Die US-Wirtschaft läuft – aber mit gebremstem Schaum

Diese Woche blickt die Finanzwelt wieder mit Spannung in die USA, denn am Mittwoch tritt der geldpolitische Ausschuss der Fed zu seiner nächsten Sitzung zusammen. Ob es diesmal zu einer Zinserhöhung kommen wird?

Viel wird schon im Vorfeld darüber spekuliert. Es gibt sowohl Argumente dafür und dagegen. In der Vielfalt amerikanischer Statistiken und Befindlichkeitsumfragen lassen sich für alle Meinungen schlagende Beweise finden. Lagen im Juli die Daten mehrheitlich noch über den Erwartungen der Ökonomen, mehrten sich in den letzten Wochen die Enttäuschungen. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich in der Mitte. Dr. Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank, analysiert die Lage:

Schwaches US-Wachstum im 2. Quartal

„Das BIP-Wachstum im zweiten Quartal ist mit annualisierten 1.1% schwach ausgefallen. Dabei hatte man nach der gedämpften Dynamik während der Wintermonate mit einer deutlichen Beschleunigung gerechnet. Die privaten Haushalte haben ihre Aufgabe erledigt und ihre Konsumausgaben mit einem Plus von 4.4% stark erhöht. Die Investitionen der Unternehmen und die staatlichen Ausgaben standen auf der anderen Seite mit Kürzungen zu Buche. Vor allem die Investitionen fielen schwach aus, was für die Zukunft nicht gut ist.

Für das zweite Halbjahr wird ein BIP-Wachstum von 2.5% bis 3% erwartet. Die letzten Zahlen lassen darauf schliessen, dass dies eher zu hoch angesetzt ist. Insbesondere aus dem Industriebereich kommen negative Signale wie der Fall des ISM-Einkaufsmanagerindex unter die Grenze von 50 Punkten. Der Anstieg des handelsgewichteten Dollars um 25% seit dem Sommer 2014 ist von der Exportindustrie noch nicht verkraftet worden. Zudem kämpfen der Rohstoffsektor und seine Zulieferer immer noch mit den Investitionskürzungen als Folge des Preiszerfalls. 

Starker Arbeitsmarkt

Die Dynamik am Arbeitsmarkt hat zwar im Vergleich zum Vorjahr nachgelassen. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau. Die Arbeitslosenrate hat sich in den letzten Monaten von 5.1% auf 4.9% nach unten bewegt. Die Zahl der Beschäftigten hat in der gleichen Periode um zwei Millionen zugenommen und befindet sich auf einem historischen Höchststand. Offensichtlich sehen wieder mehr Leute Chancen auf einen Job. Das mittlere Haushalteinkommen ist seit 2011 von 50‘000 auf 56‘500 Dollar gestiegen. Das sind gute Voraussetzungen dafür, dass der private Konsum eine Stütze des Wachstums bleiben wird.

Zinserhöhung – ein positives Signal

Ich gehe davon aus, dass die Fed im Dezember die Zinsen um 0.25% anheben wird. Die US-Wirtschaft hat zwar ihre Dellen, kann höhere Zinsen jedoch verkraften. Die Inflation liegt aktuell noch unter den Erwartungen der Fed, nimmt aber zu. Es ist für die Wirtschaft und die Finanzmärkte besser, wenn die Fed wie von ihr kommuniziert graduell aber doch stetig die Zinsen weiter anheben wird. Es wäre für alle schlecht, wenn sie plötzlich durch einen Inflationsschub überrascht und zu einem raschen Zinsanstieg gezwungen würde.“

 

Artikel von: St. Galler Kantonalbank AG
Artikelbild: © robert cicchetti – shutterstock.com

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