Texte mit KI schreiben - ein Selbstversuch

Texte sind im Internet eine richtige Währung. Kein Wunder also, wenn bereits seit vielen Jahren an Lösungen gebastelt wird, schnell und günstig an fertige Texte zu kommen.

Die KI ist jetzt in der Mitte der Gesellschaft angekommen und viele probieren aktuell aus, was sie leistet. Mit KI kann man sich lebensecht aussehende Avatare erstellen. Also Fotos, die Personen abbilden, die es eigentlich gar nicht gibt.

Das werden viele Shop-Betreiber nutzen, um Testimonials zu fälschen. Denn so kann man kinderleicht mit einem Fantasie-Namen und einem echt aussehendem Foto vortäuschen, man hätte lauter zufriedene Kunden. Bisher fiel diese Schummelei auf, weil man die Bilder der Personen ergoogeln konnte und sehen, dass es gekaufte oder frei verfügbare Bilder waren.


Diese Person könnte künstlich generiert sein, man erkennt den Unterschied auf Fotos nicht mehr. (Bild: Aila Images – shutterstock.com)

Die KI soll in immer mehr Bereichen Menschen ersetzen. Wie man jetzt erst erfährt, ist sie im Bereich Text und Kommunikation schon lange am Start. So chatten wir alle schon sehr lange mit Chat-Bots, wenn wir etwas bestellen wollen und noch Support-Fragen haben. Dann ist dort nicht ein freundlicher Mitarbeiter 24-h erreichbar, sondern es ist einfach ein Chat-Bot, der scheinbar alles weiss und uns weiterhilft.

Meist merkt man in der Kommunikation aber dann natürlich schon, dass am anderen Ende kein echter Mensch sitzt. Aber es stört uns nicht, denn wir brauchen nur bestimmte Informationen. Und wenn der Chat-Bot „freundlich“ ist und Zeit hat – ja, mal ehrlich, wo ist dann der Nachteil? Das ist allemal besser, als wenn am anderen Ende eine missgelaunte Person sitzt, die gerade einen schlechten Tag hat oder einfach genervt ist.

Denn solche Personen haben wir ja alle mal am Ende der Leitung, beispielsweise bei Behörden. Wenn uns dort in Zukunft freundliche Chat-Bots weiterhelfen, also dann wäre das wohl vielen Menschen recht.

Aber die Künstliche Intelligenz schreibt inzwischen auch schon massenhaft Produktbeschreibungen. Viele namhafte Fashion-Hersteller arbeiten längst damit und lassen beispielsweise stylische Shirts oder Sneaker von der KI beschreiben und es fällt niemandem auf!


Wir reden schon lange mit Chat-Bots bei Bestellungen etc. (Bild: TippaPatt – shutterstock.com)

Redaktionelle Inhalte mit der KI?

Es bleibt natürlich nicht nur bei Chat-Bots und eher kurzen Produktbeschreibungen, sondern die KI „will“ nun alles, was mit Texten zu tun hat abdecken. Ja, sie schreckt auch nicht vor Liebesbriefen zurück!

Die KI „will“ heute alle Arten von E-Mails, Newsletter, Kalt-Akquise-Mails schreiben, aber auch Social-Media-Inhalte und Youtube-Beschreibungen, Bewerbungsschreiben, Lebensläufe, Pressemitteilungen, Blogartikel und alles, was Text heisst.

Gefüttert wird die KI von Internettexten und vielleicht auch von Fachbüchern. Je nachdem, wie die Anbieter ihre Tools programmieren.

Als hauptberufliche Texterin komme ich um das Thema KI natürlich nicht herum, auch wenn ich das Thema lange Zeit verdrängt habe. Aber meine Neugier hat gesiegt und ich habe ein für Deutschland gängiges, anspruchsvolles Programm, Neuroflash, ausprobiert.

Kurz gesagt: Für meine Ansprüche als Texterin reicht das Können eines solchen Programmes nicht aus! Allerdings wird es auch meist als „Schreibtool“ beworben, nicht als echter Ersatz für einen von menschlichem Geist erstelltem Text. Und das ist auch ehrlich und passend. Denn als Schreibtool eignen sich diese Programme schon.

Ich habe nun sehr viel mit dem KI-Programm ausgetestet, denn ich habe viele eigene Blogs, die ständig Content brauchen, den ich aus Zeitmangel nicht immer liefern kann. Ich kann die KI-Texte dort auch gut einstellen, weil sich so kein Kunde von mir ärgert, wenn ich nicht selbst schreibe. Aber im Grunde spart mir das Programm keine Zeit.

Für wen ist so ein KI-Schreibprogramm gut? Vor allem für Texter-Anfänger und solche, die natürlich nicht hauptberuflich texten. All diesen Personen liefern die Schreib-Programme mit KI auf jeden Fall Inspiration und Hilfe bei Formulierungen und sie nehmen die Schreib-Hemmung. Es gibt hier ja kein leeres, weisses Blatt Papier, das gefüllt werden will, sondern in ein paar Sekunden wird ein scheinbar fertiger Blogartikel ausgespuckt.

Dieser Effekt ist auf jeden Fall schreibfördernd und nimmt sicher vielen die Scheu davor selbst zu schreiben. Doch was taugen die so erstellten Blogartikel? Ich persönlich muss sagen, sie stellen nur leere Fassaden dar.

Was die KI gut kann ist Titelvorschläge zu generieren, eine Struktur zu einem Thema und Zwischenüberschriften vorzuschlagen. Das ist wirklich nett, wenn man zu einem Thema schreiben will, über das man kaum etwas weiss. Ich muss zugeben, da bin ich schon erstaunt, was für brauchbare Vorschläge kommen.

