Schweizerische Nationalbank: Alles bleibt beim Alten

Überraschungen sind bei den geldpolitischen Entscheidungen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bereits seit Längerem nicht zu erwarten, daran hat sich auch bei der Bekanntgabe der Beschlüsse der Notenbanker zur Jahresmitte nichts geändert. Den starken Franken – mit einem Mindestwechselkurs von 1,20 zum Euro – wollen sie auch in Zukunft stützen, notfalls unter anderem mit unlimitierten Devisenkäufen. Der Leitzins (Drei-Monats-Libor) bleibt vorerst unverändert auf seinem Tiefststand von 0 bis 0,25 %. Auf einer Medienkonferenz in Bern betonte SNB-Präsident Thomas Jordan, dass sich an dieser Politik auf absehbare Zeit nichts ändern werde.

Gleichzeitig gaben die Währungshüter eine eigene Konjunkturprognose ab. Für das laufende Jahr rechnen sie demnach mit einem realen Wachstum von etwa 2 %, mögliche Auswirkungen der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative sind in die Prognose allerdings noch nicht eingeflossen. Laut Jordan stellten die SNB-Experten für regionale Wirtschaftskontakte in Umfragen zwar spürbare Verunsicherungen über die wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen fest, deren reale Auswirkungen auf die Konjunktur seien jedoch bisher nicht abschätzbar.

Auf absehbare Zeit kaum Inflation

Die Inflation bleibt in der Schweiz voraussichtlich nicht nur in diesem, sondern auch in den beiden nächsten Jahren extrem niedrig. In ihrer März-Prognose ging die SNB noch von einer Null-Teuerungsrate aus, bis zum Jahresende erwartet sie nun eine minimale Inflation von 0,1 %. 2015 und 2016 wird sich die Inflation im Jahresmittel bei 0,3 respektive 0,9 % bewegen – für beide Jahre erfolgte eine Korrektur nach unten. Jordan hob hervor, dass diese Daten auf der Voraussetzung einer unverändert expansiven Geldpolitik beruhten und für die Schweiz daher auch mittelfristig keine Inflationsrisiken erkennbar seien.

Euro-Mindestkurs des Franken – „adäquate monetäre Rahmenbedingungen“ für die Schweiz

Für die Banker ergibt sich daraus trotzdem eine komplexe Situation. SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg verwies darauf, dass die Volatilität auf den Finanzmärkten derzeit sinkt, was die Erwartungen der Märkte spiegele, dass die Notenbanken ihre lockere Geldpolitik auf absehbare Zeit nicht ändern werden. Hieraus resultiere jedoch auch die Gefahr, dass Risiken nicht mehr frühzeitig erkannt und vor allem nicht korrekt bewertet werden, so dass die Finanzmärkte „anfällig für plötzliche Stimmungsumschwünge der Investoren“ würden.

Trotzdem hält der SNB-Chef trotz guter Konjunkturaussichten und Überhitzungserscheinungen im Immobiliensektor unbeirrt am Euro-Mindestkurs des Franken fest. Die Gründe dafür sieht er in der generellen Stärke der Schweizer Währung, nicht ausgelasteten Produktionskapazitäten in den Unternehmen sowie der äusserst tiefen Inflationsprognose respektive dem Risiko einer zumindest temporären Deflation. Der Euro-Mindestkurs sei sowohl in diesem Kontext als auch angesichts verschiedener internationaler Risiken das richtige geldpolitische Instrument, um die monetären Rahmenbedingungen in adäquater Weise abzusichern.

Kein Aufwertungsdruck auf den Franken

Im Vorfeld der aktuellen Entscheidungen der Europäischen Zentralbank (EZB), ihren Leitzins weiter abzusenken, gab es einige Spekulationen darüber, ob auch die SNB gezwungen sein könnte, diesem Kurs zu folgen, also negative Zinsen einzuführen. Jordan erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass seine Bank entsprechende Massnahmen nie ausgeschlossen habe. Jedoch erzeugten die EZB-Beschlüsse bisher keinen Aufwertungsdruck auf den Franken. Die SNB habe bereits seit dem Herbst 2012 keine Interventionen auf den internationalen Devisenmärkten mehr getätigt, auch nicht nach den aktuellen EZB-Beschlüssen. Das Ausbleiben des Aufwertungsdruckes erklärt sein Haus mit der Glaubwürdigkeit der Politik der SNB sowie der ohnehin hohen Bewertung des Schweizer Franken.

 

Oberstes Bild: © Natali Glado – Shutterstock.com

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