Allianz Vermögensstudie: Schweiz kehrt auf den Spitzenplatz zurück

Trotz zunehmender politischer Spannungen war 2017 es nahezu perfektes Jahr für Anleger: Die wirtschaftliche Erholung nach der Finanzkrise fand ihren Höhepunkt in einem synchronen Aufschwung rund um den Globus und die Finanzmärkte zeigten eine starke Entwicklung, allen voran die Aktienmärkte.

Die Brutto-Geldvermögen der privaten Haushalte wuchsen daher kräftig mit 7,7 Prozent. Das globale Brutto-Geldvermögen kletterte auf über EUR 168 Billionen. Auch für die schweizerischen Sparer war das Jahr 2017 ein gutes Jahr: Das Brutto-Geldvermögen erzielte mit 5,9 Prozent den höchsten Zuwachs seit 2009.

In ihrer neunten Ausgabe des „Allianz Global Weth Reports“ hat die Allianz die Geldvermögen und Verschuldung der privaten Haushalte in über 50 Ländern analysiert. Danach hat vor allem die positive Entwicklung an den Finanzmärkten für einen deutlichen Anstieg des globalen Brutto-Geldvermögens der privaten Haushalte um 7,7 Prozent gesorgt, das mittlerweile bei über 168 Billionen Euro (rund 188 Billionen Franken) liegt.

Damit dürfte der Höhepunkt des globalen Vermögenswachstums aber vorerst erreicht sein, wie Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, betont: „Das vergangene Jahr war sehr gut für Sparer. Aber damit geht die Post-Krisen-Ära auch unwiderruflich zu Ende. Die Zeiten, in denen eine extrem expansive Geldpolitik für eine stetige und weitgehend schwankungsfreie Aufwärtsentwicklung an den Finanzmärkten sorgte, sind vorbei. Die Zeichen stehen auf Sturm: Höhere Zinsen, Handelskonflikte und eine zunehmend populistische Politik verursachen Spannungen und Turbulenzen. Die ersten Monate dieses Jahres haben darauf schon einen Vorgeschmack gegeben.“

Schweiz wieder auf dem „Vermögensthron“

Auch für die schweizerischen Sparer war das Jahr 2017 ein gutes Jahr: Das Brutto-Geldvermögen erzielte mit 5,9 Prozent den höchsten Zuwachs seit 2009. Dieser Wert lag auch deutlich über dem westeuropäischen Durchschnitt (3,9%); tatsächlich verzeichneten im abgelaufenen Jahr nur die Norweger und Schweden mit jeweils 6,1 Prozent in Europa ein höheres Vermögenswachstum. Haupttreiber dieser positiven Entwicklung waren Aktien und Investmentfonds, die um über 12 Prozent zulegten.

Insgesamt summierte sich damit das Brutto-Geldvermögen der schweizerischen Haushalte auf 2’210 Mrd. Euro (rund 2’480 Mrd. Franken). Mit anderen Worten: die gut acht Millionen Schweizerinnen und Schweizer verfügen gemeinsam über ein höheres Vermögen als 46 Millionen Spanier (ca. 2’412 Mrd. Franken) oder 210 Millionen Brasilianer (ca. 2’188 Mrd. Franken).

Gleichzeitig schwächte sich das Wachstum der Verbindlichkeiten auf 2,6 Prozent ab (2016: 3,0%). Trotz dieses schwächeren Schuldenwachstums verharrte die Schuldenstandsquote auf bedenklich hohem Niveau: Mit knapp 130 Prozent sind weltweit nur noch die Dänen und Australier höher verschuldet als die Schweizerinnen und Schweizer.

Im Nachbarland Österreich liegt dieser Wert dagegen bei knapp 52 Prozent. Auch das Netto-Geldvermögen konnte 2017 ein starkes Jahr verbuchen: Mit 7,7 Prozent wurde der bisherige Nachkrisenrekord aus dem Jahr 2009 exakt eingestellt. Folgerichtig kletterten die Schweizer Haushalte mit einem Netto-Geldvermögen pro Kopf von 173.990 Euro (ca. 195’217 Franken) – nach einem Jahr Pause – auch wieder an die Spitze der Rangliste der 20 reichsten Länder (Geldvermögen pro Kopf, s. Tabelle). Auch sonst stehen die europäischen Länder 2017 relativ besser da als in den Vorjahren; dies spiegelt aber in erster Linie die Aufwertung des Euro im vergangenen Jahr wider.

