Amazon – Opfer der eigenen Strategie?

Der Chef von Amazon, Jeff Bezos, der mit dem Online-Handelsriesen stets versucht, auf einer breiten Basis möglichst viele Interessenten und Leads anzuziehen, hat mit dieser Strategie den Einzelhandel weltweit auf den Kopf gestellt. Durch entsprechenden Bekanntheitsgrad und Webseitentraffic innerhalb der Branche an Volumen zuzulegen, lastet nicht nur die Infrastruktur aus, sondern bringt durch eine Erhöhung der Conversions auch mehr Umsatz. Eine Schlankheitskur bei den Fixkosten ermöglichte es überdies, den Kunden günstigere Preise zu bieten.

An der Wall Street wird das Entstehen von Preiskämpfen durch Nachahmer von Bezos Strategie bereits als „Amazon-Effekt“ bezeichnet. Allerdings frisst die Revolution auch bei Amazon offenbar ihre Kinder. Angesprochen auf das Cloud-Geschäft, sprach Amazon-Finanzchef Tom Szkutak von einer Belastung des operativen Geschäftes durch den Preisdruck in dieser Sparte, dieser sei auch für den jüngsten Einbruch der Amazon-Aktien verantwortlich.

Viele Fondsmanager kauften Amazon-Aktien vor allem aufgrund des aufstrebenden Segments „Amazon Web Services“ (AWS), das für Unternehmen Computerdienstleistungen zur Verfügung stellt. Sie setzten darauf, dass diese Sparte von Amazon in absehbarer Zeit höhere Gewinne erzielen werde als das herkömmliche Handelsgeschäft des Internet-Versandhändlers. Mittlerweile ist in Gestalt von Unternehmen wie Google, Microsoft oder IBM jedoch Konkurrenz auf den Plan getreten, was in der Branche zu einem gnadenlosen Preiskrieg geführt hat. Jeff Bezos hat bereits weitere Preissenkungen angekündigt und wird damit mit Amazon wohl selbst in jene Art von Wettbewerb verwickelt, den er bisher seinen Mitbewerbern aufzuzwingen gewohnt war. Die Frage ist allerdings, wie lange Amazon mit seinen geringen Margen und den über die Jahre eingefahrenen Verlusten gegenüber finanziell gut gepolsterten Kontrahenten wie Google in diesem Kampf bestehen kann.

Trotz Durchhalteparolen von Amazons Tom Szkutak, die verfolgte Strategie der Kundenzufriedenheit werde in absehbarer Zeit das Unternehmen in die Gewinnzone führen, werden die Anleger langsam nervös. Denn Kundenzufriedenheit allein macht noch keine Gewinne, und nachhaltige Margen sind bei Amazon weit und breit nicht in Sicht. Es stellt sich unter diesen Umständen die Frage, wie lange die Investoren den mittlerweile gar nicht mehr so visionären Strategien von Jeff Bezos noch vertrauen werden.

 

Oberstes Bild: © TACstock – Shutterstock.com

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