigt – unter anderem 1000 Personen in der Schweiz. Gerade die Schweizer wird der Zusammenschluss sehr interessieren müssen, denn der bisherige Sitz der Medtronic für Geschäftstätigkeiten in Asien und Europa liegt im waadtländischen Tolochenaz. Dazu gibt es Standorte in Münchenbuchsee bei Bern und in Neuenburg. Im Jahr 2013 wurde bereits die Schliessung des Werkes in Frauenfeld bekannt gegeben, wodurch 168 Stellen wegfallen.

Der Masterplan bei Medtronic: Firmensitz nach Irland verlagern und Steuerlasten senken

Dass Medtronic das in Dublin ansässige Unternehmen Covidien ausgesucht hat, um einen Kauf nebst Zusammenlegung zu tätigen, hat natürlich einen tieferen Sinn. Das gesamte Prozedere, so Insider, wird in Form einer Inversion über die Bühne gehen. Um das zu gewährleisten, sind circa 20 % des Aktienpaketes des zusammengelegten Unternehmens ausserhalb der USA zu halten. Medtronic wird an der Börse mit fast 61 Milliarden US-Dollar bewertet. Dadurch wird wahrscheinlich, dass die Übernahme zu einem nicht unerheblichen Teil über Aktien gezahlt wird.

Diese Inversion berechtigt dann Medtronic dazu, seinen Hauptsitz aus Mansfield in Massachusetts nach Dublin in Irland zu verlagern und so in den Genuss reduzierter Steuerlasten zu kommen. Muss man in den USA nämlich den Gewinn mit 35 % versteuern, werden in Irland nur günstige 12,5 % verlangt.

Hatte Covidien im Jahr 2012 eine Steuerquote von nur 14,7 % – Auslandsaktivitäten werden höher besteuert –, so lag die Medtronic bei rund 18,5 %. Und das auch nur aus dem Grund, dass man nicht unerhebliche Teile seiner Gewinne im Ausland, zum Beispiel in der Schweiz, belassen hat. Nun müsste aber Medtronic, wenn man die Gewinne aus dem Ausland in die USA verlagern wollte, hohe Steuern bezahlen. Darum ist es sehr wahrscheinlich, dass man den Kauf mit den Geldern aus dem Ausland durchführen wird. So beträgt der aktuelle Cash-Rückhalt von Medtronic rund 14 Milliarden US-Dollar, und ein Grossteil davon liegt im Ausland.

 

Oberstes Bild: © Brues – Shutterstock.com

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