Bitte Lächeln!
von Brigitte Kobi Studien
Heute geht es ums Lächeln und die Erkenntnisse einer Forschungsgruppe. **
Nicht nur lächeln wir häufig, sondern wir tun es auch aus verschiedenen Gründen oder gar zweckorientiert. Wir lächeln automatisch bzw. unbewusst, wenn wir uns freuen, können es aber aus Höflichkeit anwenden oder um negative Gefühle zu maskieren.
Die besagte Forschungsgruppe wollte dem Lächeln nun auf den Grund gehen und hat 19 verschiedene Lächeln „erarbeitet“, welche sie den Probanden auf Videos gezeigt hat. Hätten Sie gedacht, dass man so viele Arten davon im Labor produzieren kann?
Lachmuskeln
Beim Lächeln werden verschiedene Gesichtsmuskeln mehr oder weniger stark aktiviert. Häufig wird offenbar angenommen, dass ein Lächeln auf das Gegenüber dann authentisch wirke, wenn dabei die „Krähenfüsse“ um die Augen vertieft werden. Die Tests haben aber ergeben, dass wir uns so leicht nicht täuschen lassen.
Das Lächeln, das auf die Probanden am echtesten wirkte, erforderte offenbar auch die meiste Muskelanstrengung, weil alle entsprechenden Muskelpartien jeweils zwischen 50 und 100 Prozent gebraucht wurden.
Soweit so gut. Was mich aber am meisten erstaunte, ist, dass Lächeln wohl in der Tat ansteckend ist. Um die Reaktion, die das beobachtete Lächeln in den Probanden hervorrief, zu testen, wurde nämlich deren Mimik gemessen. Soweit ich verstehe, entsteht ein Nachahmungseffekt.
Als wirklich echt stuften die Testpersonen ein Lächeln übrigens nur dann ein, wenn dabei Mund und Lippen geöffnet wurden.
Mona Lisa lächelt nicht
Obwohl Tests in Labor immer noch das Problem haben, ausserhalb der realen Welt stattzufinden, schliesse ich daraus drei Dinge:
- Ein falsches Lächeln hilft uns nicht, weil das Gehirn des Gegenübers das ohnehin merkt. Aber eigentlich wussten wir das schon immer, oder?
- Wenn 1) korrekt ist, folgt daraus, dass Gehirne bei einem Gespräch von Angesicht zu Angesicht tatsächlich eine Verbindung aufbauen
- Egal, was uns die Kunstexperten sagen: die Mona Lisa lächelt nicht, sie schmunzelt. Nein, eigentlich zieht sie lediglich die Mundwinkel nach oben. Mir ist jedoch klar, dass „Mona Lisas Schmunzeln“ poetisch kaum verwertbar ist.
Ausserhalb aller Wissenschaft, möchte ich mich dem Dictum der Schauspielerin Phillys Diller (1917 – 2012) anschliessen
„Ein Lächeln ist eine Kurve, die alles wieder gerade biegt.“
Die Kommunikation wird dadurch auf jeden Fall einfacher.
Ich wünsche Ihnen eine fröhliche Zeit!
**: Korb S, With S, Niedenthal P, Kaiser S, Grandjean D (2014) “The Perception and Mimicry of Facial Movements Predict Judgments of Smile Authenticity.” PLoS ONE 9(6): e99194. doi:10.1371/journal.pone.0099194
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