Besserer Umgang mit Freelancern

Dein Freelancer, das unbekannte Wesen

Mancher muss sich noch daran gewöhnen, aber die medial vermittelte Auftragsvergabe, -annahme und -bearbeitung ist heute zunehmend Realität. Die verteilten Aufgaben verschwinden irgendwo im Netz und wie von Zauberhand kommt die mehr oder weniger zufriedenstellend durchgeführte Arbeit zurück. Ob Texte, Grafiken, Fotografien, Werbeideen oder selbst Konstruktionen – mehr als eine E-Mail- und Rechnungsadresse erfährt man häufig nicht von seinem Dienstleister. 

Dennoch: Auf der anderen Seite des Bildschirms sitzt ein Mensch aus Fleisch und Blut. Obwohl Co-Working-Büros wie Pilze aus dem Boden schiessen, in denen sich die freischaffenden Projektmitarbeiter zunehmend gerne tummeln, arbeitet das Gros der Freelancer noch in den eigenen vier Wänden. Und auch wenn die Person diesen Arbeitsweg so gewählt hat: Es bleibt eine einsame Angelegenheit.

Freelancer lieben die Ungestörtheit ihres Zuhauses. Keine zickigen Kollegen, kein Schulterblick eines Vorgesetzten und kein übermächtiger Boss stören den Freischaffenden während seiner Arbeit. Die Ergebnisse der Freien sind deshalb häufig mehr als beachtlich und so mancher Chef wünscht sich eine solche Qualität von seinen eigenen Leuten. Dennoch: Freelancer sind auf Kommunikation angewiesen und können nur so gut arbeiten, wie sie „gefüttert“ werden. Dazu sind ein paar wichtige Dinge zu beachten:

1. Freelancer sind sensibel. Gegenwärtig sind die meisten Tätigkeiten der freien Mitarbeiter noch auf die kreativen Berufe beschränkt. Das bedeutet, dass sie tief in ihre Trickkiste greifen, um jedes Projekt mit einem guten Gefühl abgeben zu können. Ein einziger Satz kann schon mal einige Minuten in Anspruch nehmen, was mitunter sehr anstrengend ist. Zu bedenken gilt hier, dass das Gehirn schon im Ruhebetrieb ¼ der verfügbaren Körperenergie beansprucht. Bei Mitarbeitern, welche hauptsächlich mit diesem Organ arbeiten, steigt dieser Anteil deutlich.

2. Bessere Bezahlung lohnt sich. Ein Freelancer hat zwei Möglichkeiten, um ein akzeptables Einkommen zu generieren: Masse oder Klasse. Aufträge, welche nur mickrige Renditen abwerfen, müssen entsprechend dicht gepackt werden. Um dann noch Geld zu verdienen, hat der Freelancer umso weniger Zeit sich mit dem einzelnen Auftrag zu beschäftigen. „If you pay peanuts, you only get the monkeys“ – dieser Grundsatz gilt ganz besonders für die Bezahlung von Freelancern. Im Umkehrschluss nimmt sich der Freelancer entsprechend mehr Zeit, um einen gut und angemessen bezahlten Auftrag zu bearbeiten. Die Qualität des Ergebnisses machen die Mehrkosten in jedem Fall wieder wett. 


Zeit ist Geld. (Bild: Ditty_about_summer / shutterstock.com)


3. Zeit ist Geld, besonders bei Freelancern: Ein Freelancer verdient nur dann Geld, wenn er die Bearbeitung seiner Aufträge intelligent organisiert. Es ist definitiv kein Zeichen für Fahrigkeit und Nachlässigkeit, wenn ein Freelancer seinen Auftrag stets auf die letzte Minute abgibt. Dies bedeutet lediglich, dass er das zur Verfügung stehende Zeitfenster optimal genutzt hat. Braucht ein Freelancer für einen Auftrag nur drei Stunden, hat dafür aber drei Tage Zeit, wird er immer jeden verfügbaren Auftrag vorher abarbeiten, um am Ende der Woche seinen Schnitt zu machen.

4. Freelancer sind manchmal furchtbar einsam. Gerade bei den Home-Office-Freelancern kann es passieren, dass sie tagelang mit keiner Menschenseele sprechen. Eine aufmunternde oder freundliche E-Mail kann bei ihnen mitunter schlummernde Kräfte wecken. Vermeiden Sie aber unbedingt, Ihre schlechte Laune am Freelancer auszulassen. Es sind scheue Wesen, welche schnell entschlüpfen und einfach keine neuen Aufträge von Ihnen mehr annehmen werden, wenn sie sich verletzt fühlen.

5. Nehmen Sie sich Zeit für das Briefing. Ein erfahrener Texter, Grafiker oder Konzeptionist hat zwar nach einiger Zeit gewisse hellseherische Fähigkeiten herausgebildet, darauf verlassen sollten Sie sich jedoch nicht. Haben Sie genaue Vorstellungen von Ihrem Projekt? Dann schreiben Sie sie ins Briefing. Vage Andeutungen machen und anschliessend alles verwerfen weil Sie sich das Ergebnis anders vorgestellt haben, geht nicht unbedingt immer zu Lasten des Freelancers.

6. Bleiben Sie ehrlich. Können Sie versprochene Projekte nicht buchen, dann teilen Sie das Ihrem Freelancer mit. Gerade wenn schon mehrere Projekte erfolgreich abgeschlossen wurden, bildet sich auch in der unpersönlichen Kommunikation wie mit einem Freelancer eine gewisse Vertrautheit heraus. Aber jeder Profi weiss: Nur gebucht ist fix vereinbart. Versprechungen, Ankündigungen, Nachfragen, vage Ideen hören Freelancer täglich und wissen damit umzugehen. Also: Keine Angst vor Budgetkürzungen, Strategiewechsel oder geänderten Vorgaben beim Umgang mit freien Mitarbeitern. Gute Freelancer verhungern so schnell nicht und können eine Absage vertragen. Gehen Sie nur nicht hin und fangen mitten in einer Projektreihe an, die Leistung ihres Freelancers schlecht zu reden um ihn loszuwerden. Das ist auch eine Frage der Fairness. Ein bei Ihnen zugesagter Auftrag kann unter Umständen fünf Absagen des Freelancers bei anderen Kunden bedeuten. Darum ist ein ehrliches und freundliches Ende der Zusammenarbeit stets der bessere Weg, als solange den Freelancer mit Revisionen zu blockieren, bis dieser entnervt aufgibt.

Freelancer sind eben doch ganz normale Menschen und Mitarbeiter, wie jeder andere auch. Mit respektvollem Auftreten gewinnt man auch in einer medial vermittelten Kommunikation das notwendige Vertrauen um eine gewinnbringende Partnerschaft aufzubauen. Vergessen sie auch nicht, dass Freelancer meistens gut vernetzt sind. Weiten sich Ihre Projekte aus, kann ihr Freelancer Ihnen unter Umständen weitere Partner empfehlen. Also: Machen Sie sich Ihren Freelancer zum starken Partner, davon können Sie nur gewinnen.

 

Oberstes Bild: © Ditty_about_summer – shutterstock.com

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