Dr. Thomas Stucki

Neue Finanzkrise? Die Börse ist auf der Suche nach Orientierung

Die Angst vor einer neuen Finanzkrise geht um. Ob sie schon da ist oder nicht, darüber scheiden sich die Geister. In den USA wurden drei grössere Regionalbanken geschlossen und die Credit Suisse musste unter die Fittiche der UBS schlüpfen. Das ist zwar nicht alltäglich, aber bei weitem nicht vergleichbar mit der Situation nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers. Damals haben viele Banken in die maroden US- Hypothekenpapiere investiert und damit viel Geld verloren. Die Verluste frassen ihr Eigenkapital auf und sowohl in den USA, in Europa als auch in Asien und Australien mussten systemrelevante Banken gestützt oder staatlich gerettet werden.

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Gelassenheit weicht der Angst

Fed-Präsident Powell und seine Kolleginnen und Kollegen sprechen schon lange von der Notwendigkeit weiterer Zinserhöhungen. So richtig ernst nahmen die Finanzmärkte sie jedoch nicht. Sollen sie doch die Zinsen im ersten Quartal noch etwas erhöhen, aber dann geht es ab dem Sommer mit raschen Zinssenkungen weiter, so die Marktmeinung. Die SNB sagt bei jeder sich bietenden Gelegenheit, dass die Inflation in der Schweiz zu hoch sei und die Gefahr von Zweirundeneffekten gross ist. Dennoch gingen fast alle Analysten davon aus, dass bei einem Leitzins von 1.25% oder dann spätestens bei 1.50% mit Zinserhöhungen der SNB Schluss ist.

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Die Richtung stimmt, das Tempo nicht

Die Stimmung an den Aktienmärkten könnte fast nicht besser sein. Die Fed und die EZB erhöhen den Leitzins, die Aktien feiern jedoch vage Andeu- tungen von Jerome Powell und Christine Lagarde, dass ein Ende der Zinserhöhungen absehbar sein könnte. Der Swiss Performance Index hat in diesem Jahr 6% zugelegt, seit dem Tief im letzten September sind es 12%. Er liegt damit noch 13% unter dem Allzeithöchst zu Beginn des letzten Jahres. Der deutsche DAX ist seit Anfang Jahr gar 11% und seit dem September satte 27% gestiegen. Mit einer Lücke von 6% hat er das historische Höchst in Griffweite. Der technologielastige Nasdaq ist schon 15% im Plus, liegt damit aber immer noch 26% unter seinem Höchststand.

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Keine vorzeitige Entwarnung bei der Inflation

Die Finanzmärkte bejubeln jede Inflationszahl, die tiefer ausfällt als diejenige des Vormonats, auch wenn sie auf einem Niveau ist, das noch vor zwei Jahren als Katastrophe und Enteignung des Sparers beklagt worden wäre. Das gilt für die 6.5% in den USA und erst recht für die 8.6% in Deutschland, etwas weniger für die 2.8% in der Schweiz. Die Kapitalmärkte reagieren mit sinkenden Renditen, als sei die Inflation in den Schrank der Geschichte verbannt worden. Die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen von 1.2% in der Schweiz oder von angesichts der hohen Inflation mickrigen 2.2% in Deutschland sprechen Bände. So schnell wird die Inflation aber nicht auf das erträgliche und von den Zentralbanken angestrebte Niveau zurückfallen. Die Zusammensetzung der Preissteigerungen hat sich in den letzten Monaten verändert. 2021 und zu Beginn des letzten Jahres wurde der Anstieg der Inflation fast ausschliesslich durch höhere Energiepreise und durch industrielle Produkte wie denjenigen aus dem Baumarkt getrieben. Seither hat deren Einfluss abge- nommen und wurde durch höhere Preise im Dienstleistungssektor, beispiels- weise Restaurants, ersetzt. Bei Dienstleistungen spielen die Löhne eine entschei- dende Rolle. Eine rasche Abnahme des Lohndruckes ist angesichts der immer noch angespannten Arbeitsmärkte aber nicht zu erwarten.

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Die Aktienmärkte sind auf der Suche nach positiven Argumenten

Trotz einem guten Start ins neue Jahr sind die Aktienmärkte anfällig auf rasche Stimmungswechsel. Das ist nicht weiter verwunderlich. Zuerst müssen die psychologischen Schläge des letzten Jahres verarbeitet werden. Gleichzeitig harren noch einige Risiken und Probleme ihrer Lösung und die Sorge vor dem Unbekannten der Zukunft ist nach wie vor gross. Dennoch ist die Ausgangslage für ein positives Aktienjahr 2023 nicht schlecht. Damit es zu einer nachhaltigen Trendwende zum Besseren kommt, müssen aus meiner Sicht mehrere Faktoren stimmen. Am wichtigsten ist die Entwicklung bei der Inflation. Diese wird sich hartnäckig auf einem hohen Niveau halten. Entscheidend wird jedoch sein, dass der Trend nach unten zeigt. Das betrifft vor allem die Kerninflation ohne die Energie- und Nahrungsmittelpreise. Diese wird in den vom Dienstleistungssektor geprägten Volkswirtschaften der Industrieländer zum grossen Teil von den Löhnen geprägt. Sinkende Inflationsraten, auch wenn sie nur langsam sinken, geben den Zentral- banken die nötige Handlungsfreiheit, ihren Zinserhöhungszyklus zu beenden.

