Was ist Erfolg?
VON Brigitte Kobi Selbstmanagement
Wenn wir den Begriff Erfolg hören, denken wir meist an Reichtum und Ruhm. Einige definieren einen lukrativen Job und die damit verbundenen Ehren mit Erfolg.
Beides ist sicher erstrebenswert, aber in meinen Augen sind Erfolg und Glück stark miteinander verbunden.
Philosophische Konzepte
Verschiedene philosophische Schulen haben unterschiedliche Konzepte zum Thema Glück und worin es besteht erarbeitet.
Aristoteles beispielsweise erklärt, dass echtes Glück (er nennt es „Eudaimonia“) nur erreichen kann, wer einerseits männlich und andererseits adlig geboren wurde. Alle anderen haben keine Chance – nach Aristoteles‘ Definition – wirklich glücklich zu werden.
Die Stoiker andererseits vertreten die sogenannte „Ataraxia“ und meinen damit Gelassenheit und Seelenruhe. Die stoische Gelassenheit ist geradezu sprichwörtlich geworden. Andere Glückstheoretiker bezeichnen bereits die Abwesenheit von Schmerz und Mangel als Glück.
Sie werden verstehen, dass ich den aristotelischen Glücksbegriff ablehnen muss, weil er mich in eine miserable Lage bringt. Und für die anderen beiden Glückskonzepte fehlt es mir an Bescheidenheit.
Erfolg versus Glück.
Eingangs hatte ich gesagt, dass es zwischen Glück und Erfolg eine Verbindung gebe. Um meine These zu untermauern, porträtiere ich zwei sehr berühmte Männer.
Michelangelo Buonarroti
Michelangelo gilt als einer der bedeutendsten Künstler aller Zeiten. Immerhin ist er der Schöpfer der meisten Fresken der Sixtinischen Kapelle, der Davids-Statue, um nur zwei seiner Werke zu nennen, die den Künstler unsterblich gemacht haben und jedes Jahr Millionen von Besuchern anziehen. Beruflich gesehen war Michelangelo also überaus erfolgreich.
Es gibt allerdings noch einige Briefe, die Michelangelo geschrieben hat und diese zeichnen einen einsamen, verbitterten Mann, der von Ängsten gequält wurde. Obwohl er schon zu Lebzeiten ein begehrter Künstler und wohlhabend war, konnte er sich nicht an seinem Reichtum erfreuen, sondern hat jeden Pfennig gespart.
Zwar war er ein begnadeter Maler, sah sich selbst jedoch in erster Linie als Bildhauer. Entsprechend unglücklich war er, als der Papst ihn beauftragte, die Sixtinische Kapelle zu gestalten. Er hätte viel lieber das Grabmal, für welches er bereits Statuen gefertigt und weitere geplant hatte, fertiggestellt.
Vielleicht gehen Sie mit mir einig, dass Michelangelo wohl erfolgreich, aber unglücklich war.
Rafaello Santi
Michelangelos verhasster Rivale Rafaello Santi, besser bekannt als Rafael, schien hingegen alles zu haben.
Er war ein brillanter Maler, ein gut aussehender junger Mann, der Adel pries ihn, die Frauen liebten ihn und selbst der Papst bewunderte seine Kunst. Letzteres ist deshalb entscheidend, weil die Kirche sowohl für Michelangelo als auch für Rafael – und viele andere Künstler – die grösste Auftraggeberin war. Klingt das für Sie nach einem glücklichen Mann? Nach meiner Definition, ist Rafael durchaus glücklich zu schätzen.
Rafael wurde so sehr bewundert, dass ihm die Ehre zuteil wurde, im Pantheon in Rom bestattet zu werden. Sein Ruhm hat ihn überlebt und sein Fresko „Die Schule von Athen“ ist bis heute eine Touristenattraktion der vatikanischen Museen. Bis heute sind Kunstexperten damit beschäftigt, das Werk zu analysieren und zu enträtseln.
Fazit
Ich will auf keinen Fall bestreiten, dass Erfolg und/oder Ruhm wichtige Faktoren für unser Glück sind. Aber mir scheint, dass das allein nicht reicht. Da jeder unter Glück etwas anderes versteht, halte ich die Wahlfreiheit für die wichtigste Voraussetzung. Wir wollen die Wahl haben, das zu tun, was uns wichtig ist und glücklich macht. Jeder wünscht sich eine positive soziale Umgebung. Aber auch hier gibt es verschiedene Konzepte.
Was ist Ihr Verständnis von Glück?
Oberstes Bild: © Catalin Grigoriu – shutterstock.com
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