Die Österreichische Post und der Strukturwandel im Unternehmen

Im Zeitalter irgendwo zwischen der klassischen Briefpost und der E-Mail befinden sich vor allem die Versanddienstleister im Umbruch. Als Beispiel kann die Österreichische Post dienen: Dort schwankt das Unternehmen gleichzeitig zwischen hohen Gewinnen und düsteren Zukunftsprognosen. Werfen wir also stellvertretend für wahrscheinlich alle anderen europäischen Länder einen Blick auf die Zahlen unseres Nachbarn.

Die Gewinne sind stabil – aber wie lange noch?

Vormachen müssen wir uns nichts: Während wichtige Amtsbriefe noch immer per Briefpost zugestellt werden, ist es gerade im privaten Umfeld inzwischen üblich, einfach eine schnelle E-Mail zu schreiben. Das bekommt auch die Österreichische Post zu spüren: Das Geschäft mit dem Briefverkehr brach 2013 deutlich ein, genaue Zahlen dazu legte das Unternehmen nicht vor.

Gleichzeitig boomt jedoch ein anderer Sektor: Amazon & Co. sind dafür verantwortlich, dass immer mehr Pakete mit der Post versendet werden. Dieses Paketgeschäft ist dann auch für einen leichten Gewinnzuwachs verantwortlich: Zwar stagnierte der Umsatz auf etwa 2,9 Milliarden Schweizer Franken im Jahr 2013, der Gewinn jedoch konnte um immerhin 2 % auf 226 Millionen Schweizer Franken gesteigert werden.

Gleichzeitig darf man in dieser Berechnung nicht vergessen, dass im letzten Jahr Parlamentswahlen in Österreich waren und daher eine wahre Flut an Informationsschreiben auf die Bevölkerung niedergegangen war. Ob sich diese positiven Zahlen auch im Jahr 2014 halten lassen, ist daher ungewiss – und dessen ist sich offenbar auch die Führung des teilweise staatlichen Unternehmens bewusst, die bereits die richtigen Schritte zu gehen weiss.

Schwere Zeiten für die Angestellten

Bei der Österreichischen Post gibt man sich trotz der relativ guten Ergebnisse nicht zuversichtlich: Das immer weiter sinkende Briefvolumen wird dem Unternehmen auch in Zukunft zu schaffen machen. Dagegen helfen soll eine Konzentration auf das Paketgeschäft, welches das Briefgeschäft kompensieren soll – so zumindest möchte es der Firmenleiter Georg Pölzl.

Während für den Umsatz keine besseren Zahlen erwartet werden, soll der operative Gewinn weiter steigen. Darunter leiden müssen wieder einmal die Angestellten: Da keine Besserung des Briefgeschäfts zu erwarten ist, streicht die Post in den Jahren 2014 und 2015 voraussichtlich 200 bis 400 Stellen. Diese sollen nach derzeitigem Stand der Dinge nicht nachbesetzt werden. Angesichts der Erwähnung des Briefgeschäfts dürfte es sich um Zusteller von Briefpost handeln, welche die wirtschaftlich schwierigen Zeiten für die Post ausbaden dürfen.


Die Zukunft liegt im Paket. (Bild: Sergejs Rahunoks / Fotolia.com)


Die Zukunft liegt im Paket

So zumindest sieht es die Post. Zwar stagnierte der Gewinn bei der Paketzustellung bei einem Wert von 150 Millionen Schweizer Franken, allerdings zeigt man sich dennoch grosszügig und zahlt eine Dividende von 2,31 Schweizer Franken an alle Aktionäre aus. Das sind – immerhin – 0,12 Schweizer Franken mehr als im Jahr zuvor. Da es sich um ein wie bereits erwähnt teilweise verstaatlichtes Unternehmen handelt, profitiert davon auch das gesamte Land Österreich:

Die 52,8 %, welche der Staat an den Anteilen des Unternehmens hält, haben zu einer Gewinnausschüttung in Höhe von 85 Millionen Schweizer Franken geführt. Trotzdem bleibt ein bitterer Beigeschmack bestehen, denn die zunehmende Konkurrenz auf diesem Feld und die wahrscheinlich in den kommenden Jahren noch steigende Bedeutung des Paketgeschäfts werden es der Österreichischen Post schwierig machen – und dazu kommt noch ein zweifelhafter Ruf des Unternehmens.

Datenschutzskandale ausserhalb des Internets

Denn auch die Post scheint Daten zu sammeln: Die Big Brother Awards, welche 2008 in Österreich vergeben wurden, platzierten das Unternehmen an erster Stelle. Die Begründung war unter anderem, dass die Kundendaten bei Nachnahmepaketen gewinnbringend gesammelt und verkauft wurden. Für diese „Datensammelwut“ ist die Firma bei sachkundigen Einwohnern des Landes auch nicht unbedingt beliebt.

Unverständlich erscheint unter anderem die Nachfrage nach dem Geburtsdatum und dem Geburtsort beim Versenden von Nachnahmepaketen – denn beide Daten dürften auf eine Auslieferung des Inhaltes (von altersbeschränkten Inhalten abgesehen) keine Auswirkung haben. Möchte die Post in Zukunft mehr Kunden beliefern und damit Vertrauen zurückgewinnen, sollten einige Geschäftspraktiken also dringend überdacht werden.

Auf dem Rücken der Kunden

Gänzlich an der Bevölkerung vorbeigehen dürften die zwar stabilen, aber nicht berauschenden Zahlen der Post nicht. Ähnlich wie bei der Deutschen Post zu Beginn des Jahres dürfte auch das Österreichische Pendant über eine (weitere) Erhöhung des Portobetrages für den Briefverkehr nachdenken.

Schwierig wird auch der Kampf gegen die Konkurrenz: UPS beispielsweise als internationaler Dienstleister hat nach einbrechenden Gewinnen im Weihnachtsgeschäft 2013 damit begonnen, das in die Jahre gekommene Netzwerk der Infrastruktur auszubauen und zu modernisieren. Andere Unternehmen dürften diesem Beispiel folgen. Es wird also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die Post auch in Österreich den Atem der Konkurrenz im Nacken spürt.

Beispielhaft für Europa

Die Probleme der Österreichischen Post sind nicht hausgemacht (abgesehen von den Datenschutzproblemen). Jeder Dienstleister in diesem Bereich in Österreich und auch der Schweiz wird vor diese Probleme bestellt. Möglicherweise ist das der Preis, den wir für eine zunehmend internetzentrierte Gesellschaft zahlen müssen. Es ist ärgerlich, dass darunter Angestellte und auch Kunden der Unternehmen leiden werden. Gleichzeitig ist es aber vielleicht notwendig, um in der Zeit irgendwo zwischen E-Mail und Briefpost zu bestehen und langfristig bessere Dienstleistungen in dieser Branche erhalten zu können.

 

Oberstes Bild: © Wiski – Fotolia.com

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