Industrieländer holen auf – USA überholen China

Die Nachkrisenjahre waren von einem relativ schwachen Vermögenswachstum in den Industrieländern gegenüber den Schwellenländern geprägt. Auch dies hat sich 2017 geändert. Die Wachstumsbeschleunigung beruhte allein auf der Entwicklung in den Industrieländern: Während in den Industrieländern das Wachstum um mehr als einen Prozentpunkt auf 6,5 Prozent zulegte, ging es in den Schwellenländern um drei Prozentpunkte auf 12,9 Prozent zurück.

Mit 6,5 Prozentpunkten fiel die Wachstumsdifferenz zwischen diesen beiden Ländergruppen damit so gering wie zuletzt 2005 aus; im Durchschnitt der vorangegangenen Dekade lag sie mit 13 Prozentpunkten doppelt so hoch. Massgeblich verantwortlich für die unterschiedliche Entwicklung beim Wachstum der Geldvermögen sind die jeweiligen Schwergewichte, China (Verlangsamung von 18,3% auf 14%) und die USA (Beschleunigung von 5,8% auf 8,5%).

In Westeuropa ging das Wachstum um gut einen Prozentpunkt auf 3,9 Prozent zurück. Dadurch haben die USA bei den absoluten Zuwächsen China wieder überholt: 2017 gingen rund 44 Prozent des globalen Zuwachses im Brutto-Geldvermögen der Haushalte auf das Konto der USA – und nur rund 25 Prozent auf das Konto Chinas. Im Durchschnitt der vorangegangenen drei Jahre lag diese Relation noch bei 26 Prozent zu 35 Prozent – zugunsten Chinas.

Schuldenwachstum zieht weiter an

2017 legten die Verbindlichkeiten der Haushalte weltweit um 6 Prozent zu; die Zuwachsrate lag damit leicht über dem Vorjahresniveau von 5,5 Prozent. Auch in Westeuropa beschleunigte sich das Schuldenwachstum, allerdings auf immer noch recht bescheidene 3,0 Prozent (2016: 2,6%). Dank des starken Wirtschaftswachstums erhöhte sich die globale Schuldenstandsquote (Verbindlichkeiten in Prozent des BIP) aber nur minimal auf 64,3 Prozent (Westeuropa: 74%). Hinter diesen globalen Durchschnittswerten verbergen sich naturgemäss grosse Unterschiede. In einigen Ländern erreichten Schuldenhöhe und -dynamik in den letzten Jahren kritische Werte.

„In der Mehrzahl der untersuchten Länder ist die Entwicklung der privaten Verschuldung nicht besorgniserregend“, kommentierte Michaela Grimm, Ko-Autorin des Reports. „Aber vor allem in Asien gibt es einige Länder – Thailand, Malaysia, Südkorea und China beispielsweise -, in denen die Aufsichtsbehörden die Situation genau beobachten sollten. In diesen Ländern sind die Ähnlichkeiten mit den Kreditexzessen vor der Finanzkrise nicht zu übersehen.“ Trotz des starken Anstiegs der Verschuldung stieg das globale Netto-Geldvermögen, d.h. die Differenz zwischen Brutto-Geldvermögen und Verbindlichkeiten, Ende 2017 auf das neue Rekordhoch von EUR 128,5 Billionen (ca 144,2 Billionen Franken). Dies bedeutet ein Plus von 8,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Studie finden Sie hier unter der Rubrik Publikationen/Spezialthemen.

Ein interaktives Onlinetool zu dem Report finden Sie hier.

 

Quelle: ALLIANZ SUISSE
Titelbild: Aleksandar Mijatovic – shutterstock.com

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