Preisgestaltung für Existenzgründer 2: Der Produktionsbetrieb

Nachdem wir uns im ersten Teil der Reihe Preisgestaltung für Existenzgründer dem Handel gewidmet haben, schauen wir jetzt in den weitaus komplexeren Bereich der Produktionsbetriebe. Hier sind bei der Preisgestaltung vom Existenzgründer nicht wesentlich andere, aber weitaus detailliertere Betrachtungen bezüglich der Preise für produzierte Wirtschaftsgüter anzustellen.

Produktionsbetriebe sind aufwändige Komplexe

In der Regel besteht ein Produktionsbetrieb aus mehreren Abteilungen von der Produktion über das Lager bis hin zur Verwaltung. Massgeblich wichtig für die Produktion selbst sind die Produktionsarbeiter, Produktionsanlagen und eventuell notwendige Bereiche der Zuarbeit. Dazu gesellen sich Abteilungen für die Produktentwicklung, das Marketing, den Versand und die Verwaltung. Hier entstehen Kosten, die letztlich neben den reinen Materialkosten mit in die Preisgestaltung einbezogen werden müssen.

Vom Material zum Produkt

Keine Produktion funktioniert ohne Rohstoffe und Materialien. Diese müssen folgerichtig eingekauft werden, bevor eine Produktion beginnen kann. Dementsprechend wichtig ist es für Gründer, die Kosten für Rohstoffe, Material oder Halbfertigfabrikate gut zu kennen, um diese letztlich auch in die Preisgestaltung für die fertigen Produkte mit einfliessen lassen zu können. Das erfordert schon im Vorfeld eine ausgiebige und vor allem professionelle Recherche nach den besten Anbietern. Schon hier ist ein hohes Mass an Verhandlungsgeschick vonnöten, um Ausgangsstoffe so günstig einzukaufen, dass diese den Verkaufspreis des fertigen Produktes nicht unnötig in die Höhe treiben.

Aufwand für Gebäude, Maschinen und Anlagen

Eine moderne Produktion hochwertiger Güter erfordert das jeweils passende Umfeld. Produktionshallen, Maschinen, Geräte und Werkzeuge bestimmen die Sachausstattung im Betrieb genauso, wie die Ausgestaltung jedes einzelnen Arbeitsplatzes. Meist müssen für die Erstausstattung von Produktionsunternehmen mehrstellige Beträge investiert werden, um überhaupt arbeitsfähig zu werden. Anders als beim Handelstreibenden reicht hier nicht der Online-Shop, das Ladengeschäft und der zugehörige Lagerraum. Produktionsbetriebe sind je nach ihrer Grösse und inhaltlichen Ausrichtung auf viel Platz angewiesen. Auch moderne Maschinen, Steuerungstechnik und Lagerkapazitäten dürfen in ihren Kosten nicht unterschätzt werden. Die Investitionskosten und die laufenden Kosten sind grundsätzlich mit in die Preisgestaltung einzubinden. Das betrifft auch eventuelle Finanzierungskosten, die mit Zinsen und Tilgung zu Buche schlagen.

Arbeitskosten

Letztlich wird nur dort produziert, wo auch gearbeitet wird. Dabei entstehen Kosten, hauptsächlich für die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten. Diese Arbeitskosten sind monatlich relativ fixe Kosten und gehören selbstverständlich mit in die Preiskalkulation. Dabei dürfen auch Sozialabgaben, Prämien und andere besondere Zuwendungen an Arbeitnehmer nicht vergessen werden. Wie Löhne und Gehälter richtig bestimmt werden regeln Gesamtarbeitsverträge, die es branchenspezifisch zu studieren gilt. Passen Sie auf, dass Sie die Löhne und Gehälter nicht zu tief, aber auch nicht zu hoch ansetzen. Die Ausbezahlung der Mitarbeiter ist in den meisten Unternehmen der grösste Kostenfaktor überhaupt.

Ausgaben für die sonstige Betriebsführung

Wie im Handel auch, kostet ein Unternehmen auch an anderen Stellen Geld. Manchmal sogar dann, wenn es nicht produziert. Steuern, Energiekosten, Gebäudekosten und Versicherungen schlagen sich auf das Betriebsergebnis nieder und gehören auch zu den unvermeidbaren Bestandteilen der Preisgestaltung. Besonders für energieintensive Produktionsbetriebe gilt es, die Energiekosten nicht zu niedrig anzusetzen.

Bereiche, die nicht produzieren

In jedem Produktionsbetrieb gibt es auch Bereiche, die eigentlich gar nicht produzieren. Dazu gehören der Einkauf, das Lager, der Versand, die Personalverwaltung, die Abteilung Marketing und Werbung, das Rechnungswesen und natürlich die Unternehmensleitung. Auch hier werden Kosten produziert, die schlussendlich in die Stückkosten eingerechnet werden müssen. Überlegenswert ist, ob hier ein teilweises Outsourcing der richtige Weg sein kann.

Keine Arbeit ohne Gewinn

Zum wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens gehören Gewinne selbstverständlich dazu. Letztlich funktioniert ein Unternehmen langfristig nur dann, wenn es gewinnorientiert wirtschaftet und produziert. Oftmals bleiben zum Start die Gewinne aus oder halten sich in engen Grenzen. Das ist in der Gründungsphase normal, sollte jedoch auch recht schnell ausgestanden sein. Planen Sie möglichst von Beginn an Gewinne mit in die Preisgestaltung ein. Damit schaffen Sie auch Voraussetzungen für Rücklagen, die das Unterpfand für die künftige Entwicklung Ihres Unternehmens sind.

Preis festlegen

Haben Sie alle Kosten zusammengezählt? Dann wissen Sie jetzt, was Ihr Unternehmen erwirtschaften muss, um zumindest kostendeckend zu arbeiten. Vergessen Sie aber trotzdem nicht, dass Sie letztlich Gewinne erwirtschaften wollen. Auf der Grundlage der Ausgaben und Gewinnerwartungen sowie auf der Basis fiktiver aber realistischer Produktionskennzahlen können Sie jetzt ausrechnen, was das einzelne Produkt nach Ihrem Zahlenmodell kosten muss, um lohnend zu sein. Diesen errechneten Preis können Sie jetzt mit gleichen oder ähnlichen Produkten der Konkurrenz vergleichen. Liegen Sie hier deutlich niedriger, erhöht ein kleiner Aufschlag den Gewinn. Liegen Sie markant über dem Durchschnitt, muss sich Ihr Produkt durch Besonderheiten auszeichnen oder Sie müssen den Preis nach unten korrigieren. Sonst produzieren Sie möglicherweise für die Halde.


Anpassungen von Kosten und Preisen. (Bild: Tony Hegewald / pixelio.de)


Anpassungen von Kosten und Preisen

Sowohl die Kosten als auch die Preise müssen Sie immer wieder den aktuellen Gegebenheiten entsprechend anpassen. Das macht richtig viel Arbeit, die Sie vielleicht auch einem Experten im Betrieb überlassen sollten. Fest steht jedoch, dass die Preiskalkulation für produzierende Unternehmen eine sehr aufwändige Sache mit vielen Variablen ist. Wenn Sie hier keine Erfahrungen haben, bedienen Sie sich der Hilfe externer Spezialisten und fragen Sie auch in den einschlägigen Wirtschaftsverbänden nach der passenden Hilfe.

 

Oberstes Bild: © apops – Fotolia.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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