Reaktiver Missbrauch im Geschäftsumfeld: Eine subtile Form des Konkurrenzkampfes

In der dynamischen Welt des Geschäftslebens sind nicht nur strategische Entscheidungen und Innovationen an der Tagesordnung, sondern auch subtile Konkurrenzkämpfe, die sich oft in Form des reaktiven Missbrauchs zeigen.

Erfahren Sie mehr darüber!

Reaktiver Missbrauch: Eine fiese Manipulative Taktik in zwischenmenschlichen Interaktionen


Ein Kollege wird so lange provoziert, bis er übertrieben reagiert. Die anderen freuen sich, da er nun wie der Täter da steht. (Bild: UfaBizPhoto – shutterstock.com)

Reaktiver Missbrauch ist eine subtile, jedoch wirkungsvolle Methode oder Strategie, die in verschiedenen zwischenmenschlichen Situationen auftreten kann.

Sie zielt darauf ab, eine starke, gerne extrem emotionale Reaktion bei anderen Personen zu provozieren, indem bewusst provozierende Kommentare, Verzerrungen von Fakten oder das Überschreiten von Grenzen eingesetzt werden.

Das Hauptziel besteht darin, die emotionale Reaktion als Beweis für die Unangemessenheit, das Unrecht, die Aggression, das schlechte Benehmen oder einfach die Inkompetenz und Überforderung der anderen Person zu nutzen. Die subtile Natur des Angriffs macht es schwer sie als Taktik zu erkennen, da sie sich oft hinter scheinbar harmlosen Äusserungen oder vermeintlich sachlichen Argumenten verbirgt.

Reaktiver Missbrauch kann in unterschiedlichsten sozialen Kontexten auftreten, sei es in Partnerschaften und Familien, in Diskussionen zwischen Kollegen und heute besonders im Online-Umfeld. Sie zielt darauf ab zu manipulieren, die Glaubwürdigkeit anderer oder deren Aussagen zu untergraben.

Beobachten Sie einfach ein paar Internet-Diskussionen und Sie werden überall diese Strategie angewendet erkennen! Auf harmlose Meinungsäusserungen, sachliche Kritik oder Aussagen wird absolut provokant reagiert. Der Person, die ihre Meinung geäussert hat oder eine Aussage getätigt, werden schlechte Absichten unterstellt bzw. in die Aussage hineininterpretiert, sodass sie sich verteidigen muss und das Spiel beginnen kann.

Auf diese Weise will die 2. Person die Aussage der 1. revidieren und als nichtig erklären. Ein solches Vorgehen schadet unserer Meinungsfreiheit, funktioniert aber ständig, weil die Mitleser eher dem Angreifer recht geben oder keine Lust haben, sich gross einzumischen. Wer sehr emotional reagiert, hat oft schon verloren.

Reaktiver Missbrauch im Geschäftsleben


Zwei Kollegen geraten in Streit. Chef oder Kollegen können oft nicht einschätzen, wer Schuld am Konflikt hat. Das Opfer wird meist genauso eingeordnet wie der Täter, als Unruhestifter, anstrengend, impulsiv. (Bild: fizkes – shutterstock.com)

Reaktiver Missbrauch wird gerne auch in geschäftlichen Interaktionen eingesetzt. Sie beinhaltet bewusste Provokationen oder gezielte Reizungen, um eine emotionale Reaktion bei anderen hervorzurufen. Diese Taktik kann im Kontext von Mobbing auftreten, wenn sie dazu dient, Kollegen zu diskreditieren oder als Mittel im Konkurrenzkampf. Sie soll den Ruf oder die Glaubwürdigkeit von Kontrahenten schwächen.

Das Subtile des reaktiven Missbrauchs erschwert oft die Erkennung, da er sich hinter scheinbar professionellem Verhalten und Interessen verbirgt, aber darauf abzielt, Konflikte zu schüren und Machtverhältnisse zu manipulieren. Es beginnen zum Beispiel so, dass Aussagen oder Arbeiten von Kollegen scheinbar sachlich kritisiert werden. Während es nach aussen hin um die „Sache“ geht, geht es in Wahrheit um Konkurrenzkampf.