Allerdings kann die KI nicht den Text zwischen den Zwischenüberschriften gut füllen! Es geht einfach nicht in die Tiefe bei den Texten. Es gibt Wiederholungen, Allgemein-Plätze und die Fliess-Texte passen am Ende nicht zu den viel versprechenden Zwischenüberschriften. Das bedeutet, die guten Inhalte muss man dann doch selbst liefern.

Es gibt zwar schön formulierte Sätze und Passagen in den Blogartikeln, aber es entwickelt sich kein ganzer, stimmiger Text. Man merkt beim Lesen eben schnell, dass hier ein Roboter sich etwas „zusammenschustert“ aus anderen Texten.

Die schön formulierten Sätze wirken dann wie Appetizer, auf die nichts folgt. Würde man im Internet auf einen solchen Text stossen, würde man verärgert wegklicken.

Auf gar keinen Fall sollte man einen solchen KI-Text 1:1 verwenden, sondern immer überarbeiten und die Infos überprüfen!


ChatGPT ist das zurzeit bekannteste Programm zur Erstellung künstlicher Texte. (Bild: CHUAN CHUAN – shutterstock.com)

Überraschende Ergebnisse beim Testlauf mit der KI

Bei manchen Themen spuckt die KI wirklich interessante Tipps oder Infos aus. Bei manchen wabert sie sich förmlich um den heissen Brei herum, ohne irgendeinen Mehrwert zu bieten. Die Anbieter schlagen dann vor, die Absätze wieder neu formulieren zu lassen, aber es bleibt meist bei nicht zufriedenstellenden Ergebnissen, für meine Ansprüche.

Es ist ganz klar: Die KI braucht schnell und leicht verfügbare Infos im Web. Findet sie kaum etwas oder Verschiedenes oder ist das Thema zu komplex, so bleibt sie vage, wiederholt sich oder schreibt Falsches.

Alle Infos in den Texten sind genauso leicht bei einer Google-Recherche auffindbar. Man hat also mit einem solchen KI-Text nichts anderes vor sich, als einen Artikel im Web, den man zur Recherche heranzieht. Der einzige, inhaltliche Unterschied ist, dass der KI-Text dann kein Duplicate Content wäre, wenn man ihn so verwenden würde.

Das sollte man aber nicht tun. Der KI-Text hat keinen roten Faden, sondern beginnt oft bei jedem Absatz neu, wiederholt sich, wechselt die Ansprache des Lesers und den Schreibstil. Er verbindet nicht die einzelnen angesprochenen Aspekte. Es fehlt einfach die menschliche Intelligenz, die aus allen gesammelten Infos einen zusammenhängenden Text mit inhaltlicher Struktur macht.

Man hat auch den Nachteil, dass man den Infos im KI-Text nicht trauen kann, denn die Infos sind ein bisschen willkürlich aus dem Web zusammengestellt. Recherchiert man selbst, kann man nach guten und schlechten Quellen sortieren.

Wie fehlerhaft die Infos der KI sind, merkt man, wenn man etwas über aktuelle Trends schreiben will und die KI schreibt plötzlich etwas vom Jahr 2018. Sie nimmt dann einfach die Trends von 2018 als aktuelle Trends.

Es bleibt also nichts anderes übrig, als alle Infos im KI-Text noch mal selbst zu überprüfen. Und das kostet mehr Zeit, als selbst zu recherchieren und zu schreiben!

Vor allem auch deshalb, weil nicht nur die Infos geprüft werden müssen, sondern auch die Formulierungen überarbeitet. Denn die KI kann zwar beeindruckende Formulierungen ausspucken, sie passen aber nicht unbedingt zum nächsten Satz. Damit ein stimmiger, zusammenhängender Text daraus wird, heisst es alles überarbeiten und oft alles umschreiben.

Für mich als erfahrene Texterin bedeutet das: Selber schreiben geht schneller! Allerdings finde ich die KI als Schreib-Tool ganz unterhaltsam und inspirierend.

Denn sie formuliert anders als man selbst und hilft am eigenen Stil zu arbeiten. Wer Texte fürs Internet braucht, sollte sich nicht alleine auf solch ein Programm verlassen, es gehört noch eine Person dazu, die die Texte überarbeitet, inhaltlich und stilistisch.



Was ist mein Fazit?

Die KI nimmt einem allenfalls den Einstieg in ein noch neues, vielleicht schwieriges oder langweiliges Thema ab. Aber am Ende muss man sich doch wieder intensiv mit dem Thema befassen, um einen vernünftigen Text zu bekommen.

Ich werde das Tool weiter für meine eigenen Blogs nutzen, aber wohlwissend, dass ich damit im Grunde keine Arbeitszeit spare, sondern eher Inspiration bekomme, vor allem durch die vorgeschlagene Text-Struktur/Zwischenüberschriften.

Klar ist, dass alle KI-Programme laufend verbessert werden und vielleicht spucken sie schon in ein paar Monaten tolle, direkt verwendbare Texte aus. Ich habe aber so meine Zweifel, weil der KI ein kritisch prüfender Geist fehlt, der alle Infos einordnen und richtig zusammenstellen kann.

 

Titelbild: Gordenkoff – shutterstock.com

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Mehr zu J. Florence Pompe

J. Florence Pompe hat Germanistik und Pädagogik studiert und ist seit 2010 hauptberufliche Texterin. Spezialisiert auf die Arbeit mit Wordpress führt sie mit Freude eigene Blogs und übernimmt für Kunden die Blog-Betreuung.

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