Wie man Bewerbungskiller vermeidet (Teil III): Was darf man im Bewerbungsgespräch niemals fragen und antworten?

Nachdem in den Teilen I und II die Grundlagen erläutert wurden – konkret: wieso man Bewerbungskiller meiden muss und wie man die Untiefen in einem Bewerbungsanschreiben umschiffen kann –, widmen wir uns in Teil III den Klippen, die in einem persönlichen Interview beim potenziellen Arbeitgeber warten.

Es wäre fatal, würde man den guten Eindruck, den man durch ein perfekt abgefasstes Bewerbungsschreiben hinterlassen hat, im Interview über den Haufen werfen. Und dabei geht das nicht einmal primär durch unangemessene Kleidung, sondern durch ganz profane Sätze, welche die Chance auf einen Anstellungsvertrag umgehend „töten“.


Dies ist ein dreiteiliger Bericht zum Thema „Wie man Bewerbungskiller vermeidet“:

Teil I: Grundlagen: Wieso manche Formulierungen zu vermeiden sind und was man sich vor dem Anschreiben sowie dem Gespräch vergegenwärtigen muss
Teil II: Was ist im Bewerbungsanschreiben zu vermeiden?
Teil III: Was darf man im Bewerbungsgespräch niemals fragen und antworten?


Welche Formulierungen sollte man im Interview meiden?

– Ja, ich war in Teamarbeit eingebunden, aber ich habe es dennoch verstanden, meine Stärken dabei zum Tragen zu bringen. – Das ist eine sehr unbefriedigende Antwort, wenn man auf Teamfähigkeit angesprochen wird. Damit wird impliziert, dass man Teamarbeit nur als notwendiges Übel betrachtet und sich selbst gerne in den Mittelpunkt stellt.

– Meine Fähigkeiten wurden selbst vom Wettbewerb lobend zur Kenntnis genommen. – Nein, ein Wettbewerber darf nie als Referenz herhalten. Selbst wenn es so war, verschweigt man das.

– Ich habe stets hervorragende Leistungen abgeliefert, wurde aber bei Beförderungen dennoch übergangen. – Ja, das kann einen Jobwechsel begründen. Oder es kann die Frage aufwerfen: Gab es Gründe in der Persönlichkeit des Bewerbers dafür, ihn nicht an weiterführende Aufgaben heranzuführen? Und es kann Fragen triggern, ob man seine eigene Leistung nicht doch unrealistisch einschätzt. Darum sollte man sich genau überlegen, wie man derartige Infos ins Gespräch einpflegt.

– Ich würde gerne mein gesamtes Wissen und meine Erkenntnisse aus dem vorherigen Unternehmen gewinnbringend bei Ihnen einbringen. – Und wieder wäre man raus, denn durch die Blume suggeriert das: Man zeigt sich bereit, für einen Arbeitsvertrag gegen Geheimhaltungsvereinbarungen zu verstossen – auch wenn es nicht so gemeint wäre. Wer das signalisiert, ist bei seriösen Unternehmen schlicht chancenlos.

– Meine Kündigung basierte auf einer Meinungsverschiedenheit mit dem Vorgesetzten. – Eine böse Stolperfalle, denn indirekt wird dem Vorgesetzten unterstellt, die Schuld am Ausscheiden zu tragen.

– Nein, ich kenne meine Schwächen nicht. – Man will also zulasten des neuen Arbeitgebers herausfinden, in welchen Bereichen man Schwachstellen hat? Nein, das kann nicht funktionieren. Schwachstellen kennt man und man liefert im Interview Lösungen, um sie zu kompensieren.

– Diese Frage habe ich in den vorangegangenen Interviews häufiger gestellt bekommen. – Man weist nie darauf hin, dass man etliche Interviews hatte, denn das suggeriert eben nicht, dass man selbst begehrt ist, sondern es wirft die Frage auf: Wieso wurde man selbst nie genommen, wenn es daran ging, eine Vakanz zu besetzen?


