Berufliche Visionen: Träumen Sie noch oder machen Sie schon? (Teil 2)

Sie möchten Ihre beruflichen Visionen endlich umsetzen? Lesen Sie dazu den zweiten Teil unserer Serie über zehn Denkbarrieren, die Sie aufgeben müssen, um endlich der „Hätte ich doch“-Falle entgehen zu können.

Träumen Sie noch oder machen Sie schon? (Teil 1)
Träumen Sie noch oder machen Sie schon? (Teil 2)

4. Selbstzweifel sind zu Ihrem zweiten Ich geworden.

Jeder von uns kennt die innere Stimme, die uns suggerieren will, dass wir nicht gut genug, nicht mutig genug, nicht clever genug, nicht vernetzt genug seien, um unseren Berufstraum erfolgreich leben zu können. Dieselbe Stimme weiss auch alles über die möglichen Risiken (unabsehbar und wahrscheinlich fatal) und die Marktsättigung (höchstwahrscheinlich haben da draussen genug fähige Leute die gleiche Idee oder keiner kann sie eigentlich brauchen). Was manche von uns von anderen unterscheidet, ist der Raum, den sie diesem eingebauten Zensor einräumen – nämlich keinen.

To do: Machen Sie sich glasklar bewusst, dass 99 % aller Einwände, die Ihren Zweifel ausmachen, mit der Realität nichts zu tun haben. Stattdessen sind es Relikte Ihrer Biografie, Nörgler aus einer Vergangenheit, die meist bis in die Kindertage zurückverfolgt werden kann.

Trainieren Sie bewusst, diesen Teil Ihres Selbstzweifels zwar anerkennend anzunehmen. Allerdings nicht als korrekte Beschreibung Ihrer Defizite, sondern als den Teil Ihres Ichs, der kein Urvertrauen ausbilden konnte. Akzeptieren Sie, dass etwas in Ihnen (manche Psychologen würden sagen: Ihr inneres Kind) nicht an sich selbst glaubt – dass es aber eigentlich noch dringlicher als Ihr erwachsenes, bewusstes Ich darauf wartet, eines Besseren belehrt zu werden, um endlich zur Ruhe zu kommen.

Lassen Sie nicht länger zu, dass diese Stimme Ihre Fähigkeiten an sich infrage stellt und sich aus einem regressiven Sicherheitsbedürfnis heraus an den Status quo klammert, statt Ihre Visionen zu nähren. Stellen Sie sich vor, diese Stimme wäre der Freund eines Freundes, der einfach nicht von der Stelle kommt. Würden Sie demjenigen nicht auch als Erstes raten, sich dem negativen Einfluss dieses pessimistischen Beraters zu entziehen?

Tun Sie sich selbst den gleichen Gefallen. Denn sonst können Sie nicht die Zuversicht und die Visionen entwickeln, deren Sie für einen Neustart unabdingbar bedürfen.

5. Sie haben sich hinter die Verteidigungslinie zurückgezogen.

Sie setzen Ihre Visionen und Träume keiner Kritik mehr aus. Sie tragen sie nicht mehr ins offene Rund Ihrer Freunde und Familie, um sie so von allen Seiten beleuchten zu können und Schattenseiten zu identifizieren. Stattdessen hüten Sie Ihren Traum wie Ihren Augapfel. Sie kultivieren ihn im Inneren, aber setzen ihn niemals irgendeiner Kritik aus. Wenn Sie davon erzählen und jemand versteht nicht auf Anhieb, worum es Ihnen geht, oder wagt es, detaillierte und präzise Nachfragen zu stellen, werden Sie ungehalten oder fühlen sich unverstanden und machen dicht.

