Das "Internet der Dinge" – die nächste industrielle Revolution?

Das „Internet der Dinge“ ist, theoretisch betrachtet, keine ganz neue Idee. Zum ersten Mal erläutert wurde es bereits 1991 von Mark Weiser in seinem Essay „The Computer for the 21st Century“; geprägt hat den Begriff „Internet of Things“ Kevin Ashton im Jahr 1999. Ziel war schon damals, die Abgrenzung der realen und der digitalen Welt durch die Erfindung und den Gebrauch „intelligenter“ Objekte immer weiter zu verwischen. Diese Objekte sollen mittels digitaler Technologie und Einbindung an die Datenströme aus dem Internet zur Unterstützung bei Aufgaben dienen und dabei so in die menschliche Umgebung eingebettet sein, dass sie weder stören oder ablenken noch auffallen.

Die letzten Jahre haben nun eine zunehmende praktische Umsetzung dieses Ansatzes gezeigt, die allerdings nur die Spitze eines kommerziellen Eisberges zu sein scheint – zumindest, wenn man Trendforschern glaubt. Aber wohin entwickelt sich dieser Trend? Und wie lässt er sich ausschöpfen?

Tatsache ist einerseits, dass die Akzeptanz mobiler, mit dem Internet verknüpfter Geräte immens zugenommen hat. Selbst Verbraucher zwischen 50 und 65 betrachten Smartphones und Tablets oder eBook-Reader inzwischen als selbstverständliche Accessoires – von jüngeren Zielgruppen ganz zu schweigen. Das Gleiche gilt für soziale Netzwerke: Social-Media-Applikationen machen inzwischen einen überwältigenden Teil der täglichen Kommunikationstätigkeit fast jedes Internetnutzers aus. Ein Grossteil aller Verbraucher ist tatsächlich 24/7 online und mit mehr Menschen digital vernetzt als jemals zuvor.

Diese offensichtliche Bereitschaft und das wachsende Bedürfnis, konstant vernetzt zu sein, wird zunehmend auch auf die den Verbraucher umgebenden Dinge des täglichen Lebens übertragen. Die statistischen und psychologischen Voraussetzungen scheinen also tatsächlich vorhanden, um das „Internet der Dinge“ als Mainstream-Phänomen auf dem Sprungbrett zu betrachten. Auch technologisch wird es einfacher möglich, Objekte mit Sensoren und Controllern auszustatten, die eine sinnvolle Verbindung zum digitalen Datenfluss herstellen, diesen analysieren und auswerten können und mit den entsprechend individualisierten Bits Serviceleistungen einleiten.

Gleichzeitig sind die Herstellungskosten für die entsprechende Sensoren- und Rechentechnik zur Signalverarbeitung und Analyse in den letzten paar Jahren um ein Vielfaches gesunken. Ebenfalls unabdingbarerweise wurde besonders in den letzten zwei bis drei Jahren die notwendige Drahtlos-Infrastruktur extrem ausgeweitet, die nun zumindest in Mitteleuropa, den Vereinigten Staaten und einem Grossteil Asiens flächendeckend gewährleistet ist und bald noch sehr viel weiter verbreitet sein wird.

Nun, da das „Internet of Things“ von einer avantgardistischen Idee zu einem Mainstream-Phänomen wird, springen auch die grossen IT-Konzerne auf die Idee auf, möglichst viele Geräte möglichst umfassend zu vernetzen. Jüngst hat etwa IBM den B2B-Launch eines Online-Paketangebots angekündigt, mit dem Unternehmen ihre Endkunden effektiv und Cloud-basiert vernetzen können sollen. Das ganze heisst IoT Cloud (Internet of Things Cloud). Über die virtuelle Plattform sollen bis zu zehn Geräte kostenfrei online gehen und sich austauschen.



Gründe genug, um Ihnen fünf Branchen vorzustellen, in denen das „Internet der Dinge“ bereits Wirklichkeit geworden ist oder kurz davor steht, entscheidende Neuerungen einzuführen – und die immer noch genügend Raum für Innovationen und Investitionen bieten.

1. Freizeitsport

Ein extrem erfolgreiches Beispiel sind etwa in Turnschuhe eingebaute Sensoren, die die Schnelligkeit und Effektivität des Läufers, zurückgelegte Strecken sowie deren Schwierigkeitsgrade messen und dieses Datenmaterial dann in Läuferprofile einspeisen. Diese werden wiederum einem digitalen Netzwerk zur Verfügung gestellt, das die einzelnen Sportler miteinander in einen motivierenden Wettbewerb setzt.

2. Hauselektronik

Gerade erst am Anfang ihrer Potenzialentwicklung stehen Hausautomatisierungssysteme, mit denen Bewohner die komplette Elektronik des Hauses steuern sowie die Verbrauchswerte messen und optimieren können. Vom Smartphone oder einer in einer Cloud gespeicherten Steuerplattform aus können die Haustemperatur austariert, die Lichter an- und ausgeschaltet und alle elektronischen Geräte einschliesslich der Sicherheitsmassnahmen gesteuert werden – automatisiert, als Reaktion auf tagesaktuelle Geschehnisse wie Wetterkonditionen oder manuell.

3. Energieverbrauch

Intelligente Energieverbrauchs- und -monitoringsysteme können nicht nur den Stromgewinn aus erneuerbaren Energiesystemen optimieren, sondern auch den Verbrauch analysieren und zu drosseln helfen. Dies bezieht sich auch auf den Wasserkonsum und regenerative oder Kreislaufsysteme. Nicht zu unterschätzen ist die dabei ins Spiel kommende psychologische Komponente: Wenn Menschen ihr Verbrauch einerseits und die potenziell einzusparende Summe andererseits plastisch vor Augen geführt werden, erhöht das die Motivation zu reduzieren drastisch.

4. Gesundheit

In Zeiten, in denen alle Gesundheitssysteme vor der Herausforderung einer zunehmenden menschlichen Lebenserwartung stehen, wird Prävention immer wichtiger. Sogenannte smarte „Wearables“ wie Handgelenkbänder können wichtige Vitalwerte über den Tag verteilt messen, diese mit Ideal- sowie kritischen Werten abgleichen und rechtzeitig vor Überlastung oder, etwa im Falle von Diabetikern, Unterzuckerung warnen. Gleichzeitig können Werte automatisch an die behandelnden Ärzte übermittelt und dort in die digitale Patientenakte eingespeist werden.

5. Verkehrstechnik

Intelligente Verkehrstechnik bezieht sich auf die Ausstattung von Fahrzeugen genauso wie auf die Vernetzung der Infrastruktur. Sogenannte IoT-Anwendungen werden von fast allen grossen Autoherstellern geplant (General Motors und Volvo haben extensiv über ihre diesbezüglichen Entwicklungen berichtet). Der Fokus liegt dabei auf der Unfallverhütung, effektiven Reiseplanung und allgemeinen Informationsversorgung von Fahrern etwa durch das Anzeigen von Daten auf dem Armaturenbrett.

 

Oberstes Bild: © arka38 – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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