Betriebliches Gesundheitsmanagement – Vergessen Sie Wasser und Obst

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) – „Das sind doch diese Sportkurse für Mitarbeiter oder ein firmeninternes Fitnessstudio. Kostenloses Wasser und Obst für alle. Die Kantine serviert gesundes Essen, und Bürostühle und -tische sind verstellbar, schön ergonomisch alles. Jeder wird gesund gemacht – am Arbeitsplatz.“

Ich sage Ihnen: Genau das ist es nicht. Diese Auffassung von BGM ist nur teilweise richtig. Das Beschriebene fällt unter den Begriff Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Was genau ist der Unterschied?

Klar, „BGM“ und „BGF“ drehen sich natürlich beide um betriebliche Gesundheitsthemen. Betriebliches Gesundheitsmanagement umfasst jedoch weit mehr als nur singuläre gesundheitsfördernde Einzelmassnahmen für Mitarbeiter. BGM ist ein Teil der Strategie und damit eine Managementaufgabe.

Als Teil der Firmenstrategie und vor allem als Teil der Unternehmenskultur werden alle betrieblichen Prozesse, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter erhalten und fördern, eingeführt und gesteuert. Ein erfolgreiches BGM ist Teil der Unternehmensziele und in der Unternehmensstrategie fest verankert. Zu einem umfassenden Programm gehören daher Massnahmen in folgenden Bereichen:

  • für den Menschen selbst,
  • für das Arbeitsumfeld,
  • für der Arbeitsinhalt,
  • für die Arbeitsorganisation,
  • und für den Arbeitsplatz.

So werden folgende Themenbereiche implizit in das BGM einfliessen:

  • Betriebskultur
  • Ergonomie
  • Aufgabengestaltung
  • Führung
  • Absenzen
  • Infrastruktur
  • Vereinbarkeit von Arbeit und Familie
  • Personalwesen
  • Analyse von Kennzahlen
  • Nachhaltigkeit

Verhalten und Verhältnisse

Es wird deutlich: BGM sollte sowohl bei den Personen, dem Verhalten, als auch bei den Arbeitsbedingungen, sprich Verhältnissen, ansetzen. Wer sich um beides gleichermassen bemüht, betreibt tatsächlich BGM. Die Förderung von Gesundheit wird dementsprechend in allen wichtigen Entscheidungen und in allen Bereichen des Unternehmens systematisch und zielorientiert berücksichtigt.

Die Chefs hinterfragen dabei auch hin und wieder ihren Führungsstil: „Ist meine Art der Führung positiv für das Wohlbefinden meiner Mitarbeiter? Ermögliche ich allen eine ausgewogene Work-Life-Balance?“ Einige Arbeitgeber denken womöglich noch: Gesundheitsbewusst leben liegt in der Verantwortung des Einzelnen. Wieso also sollte der Chef sich da einmischen? Eine berechtigte Frage.

Natürlich ist Gesundheit ein Thema, mit dem sich jeder Erwachsene selbst beschäftigen sollte. Fakt ist: Viele tun es aber nicht. Keine Zeit, keine Lust, nicht genügend Bewusstsein dafür. Der Arbeitsplatz ist aber ein Ort, wo viele erreicht und für das Thema sensibilisiert werden können, die sonst wenig für ihre Fitness und ihr Wohlbefinden tun. Hier lässt sich also wirklich etwas verändern!

Aus wirtschaftlicher Sicht eine lohnende Investition: Die Gesellschaft wird immer älter und mit höherem Alter steigt die Krankheitsanfälligkeit. Um wertvolle Fachkräfte möglichst lange zu halten, liegt es also durchaus im Interesse der Führungskräfte, für mehr Gesundheit und Fitness im Unternehmen zu sorgen. Natürlich ist BGM aber keine Einbahnstrasse. Weder ist der Arbeitgeber allein für einen gesunden Lebenswandel seiner Mitarbeiter verantwortlich, noch liegt die Verantwortung allein bei den Arbeitnehmern, die Strukturen im Unternehmen nur marginal beeinflussen können.


Die Statistik zeigt die Ergebnisse einer Arbeitnehmerumfrage zur Bewertung einzelner Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements. (Quelle: © Statista)

BGF als Teil von BGM

Beschliesst ein Unternehmen, ein effektives BGM einzuführen, sind BGF-Massnahmen unabdingbar. Die Gesundheitskurse werden auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter zugeschnitten. Sie lassen sich ganz gezielt einsetzen, um etwa Krankheiten, Burn-out und Rückenproblemen vorzubeugen und sind als Interventionen beziehungsweise Prävention zu verstehen.

Dazu zählen alle gesundheitsfördernden Aktionen im Betrieb: Ernährung, Bewegung, Entspannung und Gesundheitschecks. BGF ist damit zwar ein essentieller, aber nur ein Teil des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Skeptischen Mitarbeitern müssen die Vorteile erst bewusst werden: etwa die aktive Mitgestaltung des Arbeitsumfelds, das verbesserte Betriebsklima, die Zunahme der Leistungsfähigkeit und die Steigerung der eigenen Gesundheit zu kostengünstigen oder kostenfreien Konditionen.



Zur Tat schreiten

Um Betriebliches Gesundheitsmanagement wirklich in der Firmenstrategie zu verankern, empfiehlt sich ein stufenweiser Aufbau. Die BGF-Massnahmen dürfen dabei nicht fehlen. Zuerst jedoch müssen dafür die grundlegenden Strukturen geschaffen werden. Gesundheitsmassnahmen aufs Geratewohl ins Leben zu rufen, ist sehr blauäugig und teuer. Normalerweise würde ja auch niemand irgendwelche Weiterbildungsmassnahmen einkaufen, sondern angepasste Seminare und Workshops an die jeweiligen Wissenslücken, die es zu schliessen gilt. Schliesslich werden konkrete Handlungen geplant, Ziele festgehalten und umgesetzt. Der letzte Schritt umfasst die Evaluation der Ergebnisse.

Was man bekommt: Gesunde, leistungsfähige und zufriedene Mitarbeiter bringen langfristig gesehen mehr Profit. Höchste Zeit also mit aktiver Prävention zu beginnen, um Mitarbeiterengpässe aufgrund von krankheitsbedingten Fehlzeiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Denn durch längere Ausfälle geht nicht nur Arbeitszeit verloren, auch die Unternehmenskosten steigen. Ein Blick auf die Zahlen verrät, dass sich mit einem vernünftigen BGM einige Kosten einsparen lassen. Der Return on Investment liegt laut Booz & Company bei rund 16 zu einem eingesetzten Franken.

 

Artikelbild: © Vasin Lee – Shutterstock.com

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Mehr zu Peter Regli

Peter Regli und der Sport bilden eine untrennbare Einheit. Der ehemalige Leichtathlet und Trainer im Spitzensport ist heute Dozent, Referent und Autor zu den Themen Gesundheit und Gesundheitsmanagement für Menschen und Unternehmen. Seine Erkenntnisse aus Praxis, Erfahrung und wissenschaftlicher Forschung setzt er ein, um Menschen und Unternehmen auf dem Weg zu einem fitten, gesunden Leben und mehr Leistungsfähigkeit zu begleiten. Mehr unter www.peter-regli.ch oder pr@peter-regli.ch.

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