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Die Woche der Zinswahrheit

Schlag auf Schlag folgen sich am Mittwoch und am Donnerstag die geldpolitischen Entscheide der Fed, der SNB, der Bank of England und zum Abschluss der EZB. Von allen wird ein weiterer Zinsschritt nach oben erwartet. Da hört die Einigkeit aber auch schon auf. Bei der Frage, wie stark die Zinsen noch angehoben und welche Signale für die Zukunft ausgesandt werden, gehen die Einschätzungen weit auseinander. Von deutlich höheren Zinsen bis hin zu vor der Tür stehenden Zinssenkungen ist alles vertreten. Die Ausgangslage der verschiedenen Zentralbanken ist unterschiedlich. Die Fed hat in diesem Jahr den Leitzins in mehreren im historischen Vergleich grossen Schritten von jeweils 0.75% bereits um 4% erhöht. Im letzten Zinserhöhungszyklus hatte sie für eine Erhöhung von 2.25% drei Jahre gebraucht. Die Zinsen in den USA befinden sich nun über dem konjunkturneutralen Wert und wirken damit bremsend auf die Wirtschaft. Eine Abnahme des Tempos und ein absehbarer Stopp zusätzlicher Erhöhungen im nächsten Frühjahr macht daher Sinn.

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Was wollen uns die Zinsen sagen?

Seit Mitte Oktober ist die Rendite der 10-jährigen Anleihe der Eidgenossenschaft von 1.50% auf 1.00% gefallen. Bei den 10-jährigen Swapzinsen, welche die Obligationen von Unternehmen mit einer sehr guten Bonität repräsentieren, war das Sinken des Satzes von 2.35% auf 1.50% noch ausgeprägter. Der Zinsrückgang beschränkt sich nicht auf die Schweiz. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe ist auf 3.50% gefallen. Das ist bereits 0.60% tiefer als der aktuelle Leitzins der US-Zentralbank Fed, obschon dieser in zwei Wochen mit grosser Wahrscheinlichkeit um weitere 0.50% angehoben wird. Der deutsche Finanzminister muss für 10- jährige Gelder mit 1.80% weniger bezahlen als die 2.00%, welche die EZB den Banken für ihre kurzfristige Refinanzierung verlangt. Ist das nur Wunschdenken, dass die Zentralbanken rasch wieder zu einer expansiven Geldpolitik übergehen werden oder sieht der Kapitalmarkt etwas, das unseren Augen bisher verschlossen blieb? Die Inflationsraten sind von ihren Höchstständen etwas gefallen, sowohl in der Schweiz, in den USA als zuletzt auch in Deutschland und der Eurozone. Der Rückgang hat viel mit dem oft zitierten Basiseffekt und mit den gesunkenen Energiepreisen zu tun. Die Kernrate, welche den grundlegenden Inflationsdruck besser abbildet, tendiert dagegen überall auf einem zu hohen Niveau seitwärts.

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Das Wort "Rezession" wird überschätzt

Am Dienstag werden die Daten zum Wirtschaftswachstum in der Schweiz für das dritte Quartal veröffentlicht. Die Konsensschätzung gemäss Bloomberg erwartet eine reale Zunahme des BIP von 0.3%. Im Jahresvergleich bedeutet das ein Rückgang des Wachstums von 2.8% im zweiten Quartal auf 1.0%. Der Aufholeffekt nach der Coronapandemie ist endgültig vorbei und die Realität des Winters kommt näher. Die Warnungen vor einer Rezession werden zunehmen. Die Unternehmen beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage mehrheitlich immer noch als gut. Die Produktion ist ausgelastet und die Nachfrage nach den Produkten und Dienstleistungen hoch. Es gelingt vielen von ihnen auch, die höheren Kosten über Preissteigerungen weiterzugeben. Wenn es um die Einschätzung der Zukunft geht, sieht es jedoch anders aus. Das Einholen neuer Aufträge ist schwieriger geworden. Die Stimmung ist nicht nur bei den Konsumenten, sondern auch bei den Firmen deshalb auf einen tiefen Stand gesunken.

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An den Kapitalmärkten scheint die Inflation vorbei zu sein

Die Zinsen in der Schweiz sinken wieder. Sie folgen damit dem internationalen Trend. Die Zeit der höheren Zinsen scheint vorbei zu sein. Ob das auf reinem Wunschdenken oder auf einer guten Prognosefähigkeit basiert, werden die nächsten Monate zeigen. Bezüglich letzterem sind Zweifel angebracht. Nichtsdestotrotz: Der Swapsatz für 10-jährige Franken-Anlagen ist seit Mitte Oktober von 2.33% auf 1.68% gefallen. Die 10-jährige Anleihe der Eidgenossenschaft rentiert mit 1.03% nur noch knapp über der 1%- Marke. Von der SNB wird nur noch eine Erhöhung des Leitzinses von heute 0.50% auf 1.25% erwartet. Spätestens im März ist es vorbei mit Zinser- höhungen der SNB.

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Als wäre ein Ballon geplatzt

Die im Oktober tiefer als erwartet ausgefallene Inflationsrate in den USA und eine schlechtere Konsumentenstimmung haben zu einem Sturz des US-Dollars geführt, der an den Devisenmärkten in seinem Tempo und in seinem Ausmass ein seltenes Ereignis ist. Gegenüber dem Franken hat er innert Kürze sieben Rappen verloren. Vor einer Woche musste für einen US- Dollar noch 1.01 Franken bezahlt werden, nun sind es noch 94 Rappen. Während man die Bewegung im CHF/USD-Kurs noch mit einem kleinen Marktvolumen abtun kann, gilt das für den EUR/USD-Kurs nicht. Gegenüber dem Euro hat der US-Dollar in der gleichen Zeit ebenfalls sechs Cent verloren. Es schien, dass mit dem Stich einer Nadel der Ballon der US- Dollar-Hoffnungen geplatzt wäre.

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