Fragen zu meinem Privatleben weigere ich mich zu beantworten, da es nicht statthaft ist, derartige Fragen zu stellen. (Bild: Ollyy / Shutterstock.com)
Fragen zu meinem Privatleben weigere ich mich zu beantworten, da es nicht statthaft ist, derartige Fragen zu stellen. (Bild: Ollyy / Shutterstock.com)


– Fragen zu meinem Privatleben weigere ich mich zu beantworten, da es nicht statthaft ist, derartige Fragen zu stellen. – Doch, diese Fragen werden gestellt, auch wenn es eigentlich nicht sein sollte. Der Zweck dahinter ist auszuloten, wie man selbst in der Lage ist, auf diplomatischem Wege Grenzen zu setzen. Gerade bei Führungsaufgaben ist dies unerlässlich, und das Wie wollen Personaler sehen.

– Ich bin heute hier, weil Ihr Unternehmen einen hervorragenden Ruf in der Branche geniesst. – Der Ansatz ist sicher gut, aber wer bei dem Satz bleibt, bedient sich einer leeren Phrase. Nur wenn man im Nachgang erklären und argumentieren kann, worauf der gute oder hervorragende Ruf basiert, kann man damit punkten. Wer nur Webauftritte in Teilen auswendig lernt, wird im Interview scheitern müssen.

– Ist Ihnen entgangen, dass ich darauf in meiner Vita ausführlich eingegangen bin? – Strike-out, again! Natürlich mag es sein, dass der Personalentscheider schlecht vorbereitet ist. Aber eher ist hier anzunehmen, dass der HR-Manager gegenprüfen will: Ist man selbst in der Lage, seine Vita komprimiert zusammenzufassen, und decken sich die Angaben im Interview mit den Angaben, die man im Anschreiben kommunizierte? Darum sollte man in der Lage sein, seine Vita im Schnelldurchlauf lückenlos zusammenzufassen und auf Nachfragen diplomatisch zu reagieren.

– Nein, ich weiss nicht, wo ich mich in fünf oder zehn Jahren sehe. – Hierdurch wird signalisiert, man sei nicht in der Lage, seine Ziele zu visualisieren. Gerade für Führungsaufgaben hat man sich mit diesem Manko umgehend disqualifiziert.

– Was dafür spricht, dass ich diese Vakanz besetze? Ich bin sicher, der beste Bewerber zu sein und meine Mitbewerber zu übertrumpfen. – Selbstbewusstsein ist im Interview wichtig. Selbstsicherheit auch. Aber das darf nie mit Überheblichkeit und Arroganz verwechselt werden.

– Glauben Sie, dass ich in Ihr Team passe und die Position ausfüllen kann? – Der Gegenpart zum vorherigen Punkt. Das signalisiert Unsicherheit und Selbstzweifel. Mit dem Satz schiesst man sich umgehend ins Aus.

– Was erwarten Sie von Ihrem neuen Mitarbeiter? – Das ist viel zu schwammig gefragt und zeigt keinen konkreten Catch auf. Es symbolisiert kein echtes Interesse, sondern wirkt wieder unsicher. Fragen sind stets gezielt zu stellen: Welche Umsatzvorgaben gibt es? Wie gross soll die Produktionssteigerung ausfallen, die mit meinem Einsteigen verbunden ist?

Abschliessend sollte sich jeder Bewerber vor Augen führen, dass es drei Bereiche gibt, die in einem Bewerbungsinterview niemals – wirklich niemals – angesprochen werden dürfen: Religion, Politik, Sexualität. Das sind private Bereiche, die in keinem Unternehmen etwas verloren haben. Beherzigt man all diese Grundlagen, steht einer erfolgreichen Bewerbung weniger als noch zuvor im Wege. Viel Erfolg beim neuen Arbeitgeber!

 

Oberstes Bild: © Andrey_Popov – Shutterstock.com

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