Wie der 3D-Druck die Weltwirtschaft verändern wird

„Sie würden schliesslich auch kein Auto herunterladen, oder?“ Mit dieser Frage versuchen Rechteinhaber von Film, Musik und anderen Medien ein Unrechtsbewusstsein in denjenigen Personen zu wecken, welche sich diese Daten illegal über das Internet beschaffen.

In Zukunft verliert diese Frage jedoch unter Umständen ihren Schrecken, denn durch 3D-Drucker könnten harte Zeiten für die Wirtschaft anbrechen.

Was sind 3D-Drucker?

Kurz gesagt handelt es sich dabei um Drucker, welche nicht nur geschriebene Wörter und Zahlen auf Papier bringen, sondern auch ganze Objekte erstellen können. Dazu ist ein meist recht flexibles Material notwendig, welches in den Drucker gegeben wird. Dann erhält er eine passende Vorlage und kann mit der Arbeit beginnen. Derzeit fristen diese Geräte auch aufgrund der relativ hohen Kosten und der eingeschränkten Anwendungsmöglichkeiten noch ein Nischendasein. In Privathaushalten dürfte ein 3D-Drucker derzeit noch eine absolute Ausnahme darstellen. Sobald diese Produkte jedoch genauso selbstverständlich sind wie ein Computer oder Notebook, kommen rechtlich und ökonomisch interessante Fragen auf uns zu.

Der 3D-Druck gegen die Globalisierung?

Bevor wir zu den wirtschaftlichen Aspekten kommen, soll ein einfaches Beispiel in Form einer Kunststoffschale beim Verständnis helfen. Diese muss derzeit in einem geeigneten Geschäft für wenig Geld gekauft werden. Der stetige Bedarf an diesen Produkten sorgt jedoch dafür, dass die Hersteller von Kunststoffschalen wahrscheinlich noch immer einen ordentlichen Gewinn erwirtschaften. In den kommenden Jahren könnte diese Einnahmequelle versiegen. Ein mögliches Szenario kann wie folgt aussehen:

  • Tauschbörsen im Internet stellen nicht mehr nur Audio-, Video- oder Textdateien zur Auswahl bereit, sondern auch Vorlagen für den 3D-Druck. Mit geeigneten Programmen können Personen dann eine solch beispielhafte Kunststoffschale entwerfen und sie kostenlos – oder auch gegen ein kleines Entgelt – zum Download bereitstellen.
  • Wie hoch auch immer dieses theoretische Entgelt ausfallen würde, es läge mit Sicherheit unter den Kosten für den Neukauf einer solchen Schale. Die Kosten für den Vertrieb, Verkauf und das Marketing, für die Materialien und die Angestellten, welche die Produktion der Schalen überwachen müssen, würden entfallen. Während der Hersteller beispielsweise eine Schale für einen Franken verkaufen muss, um Gewinn zu erwirtschaften, könnte die Person bei der Tauschbörse ein ähnliches Produkt für 20 Rappen anbieten und damit noch immer Geld verdienen.
  • Über kurz oder lang würde dieser Prozess dafür sorgen, dass die Herstellung sehr vieler Produkte, welche aus Kunststoff oder ähnlichen Materialien bestehen, nicht mehr wirtschaftlich wäre. Aber wäre dies – ausser für die betroffenen Unternehmen – überhaupt eine schlechte Nachricht?


Es lassen sich alle erdenklichen Dinge aus 3D-Druckern gewinnen. (Bild: Chesky / shutterstock.com)


Was kann ich und was darf ich?

Theoretisch lassen sich alle erdenklichen Dinge aus 3D-Druckern gewinnen. Praktisch alle Produkte aus Kunststoff zählen dazu, inzwischen gibt es beispielsweise auch Modehäuser, die edles Schuhwerk aus den Geräten herstellen. Massgeschneiderte Objekte können bereits jetzt in Auftrag gegeben werden – für einen Bruchteil des sonst fälligen Preises. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, inwieweit der Privatanwender diesem Modell folgen darf. Spielfiguren von einem Brettspiel etwa sind in vielen Fällen urheberrechtlich geschützt und dürfen somit nicht einfach nachgebaut werden. Aber gilt dies auch für den Privatbedarf? Die Kopie einer CD beispielsweise ist für den Eigenbedarf schliesslich ebenfalls erlaubt. Das alteingesessene Urheberrecht wirkt für 3D-Drucker nicht mehr zeitgemäss, so dass zumindest für Anwälte interessante Jahre bevorstehen.

Wie teuer wird der 3D-Druck?

Derzeit kosten Modelle wie der Ultimaker, ein recht bekannter 3D-Drucker, um die 1.500 Franken. Grösser als ein herkömmlicher Laserdrucker ist das Gerät nicht. Bei Portalen wie Thingiverse treffen sich bereits Nutzer, welche sich über Ideen austauschen und weit über 25’000 Modelle zum Download anbieten. Probleme bereitet hier höchstens die Präzision der Geräte: Günstige Einsteigermodelle wie der Ultimaker sind für professionellere Aufgabenfelder nicht zu gebrauchen, wirklich gute Drucker kosten aber weit über 400’000 Euro.

Für Unternehmen lohnt sich die Produktion der Geräte aber bereits jetzt: Der Gründer von Ultimaker und Hersteller des gleichnamigen Druckers, Martijn Elserman, hat in den letzten drei Jahren 3,9 Millionen Franken Umsatz erzielt. Für eine Nischenbranche wie den 3D-Druck ist das ein ordentliches Ergebnis. Was passieren würde, wenn 3D-Drucker tatsächlich in den normalen Haushalt Einzug hielten, wurde ebenfalls bereits theoretisch untersucht.

Das Zeitalter der Entglobalisierung

Der Atlantic Council, eine Art Denkfabrik in Washington, ist der Ansicht, dass der 3D-Druck für Privathaushalte die Wirtschaft nachhaltig verändern kann. Durch die Herstellung der Produkte direkt beim letztendlichen Verbraucher würden globale Märkte weniger wichtig werden, möglicherweise könnte die derzeitige Abhängigkeit von Unternehmen auf der ganzen Welt gar ganz gelöst werden. Güter würden nicht mehr geliefert werden. Stattdessen kommt ein Plan in einer kleinen Datei über das Internet und wird vor Ort umgesetzt. In Washington vergleicht man die Ankunft der 3D-Drucker mit der Zeit, als PCs die Welt der Informationen für immer verändert haben. Bis es so weit sein wird, vergehen nach Einschätzung des Atlantic Council jedoch noch einmal zehn Jahre.

Fazit

Der 3D-Druck wird immense Auswirkungen auf die Wirtschaft haben: Günstige Alltagsgegenstände für jedermann dürften dafür sorgen, dass vielen Unternehmen, welche sich auf die Herstellung dieser Güter spezialisiert haben, die Luft ausgehen wird. Es bleiben nur noch die rechtlichen Fragen bestehen – welche dieser kleinen Revolution hoffentlich keine Steine in den Weg legen werden. 

 

Oberstes Bild: © Tomas Mikula – shutterstock.com

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