Kurz und lang – das ist der richtige Mix

Am Donnerstag wird die Nationalbank den nächsten Zinsentscheid fällen. Ich gehe davon aus, dass die SNB den Leitzins noch einmal um 0.25% auf 2.00% anheben wird. Die Konjunktur in der Schweiz schwächt sich ab, ins- besondere im Verarbeitenden Gewerbe und im Exportsektor. Die Nachfrage beim privaten Konsum ist aber anhaltend hoch, was es den konsumnahen Bereichen wie dem Detailhandel und dem Gastgewerbe ermöglicht, die Preise verbreitet anzuheben. Die Inlandteuerung liegt immer noch über 2% und ist damit im Vergleich zu den in der Vergangenheit üblichen 0.5% viel zu hoch. Die aktuelle Inflationsrate von 1.6% widerspiegelt den Inflationsdruck in der Schweiz nur bedingt richtig.

Die SNB wird sich davon nicht täuschen lassen. Eine weitere Zinserhöhung ist deshalb angebracht.

Die Zeit der Zinserhöhungen ist dann auch in der Schweiz für erste vorbei. 2.00% ist kein hohes Zinsniveau. Die letzten Zinserhöhungszyklen beendete die SNB im Bereich von 3%, allerdings war jeweils der Ausgangszins beim Start höher. Das Ausmass des Zinsanstiegs ist diesmal ähnlich. Zudem haben sich die Haushalte und die Firmen in den letzten 10 Jahren an sehr tiefe Zinsen gewöhnt, wodurch der gefühlte Zinsanstieg, der die Konsum- und Investitionsentscheidungen massgeblich beeinflusst, stark ist.

Flache Zinskurve

Das Ende der Leitzinserhöhungen ändert die Rahmenbedingungen für die festverzinslichen Finanzprodukte. Das betrifft nicht nur die Anlegerinnen und Anleger, welche sich überlegen müssen, ob und in welche Obligationen sie investieren wollen, sondern genauso die Finanzierungsseite der Unternehmen und der privaten Haushalte. Soll ich eine SARON-Hypothek machen oder doch eine Festhypothek? Die Zinskurve ist momentan flach wie ein Bügelbrett. Der Zinssatz für eine Geldmarkthypothek ist gleich hoch wie derjenige für Festhypotheken jeglicher Laufzeit bis 10 Jahre.

Für den Entscheid, welche Hypothek die richtige ist, sind zwei Faktoren wichtig. Wie entwickeln sich die Zinsen in den nächsten Jahren und wieviel Zinsunsicherheit kann ich mir finanziell und emotional leisten? Die Zinsen für das nächste Jahr zu prognostizieren, ist schwierig. Das Zinsniveau in fünf Jahren vorherzusagen, ein Spiel mit dem Glücksrad. Ein brauchbarer Anhaltspunkt ist daher eine Schätzung für das durchschnittlich zu erwartende Zinsniveau über einen Zinszyklus.

Stabile langfristige Hypothekarzinsen

Die Inflationsrate in der Schweiz wird sich im mittleren Bereich des Zielbandes der SNB einpendeln, also bei 1%. Die SNB hat ein Interesse daran, dass der reale Zinssatz leicht positiv ist und damit im Mittel den Leitzins bei 1.5% halten. Geldmarkthypotheken dürften somit im Schnitt etwas billiger sein als heute. In der Regel sind die Zinsen für längere Laufzeiten höher als für die kürzeren. Der 10jährige-Swapzins wird sich im Bereich zwischen 2.00% und 2.50% bewegen. Unter Einbezug der Marge der Banken wird der Zins für langfristige Festhypotheken im aktuellen Bereich oder leicht höher sein.

Der zweite Faktor der Tragbarkeit plötzlicher Zinserhöhungen für das eigene Budget ist individuell. Dieser legt fest, welcher Anteil der Finanzierung aus Planungs- und Sicherheitsüberlegungen langfristig angebunden werden soll, auch bei den im Vergleich zu den Vorjahren optisch hohen Zinssätzen. Was sich nicht lohnt, ist mit einer drei- oder vierjährigen Festhypothek auf tiefere Zinsen in drei oder vier Jahren zu setzen. Deshalb sollte der «freie» Teil der Finanzierung über eine SARON-Hypothek abgeschlossen werden. Damit profitiert man von im Durchschnitt tieferen Zinsen und einer im Normalfall ansteigenden Zinskurve.

 

Titelbild: Symbolbild © TippaPatt – shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});