Leidenschaft: So machen Sie aus Ihrem Beruf eine Berufung

Es ist evident: Diejenigen Berufe machen am glücklichsten, in denen Sie eine tief empfundene Passion umsetzen können. Der Begriff „Leidenschaft“ wird deshalb auch fast exzessiv genutzt, um berufliche Erfüllung zu erklären. Glücksforscher stellen allerdings fest, dass wenige Menschen eine realistische Vorstellung von und eine optimale Einstellung zu ihrer eigenen beruflichen Leidenschaft haben.

Dabei kann ein realistisches Verständnis der Identifikation mit einer Aufgabe entscheidend dafür sein, wie glücklich Sie in einem Job werden können und ob die eigene Vision einer erfüllenden Tätigkeit Realität werden kann. Mit den folgenden fünf Indikatoren können Sie professionelle Leidenschaft erkennen und umsetzen.

1. Identifikation

Leidenschaft ist nicht umsonst nahe der Obsession angesiedelt. Eine Idee oder Beschäftigung füllt Sie ganz aus, Sie werden eins mit dem Schaffensprozess, bis zu dem Punkt, an dem Ihr Umfeld diesen Grad der Identifikation nur noch schwer nachvollziehen kann? Dann können Sie daraus eben die Energie ziehen, die Sie auch resilient gegenüber Misserfolgen macht.

Oft stellen Menschen sich bei der Berufs- oder Projektwahl die Frage: Was kann ich gut? Was habe ich immer gern gemacht? Was interessiert mich? Viel sinnvoller aber ist es zu erforschen: Womit identifiziere ich mich vollständig, auf intellektueller, ethischer, emotionaler, physischer Ebene? Von welcher Beschäftigung fühle ich mich umfassend bestätigt? Dieser Ansatz kann völlig neue Welten aufmachen.

2. Flow

Erinnern Sie sich an Tätigkeiten, bei denen Sie schlicht die Zeit (und oft auch den Raum) vergessen haben? Dieses Gefühl des völligen Eintauchens ist der sogenannte Flow-Zustand. Er ist mittlerweile als primärer Motivator anerkannt, um langfristig Erfolg zu gewährleisten – weit über Entlohnung oder andere Gratifikationen wie Status oder Sicherheit hinaus. Flow entsteht primär über die Ausschüttung von Glückshormonen; sekundär aber hilft er dem Gehirn dabei, neue neuronale Bahnen abseits der breitgetretenen kognitiven Wege zu bahnen und sich selbst so langfristig zufriedener zu konditionieren.


Sie können Ihre Leidenschaft zum Beruf machen! (Bild: Aquamethods / Shutterstock.com)
Sie können Ihre Leidenschaft zum Beruf machen! (Bild: Aquamethods / Shutterstock.com)


Erinnern Sie sich an Ihr letztes Flow-Erlebnis, ob privat oder im Job. Finden Sie für sich heraus, was es ausgelöst hat. Das hilft Ihnen dabei, ebendiese Elemente auch in Ihren Arbeitsalltag zu integrieren. Denn häufig lassen sich auch innerhalb einer bestehenden Arbeitssituation, die Sie vielleicht eher mit Langeweile als mit Leidenschaft erfüllt, Tätigkeiten und Aufgaben finden, bei denen Sie aufblühen.

3. Wirkung

Coaches stellen oft fest, dass Menschen sich ihrer Leidenschaft nicht sicher sind, weil sie diese am Gefühl während des Schaffensprozesses festmachen. Das allerdings muss nicht so sein: Sie können auch leidenschaftlich an die Wirkung oder das Ergebnis Ihres Tuns glauben. Bei Menschen in sozialen oder kulturellen Berufen ist dies oft der Fall. Sie fühlen sich so richtig zufrieden, wenn ein von Ihnen organisiertes Event rund läuft, auch wenn die Organisation eher stressig war? Ihnen geht es gut, wenn Sie die umgesetzten Ergebnisse einer von Ihnen entwickelten Nachhaltigkeitsmassnahme sehen, auch wenn der Weg dahin steinig gewesen ist? Dann zielt Ihre Leidenschaft auf das Ziel Ihrer Arbeit ebenso wie auf den Weg dorthin. Stellen Sie sich in diesem Fall die Frage, welche gelungenen Resultate Sie privat wie beruflich mit besonderer Befriedigung erfüllen – und Sie können eine neue Perspektive auf Ihre Berufswahl gewinnen.

4. Resilienz

Leidenschaft generiert Ausdauer, Disziplin, Widerstandsfähigkeit und die Bereitschaft, gegen Skeptiker und Fehlschläge immun zu sein. Wenn der Wunsch, ein bestimmtes Ziel zu erreichen oder eine Idee zu verwirklichen, in Ihnen ungeahnte Energie freizusetzen in der Lage ist, egal wie gross die Risiken, wie gering die Wahrscheinlichkeit eines Erfolges, wie viel Zeit, Kosten und andere Investitionen damit verbunden sind – dann hat Ihre innere Überzeugung genau die Resilienzfähigkeit erzeugt, die für Leidenschaft spricht.

Erinnern Sie sich an die Tätigkeiten in Ihrem Leben, bei denen Sie bereitwillig an Ihre Grenzen gegangen sind – und darüber hinaus. Oft müssen Sie mental einen längeren Weg zurücklegen, bis Sie auf eine solche Erinnerung stossen, manchmal bis zurück in die Kindheit. Scheuen Sie sich nicht davor: Was waren die Themen, die Sie ein Leben lang begleitet haben? Was haben Sie einst voller Liebe, endlose Stunden lang und in vielleicht offenem Widerstand zu den Wünschen Ihrer Umgebung getan und haben es seitdem aufgegeben? Wenn Sie diese Themen und Interessen zum Zentrum Ihrer professionellen Tätigkeit machen, sind Sie vor Langweile und Bore-out gefeit.

5. Mut

Leidenschaft und Pragmatismus scheinen sich oft nicht besonders gut zu vertragen. Es erfordert Mut, aus der eigenen Vision mehr zu machen als nur eine Freizeitbeschäftigung – schliesslich wollen Rechnungen bezahlt werden und das Rentenalter versorgt sein. Verleugnen Sie Ihre Passion nicht, weil Ihnen momentan noch der Mut zur Umsetzung fehlt. Integrieren Sie sie in kleinen Schritten in Ihren Arbeitsalltag.

Sie lieben das Bergsteigen und würden am liebsten Bergführer werden, finden sich aber täglich von neun bis fünf am Schreibtisch wieder? Dann initiieren Sie doch für Ihr nächstes Teamevent einen Ausflug in die Berge oder in einen Hochseilgarten und übernehmen Sie die Verantwortung für die Umsetzung. Machen Sie so nach und nach immer mehr risikolose Ausflüge in Ihr potenzielles paralleles Universum. Durch das positive Feedback stellt der Mut sich schlussendlich von alleine ein.

 

Oberstes Bild: © wavebreakmedia – Shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

website-24x24
jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});