BGM-Baustein: Arbeitssicherheit

Rund 270.000 Arbeitsunfälle meldet das Schweizer Bundesamt für Statistik jedes Jahr. Diese Zahl hat sich in den letzten 18 Jahren kaum verringert. Dabei war der technische Fortschritt in diesen zwei Dekaden so enorm, dass man meinen könnte, die Arbeitssicherheit wäre ebenfalls revolutioniert worden.

Ist sie auch. Alle potenziell gefährlichen Maschinen, insbesondere Schneidegeräte, sind seit langem mit Totmannschaltern ausgestattet, die dafür sorgen, dass etwa eine Säge sofort stoppt, wenn der Schalter losgelassen wird.

Selbst in Zügen stellt so ein Knopf sicher, dass der Lokführer noch bei Bewusstsein ist und keine Notbremsung eingeleitet werden muss. Autos verfügen seit gut zehn Jahren über immer mehr Sensoren – Einparken und Rückwärtsfahren gehen fast von allein; auch das komplett automatisierte Fahren steht schon in den Startlöchern.

In Sion kutschieren seit März die ersten selbstfahrenden Busse Personen durch die Innenstadt – noch fahren sie im Schneckentempo und bremsen selbst für Plastiktüten, doch die Technik verbessert sich zusehends. Ganz ähnlich sind Roboter in Produktionshallen ausgerüstet. Menschen können in deren unmittelbarer Nähe arbeiten, ohne befürchten zu müssen, durch den Schlag eines mechanischen Arms verletzt zu werden. Vor einigen Jahren war das noch undenkbar.

Von Fehlern und Fahrlässigkeit

Warum geschehen trotz der fortgeschrittenen Technik noch so viele Unglücke? In der Holzverarbeitungsindustrie, bei Waldarbeitern, im Baugewerbe, bei Dachdeckern, im Steinverarbeitungsgewerbe, bei Bergbahnangestellten, im Metallverarbeitungsgewerbe oder bei Strassentransporten, ja selbst bei Dienstleistern, die die meiste Zeit im Büro verbringen? Der Grund ist denkbar simpel: Keine der automatisierten Sicherheitsweichen berücksichtigen Unkenntnis oder Unachtsamkeit. Die Analyse der Unfälle beweist, beim Gros der Geschehnisse wurden Regeln verletzt.

Ein „Ach, ich mach das eben noch schnell“ führt im Handumdrehen zu einem folgenschweren Fehler. Ist der Helm schon abgesetzt, stellt eine Beule noch das geringste Übel dar. Im schlechtesten Fall, büsst der Unachtsame mit dem Leben dafür. Eine Flasche mit ätzenden Chemikalien eben noch zudrehen, obwohl die Schutzhandschuhe schon ausgezogen sind, ist keine gute Idee.

Klar, kann das gut ausgehen, aber es kann genauso gut in bösen Narben und sogar in Arbeitsunfähigkeit enden. Es reicht aber auch schon, unwissend durch einen frisch gewischten Flur zu gehen, um auszurutschen. Malheure passieren eben schnell. Wer derart unachtsam vorgeht, denkt in solchen Momenten entweder nicht nach oder meint „mir wird schon nichts passieren“. Und natürlich geht jeder erst einmal davon aus, dass ihm nichts passieren wird, gerade bei Routinehandlungen oder vermeintlich harmlosen Situationen. Niemand rechnet mit einem Missgeschick oder Unglück.

Versehentliche Fehler sind das eine. Grobe Fahrlässigkeit das andere. Wenn ein Waldarbeiter die perfekte Ausrüstung besitzt – Kettensäge mit Totmannschalter, Schutzkleidung – diese aber nicht nutzt, sind Unfälle nur eine Frage der Zeit. Wie oft sehe ich Bauarbeiter, die über Balkongeländer balancieren, weil der Weg über das Baugerüst einen Umweg darstellen würde. Das kann nicht nur dem unvorsichtigen Kletterer das Leben kosten, sondern auch der Person, die nichtsahnend unten vorbeiläuft, aber im Falle eines Sturzes ebenfalls Leidtragender ist.



Vermeidbare Kosten

Unfälle sind nicht nur ärgerlich, unnötig und manchmal sehr traurig. Sie sind darüber hinaus teuer! Vertretungen müssen neu eingearbeitet und eventuell sogar neu angeworben werden. Von den Behandlungskosten der verletzten Personen ganz abgesehen.

Deswegen ist es als Arbeitgeber wichtig, den eigenen Leuten die nötige Ausrüstung zur Verfügung zu stellen. Genauso zentral für die Gestaltung eines sicheren Arbeitsplatzes: Immer wieder an Sicherheitsvorkehrungen erinnern und die Einhaltung der Vorschriften konsequent einfordern! Klären Sie die Mitarbeitenden regelmässig auf und achten Sie darauf, dass jeder ein Mindestmass an Erholungszeit einhält. Ein übermüdeter Transporterfahrer etwa ist immer ein enormes Sicherheitsrisiko.

Ein gutes betriebliches Gesundheitsmanagement umfasst daher auch den Bereich Arbeitssicherheit.

Die wichtigsten Themen beim Arbeitsschutz sind sicher: Erholungszeit, Schutz vor Gefahrenstoffen, Ausrüstung und Arbeitskleidung, Arbeitsmedizinische Beratung, Wartung und Instandhaltung von Geräten, aber auch die Arbeitsplatzgestaltung in Büros, Werkstätten und Fabrikhallen.

Am 28. April ist der Welttag für mehr Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz. Schauen Sie doch auch mal wieder in Ihrem Betrieb genau hin. Wo gibt es noch Potenzial beim Schutz Ihrer Mitarbeitenden? Können Sie über Gefahren noch systematischer informieren? Welche Konsequenzen ziehen Sie, wenn sich jemand nicht an die Vorschriften hält? Sind alle Mitarbeiter auf dem neusten Stand?

Denken Sie daran: Gute Arbeit leistet nur der, der sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren kann.

 

Artikelbild: © rocharibeiro – Shutterstock.com

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Mehr zu Peter Regli

Peter Regli und der Sport bilden eine untrennbare Einheit. Der ehemalige Leichtathlet und Trainer im Spitzensport ist heute Dozent, Referent und Autor zu den Themen Gesundheit und Gesundheitsmanagement für Menschen und Unternehmen. Seine Erkenntnisse aus Praxis, Erfahrung und wissenschaftlicher Forschung setzt er ein, um Menschen und Unternehmen auf dem Weg zu einem fitten, gesunden Leben und mehr Leistungsfähigkeit zu begleiten. Mehr unter www.peter-regli.ch oder pr@peter-regli.ch.

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