To do: Hier kommt die gute Nachricht: Meist taucht dieses Verhalten dann auf, wenn der einzige Grund, aus dem Sie Ihre Berufsträume nicht verwirklichen, Ängste sind – nicht fehlende Eignung, Kompetenz oder Ressourcen. Ihr Unterbewusstsein ist sich der Machbarkeit Ihrer Wünsche durchaus bewusst und hält Sie durch eine Geheimhaltungspolitik davon ab, dies durch die Welt bestätigt zu bekommen. Denn gleichzeitig befürchten Sie paradoxerweise, dass Ihr Traum Wirklichkeit werden könnte (die Gründe hierfür können vielfältig sein, sind aber nur für einen Psychoanalytiker wirklich von Bedeutung).


Zwingen Sie sich, in die Offensive zu gehen. Umgeben Sie sich auf realen und digitalen Netzwerktreffen mit Menschen, die aus Ihrer Wunschbranche kommen. (Bild: Alvaro Cabrera Jimenez / Shutterstock.com)
Zwingen Sie sich, in die Offensive zu gehen. Umgeben Sie sich auf realen und digitalen Netzwerktreffen mit Menschen, die aus Ihrer Wunschbranche kommen. (Bild: Alvaro Cabrera Jimenez / Shutterstock.com)


Zwingen Sie sich, in die Offensive zu gehen. Umgeben Sie sich auf realen und digitalen Netzwerktreffen mit Menschen, die aus Ihrer Wunschbranche kommen, und sprechen Sie mit ihnen über Ihre Ideen. Akzeptieren Sie konstruktive Kritik bewusst als Chance, Ihre eher vage Vorstellung immer weiter zu konkretisieren. Suchen Sie pro-aktiv die Unterstützung und Beratung derer, die Ihnen nahestehen und Sie gut kennen – ob langfristig oder bei einem spontanen Familientreffen. Sie werden sehen: Je häufiger, detaillierter und konstruktiver Sie über Ihr Vorhaben sprechen, desto mehr wird es sich von einem behüteten Wolkenschloss in eine reale, fassbare Option verwandeln.

6. Sie verfügen über einen Katalog an exzellenten Entschuldigungen.

Eigentlich könnten Sie allein die Fähigkeit, immer neue Gründe für die Verschiebung Ihres Vorhabens zu finden, in ein lukratives Geschäft verwandeln. Diese spezielle Form der Prokrastination kann sehr ausgefeilte Züge annehmen. Ihre Argumente gegen eine sofortige Einleitung von Veränderungsprozessen sind im Laufe der Jahre immer detaillierter und realistischer geworden. Vielleicht haben Sie sich auf finanzielle Engpässe, familiäre Verpflichtungen oder noch zu vervollständigende Weiterbildungen spezialisiert – der Möglichkeiten sind unendlich viele.

Oder sind Sie an einen Punkt gekommen, wo Sie nur noch auf den „genau richtigen Zeitpunkt“ warten? An dem alles stimmt, die Sterne im perfekten Winkel stehen, Ihre Inspiration so stark ist, dass Sie ihr automatisch folgen, und sich alles andere wunderbarerweise fügen wird? Tatsache ist: Dieser Moment wird nicht kommen. Punkt.

To do: Zwingen Sie sich, Zeitfenster zu schaffen. Verbieten Sie sich Ausreden wie Müdigkeit oder anstrengende Familienmitglieder. Nutzen Sie vorhandene Momente für sich nicht länger, um Ihren Traum im Kopf nochmals durchzugehen und sich dies dann selbst als Fortschritt zu verkaufen, sondern um praktische Schritte einzuleiten, die ihn möglich machen.

Sie leiden nicht an Zeit-, Geld- oder Wissensmangel. Sie wollen nur schlicht Ihre Komfortzone nicht verlassen. Dieser nicht ganz angenehmen Wahrheit müssen Sie sich stellen, sonst geht es nicht weiter. Ja, Sie werden Opfer bringen müssen. Aber es wird es wert sein.

Fangen Sie damit an, jedem Alibi, jeder Entschuldigung und jedem Finanzierungsengpass einen Weg und eine Option gegenüberzustellen, wie es eben doch gehen könnte – zunächst als mentale Übung, dann in der alltäglichen Umsetzung.

 

Oberstes Bild: © Tom Wang – Shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});