Wenn Kollegen eine bestimmte Person los werden wollen, ist das Ziel dabei, die andere Person als inakzeptabel oder unprofessionell darzustellen. Wird sie nachhaltig provoziert und kritisiert, fängt sie irgendwann an sich zu wehren und dabei immer emotionaler zu werden.

Auch Fleiss und besonderer Einsatz kann so von weniger engagierten Kollegen bestraft werden! Junge Kollegen beispielsweise mit innovativen Ideen können so von den „alten Hasen“, die nur stur ihren „Stiefel fahren“ wollen, ausgebremst werden. Aber umgekehrt können auch manipulative, ehrgeizige junge Kollegen, die älteren schlecht machen und mit bestimmten Aussagen schlichtweg „aus der Fassung“ bringen.


Vor dem emotionalen Ausbruch steht meist eine lange Zeit der Kritik und Provokationen, (Bild: Wasana Kunpol – shutterstock.com)

Umgang und Prävention

Um reaktiven Missbrauch am Arbeitsplatz zu erkennen und zu verhindern, ist eine Kultur der Offenheit und des Respekts von entscheidender Bedeutung.

Unternehmen sollten auf Schulungen zur Konfliktlösung und zum konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Meinungen setzen. Zudem ist eine klare Kommunikation und stets ein offenes Ohr für Mitarbeiter, die solchen Verhaltensweisen ausgesetzt sind, unabdingbar.

Auf keinen Fall sollte die Führung eines Unternehmens auf solche Vorkommnisse gleichgültig reagieren, denn sie schaden der Produktivität und fördern interne Machstrukturen sowie Grüppchenbildung. Um das zu unterbinden sollten Teambildungs-Massnahmen regelmässig erfolgen und dabei sollte jemand im Auge haben, dass sich keine konkurrierenden Gruppen bilden.

Das Muster im Prozess des reaktiven Missbrauchs


Wenn Kinder ständig wütend und aggressiv sind, kann es auch an reaktivem Missbrauch zuhause liegen. (Bild: fizkes – shutterstock.com)

Um diese Vorkommnisse in der Geschäftswelt zu verstehen und zu erkennen, sollte man sich erst ein Mal mit Reaktivem Missbrauch allgemein beschäftigen. Er kommt leider sehr oft in Partnerschaften und Familien vor.

Allgemein gibt es ein Missbrauchsopfer, das auf eine dauerhaft schlechte Behandlung durch den Partner, oder als Kind durch seine Eltern mit Wut, Gewalt oder Aggression reagiert.

Dieses ist meist das Ergebnis von lang anhaltendem psychologischen Missbrauch und Manipulation, bei dem der Täter das Opfer immer wieder provoziert, schikaniert, gaslightet oder traumatisiert oder einfach nur unterdrückt.

Wenn das Opfer sich wehrt und „ausbricht“, nutzt der Täter dies um das Opfer als den „wahren“ Täter hinzustellen und die Schuld auf das Opfer abzuwälzen. Reaktiver Missbrauch ist eine Selbstverteidigung des Täters, der das Opfer mit Gefühlen der Scham, Verzweiflung und Schuld zurücklässt.

Beispiele für Verhalten eines Opfers bei reaktiven Missbrauch:

  • Opfer schreit den Täter an, nachdem es dauerhaft kritisiert, beschimpft oder beleidigt wurde.
  • Opfer schlägt den Täter, nachdem es angegriffen oder bedroht wurde.
  • Opfer beleidigt den Täter, nachdem es selbst belogen, betrogen oder gedemütigt wurde.
  • Opfer schliesst sich ein, nachdem es kontrolliert, isoliert oder eingeschüchtert wurde.

Muster und Zeichen von reaktivem Missbrauch sind:

  • Täter provoziert ein Opfer absichtlich, um eine extreme emotionale Reaktion zu bekommen.
  • Täter ignoriert die Gefühle, Bedürfnisse und Grenzen des Opfers.
  • Täter beschuldigt das Opfer, ihn zu missbrauchen, wenn es sich wehrt oder geht. -> Täter-Opfer-Umkehr
  • Täter nutzt die emotionalen Reaktionen des Opfers um sein Spiel weiterzutreiben.
  • Opfer fühlt sich schuldig, verängstigt und hilflos, zweifelt an seiner eigenen Wahrnehmung und Realität.

