Uhrenhersteller aus aller Welt auf der Baselworld

Eine der wichtigsten und gleichzeitig am meisten unterschätzten Uhrenmessen überhaupt findet derzeit in Basel statt. Auf der Baselworld zeigen insgesamt etwa 1’500 Unternehmen die Zukunft der Uhrenbranche.

Für jedes Budget soll dabei die richtige Uhr zu finden sein – aber ein Besuch zeigt, dass auch in dieser Branche nur die wenigsten Unternehmen grosse Erfolge feiern können.

Einmalige Gelegenheit

Die Baselworld hatte schon immer den Charme einer kleinen Messe für Sachkundige, obwohl es sich streng genommen um eine der grössten Messen der Welt handelt. Die Hersteller präsentieren sich hier in erster Linie zwar dem Publikum, aber natürlich nutzen alle Unternehmen diese Zeit auch, um sich auszutauschen – mit anderen Händlern, Fachjournalisten, privaten Uhrmachern und generell jeder Klientel, die sich für Uhren begeistern kann.

Es kommt selten vor, dass so viele professionelle Unternehmen aus diesem Bereich zusammenfinden. Davon profitieren können in erster Linie die Start-ups: Ice-Watch aus Belgien etwa war noch im Jahr 2007 eine unbekannte Randnotiz in der Uhrenwelt. 2009 war Firmengründer Jean-Pierre Lutgen dann auf der Baselword zu finden, mit 36’000 geliehenen Franken von seiner Frau, um sich einen Stand zu mieten. Gelohnt hat sich die Investition im Nachhinein aber doch – auch für seine Frau.

Eine Chance für Newcomer

Das folgende Beispiel zeigt, wie wichtig eine internationale Präsenz für Unternehmen werden kann, was auch auf verhältnismässig kleine Start-ups zutrifft. Allein durch seine Anwesenheit auf der Baselworld konnte Lutgen innerhalb weniger Wochen international Fuss fassen: Märkte wurden erobert, Lieferungen gingen plötzlich um die halbe Welt. Zahlreiche Unternehmen forderten Ice-Watch auf, mehr Uhren zu produzieren – aber dafür fehlten dem Niemand im Uhrengeschäft die Kapazitäten. Ein Ausweg wurde gefunden, indem Lutgen seine Partner aufforderte, ihm einen Vorschuss in Höhe von etwa 1,2 Millionen Franken zukommen zu lassen.

Das Geld hatte Ice-Watch sofort investiert: 330.000 Uhren hat das Unternehmen 2009 produziert, was etwa fünf Mal so viele Uhren waren wie noch im Vorjahr. Diese Erfolgsgeschichte kann natürlich auch auf jede andere Branche oder Messe projiziert werden. Ganz ohne Aufwand gelang es Ice-Watch jedoch nicht, über Nacht zu einem bekannten Namen im Uhrengeschäft aufzusteigen. Wesentlich waren dabei unter anderem die folgenden zwei Punkte:

Vorbereitung

Beim ersten Besuch auf der Baselworld war Ice-Watch nicht unvorbereitet erschienen. Eine spezielle Webseite, zahlreiche Werbematerialien sowie ein umfangreicher Produktkatalog waren fertig und wurden allen Besuchern gezeigt beziehungsweise ausgehändigt. Ohne eine rigorose Vorbereitung erscheine man amateurhaft, sagt Lutgen – und damit liegt er wohl richtig.

Abheben von der Konkurrenz

Uhren sind Uhren. Das Rad neu erfinden konnte auch Lutgen nicht. Ergo war etwas notwendig, um sich von der Masse der anderen Hersteller zu unterscheiden. Im Fall von Ice-Watch waren es die charakteristischen Farben der Uhren, welche ihnen einen einzigartigen Look geben. Diese Formel trifft auf alle Unternehmen in gesättigten Märkten zu, denn ohne Abstand zur Konkurrenz würde man gegen die etablierten Konzerne schnell untergehen, urteilt Lutgen.

Neupositionierung des Produkts

Wichtig beim Erfolg des Unternehmens war auch, dass Ice-Watch die Position der Uhr in der Gesellschaft hinterfragt hat. Uhren stehen für eine Art Luxusartikel, die gerne auch im Schmuckgeschäft gekauft werden. Lutgen hingegen war der Meinung, dass Uhren auch wie Modeartikel behandelt werden dürfen. Hosen, T-Shirts, Kleider, Pullover und dergleichen mehr werden häufiger neu gekauft – warum nicht auch Uhren?

Die verhältnismässig günstigen Stücke kommen vor allem beim jüngeren, Lifestyle-orientierten Volk gut an: Inzwischen werden etwa 12 Millionen Uhren pro Jahr hergestellt, welche in über 10’000 Geschäften auf dem gesamten Globus verkauft werden. Erfolgsgeschichten dieser Art gibt es aber nicht nur aus Belgien zu berichten, denn auch hierzulande gab es 1988 ein Unternehmen, welches ein Uhren-Revival angestossen hat.


Oberstes Bild: © Andrey Borodin / Shutterstock.com


Luxus aus der Schweiz

Frédérique Constant ist eine inzwischen bekannte Uhrenmarke aus der Schweiz, welche sich damals die Frage gestellt hatte: Wieso sind gute Uhren aus der Schweiz so teuer? Das Ziel war es, klassische und technisch hochwertige Uhren für 800 Franken herzustellen. Erreicht haben die Firmengründer Aletta und Peter Stas ihre eigene Vorgabe, und der Markt hat es ihnen gedankt: Seit 1992 konnte das Unternehmen jedes Jahr um mindestens 10 % wachsen. 128’000 Uhren werden heute jährlich hergestellt, die Marke Frédérique Constant ist ein international geschätzter Name.

Inzwischen verbirgt sich hinter dem Unternehmen auch eine eigene Manufaktur, damit mehr Kontrolle auf den Fertigungsprozess ausgeübt werden kann. Die Baselworld dient für Frédérique Constant damit nur noch als eine Art besseres Schaufenster, welches noch ein wenig zusätzliches Publikum anziehen soll – obwohl es die Marke wohl kaum noch nötig hat.

Eine Branche für den langen Atem

Bis im Uhrengeschäft Erfolge gefeiert werden können, fliesst mitunter allerdings viel Wasser den Bach hinab. H. Moser & Cie beispielsweise wurde bereits 1828 gegründet – und 2002 wieder neu aufgebaut und positioniert. In den vergangenen zwölf Jahren konnte das Unternehmen aber noch nicht einen einzigen Franken Gewinn vorweisen. Eine Umstrukturierung der Firmenleitung soll nun dabei helfen, die Luxusmarke zu entstauben – und tatsächlich gibt sich Edouard Meylan, CEO von H. Moser & Cie, zuversichtlich, bereits 2015 wieder profitabel wirtschaften zu können. Ob es klappt, wird die Zeit zeigen – und dafür ist man ja im richtigen Geschäft…

 

Oberstes Bild: © Andrey Borodin / Shutterstock.com

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