Meist geben wir der Person, die laut und wütend ist, nicht Recht und übersehen, dass sie absichtlich provoziert worden sein kann. (Bild: Anton Vierietin – shutterstock.com)

Der Ablauf von Reaktivem Missbrauch in drei kurzen Schritten

  1. Provokation: Eine Person gibt bewusst provokante oder fragwürdige Kommentare zu einer Aussage ab, um eine emotionale Reaktion hervorzurufen.
  2. Reaktion: Die andere Person reagiert emotional auf die Provokation, sei es durch Wut, Ärger oder Frustration.
  3. Umkehrung der Opferrolle: Nun nutzt die provozierende Person die emotionale Reaktion der anderen, um sich selbst als Opfer/Angegriffene/Beleidigte darzustellen.
  4. Die Täter-Person lenkt den Fokus von der eigenen Provokation ab und stellt sich selbst als Ziel unangebrachter Aggression dar.

Opfer und Täter können beiderlei Geschlechts sein! Auch in Partnerschaften können Frauen dem Mann gegenüber so manipulativ reagieren, Mütter gegenüber ihren Kindern und Frauen im Konkurrenzkampf. Es ist keine Mann versus Frau Angelegenheit!.

Es ist eher eine Frage der Position und der bösen Absicht. Im Berufsleben hat eine neue Person eine schwache Position unter den anderen Kollegen. In Diskussionen eine einzelne gegen eine Gruppe. Allgemein muss es aber kein Schwach versus Stark sein. Der Wille andere anzugreifen und mit manipulativen Techniken zu besiegen ist das Problem.

Daher ist es wichtig, diese Taktik zu kennen und ihre typischen Muster. Zum einen um selbst davor gefeit zu sein, und zum anderen als Aussenstehender einzugreifen. Als Betroffener kann man bei den ersten Anzeichen sich wehren, indem man seinem Gegenüber vorhält, dass es „reaktiven Missbrauch“ betreibt. Erklären muss man es aber nicht.

Dem Opfer zu raten, es soll „ruhig“ bleiben, sich nicht „provozieren“ zu lassen ist wie die Aufforderung nicht an „einen blauen Elefanten“ zu denken. Es hilft nichts. Auch wird das Opfer meist so lange provoziert, bis das Fass überläuft und dann ist die Reaktion für Aussenstehende besonders übertrieben und hysterisch. Dann kommen Hinweise wie „Du reagierst zu emotional. Du bist zu empfindlich. Du nimmst das zu persönlich. Da solltest du drüberstehen.“ Auch darin steckt schon wieder eine Schuldzuweisung an das Opfer, während der Täter fein raus ist und von den Aussenstehenden sogar in Ruhe gelassen wird.


Reaktiver Missbrauch ist manipulativ und wir übersehen, dass wir wie Marionetten für die Angreifer reagieren. (Bild: ADragan – shutterstock.com)

Abschliessende Gedanken

Reaktiver Missbrauch im Geschäftsumfeld kann nicht nur die moralische und emotionale Gesundheit der Mitarbeiter beeinträchtigen, sondern auch die Produktivität und die Arbeitsatmosphäre negativ beeinflussen. Durch Sensibilisierung, klare Kommunikation und den Aufbau einer Unternehmenskultur, die auf Respekt, Kooperation und Teamgeist basiert, können Sie diesen subtilen Machtkämpfen aber entgegenwirken.

 

Titelbild:  fizkes – shutterstock.com

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Mehr zu J. Florence Pompe

J. Florence Pompe hat Germanistik und Pädagogik studiert und ist seit 2010 hauptberufliche Texterin. Spezialisiert auf die Arbeit mit Wordpress führt sie mit Freude eigene Blogs und übernimmt für Kunden die Blog-Betreuung.

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