Bio-Produkte bei Schweizern beliebt wie noch nie

Die Auswertung der Haushaltsbudgeterhebung (HABE) beweist es: Bio-Lebensmittel werden in der Schweiz immer beliebter. Nur in der Romandie ist der Hang zu Bio-Produkten nicht so ausgeprägt wie in den anderen Sprachregionen der Schweiz. Fakt ist auch: Mit steigendem Einkommen werden tendenziell mehr Bio-Lebensmittel gekauft bzw. verzehrt. Zudem beeinflussen Kriterien wie zum Beispiel das Geschlecht, die Familienzusammensetzung und das Alter die Wahl von Produkten dieser Art.

Die von Agroscope realisierte Erhebung des Bundesamtes für Statistik (BFS) bestätigt prinzipiell den bereits seit einigen Jahren zu beobachtenden Wachstumstrend im Hinblick auf Bio-Lebensmittel; auch innerhalb der einzelnen Produktgruppen ist die Nachfrage teilweise weiter deutlich angestiegen. Die Forschungsgruppe Sozioökonomie des Agroscope Instituts für Nachhaltigkeitswissenschaften (INH) hat diesbezüglich errechnet, dass im Jahr 2013 bereits rund 10 % der Gesamtausgaben im Lebensmittelbereich auf Bio-Produkte entfielen.

Schweizer greifen immer häufiger zu Bio-Gemüse und -Früchten 

Gerade bei Früchten und Gemüse machten die Schweizer deutlich, dass ihnen eine gesunde Ernährung wichtig ist. So konnte der Marktanteil von Bio-Früchten im Vergleich zum Vorjahr um 2 auf nunmehr 11 % gesteigert werden, während der Marktanteil von Bio-Gemüse von vormals 9 auf insgesamt 14 % anwuchs. Dieser Wachstumstrend verdeutlicht, dass die Konsumenten bei bestimmten Produktgruppen in der Tat immer gezielter und häufiger zu Bio-Produkten greifen. Auf der anderen Seite konnten jene Bio-Produkte, die auch in den Jahren zuvor über einen relativ geringen Marktanteil verfügten, kaum zulegen. Insbesondere im Hinblick auf Produkte wie zum Beispiel Gewürze, Saucen oder Fleisch stagnierte der Marktanteil in den Jahren 2006 bis 2013 bei rund 5 %.

Zucker- und Süsswaren aus dem Bio-Regal legten immerhin um 0,4 Prozentpunkte zu, aber der generierte Marktanteil von 3 % bewegt sich immer noch auf relativ bescheidenem Niveau. Insgesamt wertete Agroscope über 19’000 HABE-Datensätze aus. Dabei stand neben den Marktanteilen auch das individuelle Konsumverhalten im Fokus. Diesbezüglich brachte die Auswertung denn auch eine bemerkenswerte, wenn nicht gar erschreckende Erkenntnis zutage: Demnach greifen Familien mit Kindern seltener als Haushalte ohne Kinder zu Bio-Lebensmitteln. Diese Tatsache deckt sich laut Agroscope nun überhaupt nicht mit den veröffentlichten Daten sowie Ergebnissen aus anderen Ländern. Dass demgegenüber aber gerade die Frauen in der Schweiz Bio-Produkte nachfragen, ist ein Phänomen, dass auch in den Haushalten anderer Länder zu beobachten ist.

Wohlhabende und in der Deutschschweiz ansässige Haushalte bevorzugen Bio-Produkte

Die Auswertungen haben zudem ergeben, dass es gerade die vermögenden respektive wohlhabenden Haushalte sind, die eine explizit hohe Bio-Kaufwahrscheinlichkeit aufweisen. Von der Altersstruktur der Käuferschichten her konnte festgestellt werden, dass sich Konsumenten zwischen 45 und 54 Jahren als wahre Bio-Muffel erweisen und vergleichsweise selten zu Produkten dieser Art greifen. Einen ungeahnt grossen Einfluss auf das Kaufverhalten hat in der Schweiz die jeweilige Sprachregion. Gemäss der Untersuchungsergebnisse zeigen sich innerhalb der Alpenrepublik gerade die Haushalte in der Deutschschweiz den Bio-Produkten zugetan, während in der Westschweiz rund um die Kantone Genf, Jura, Neuenburg und Waadt tendenziell weniger Bio-Produkte auf der Einkaufsliste stehen.

Allerdings muss bei der Beurteilung der Studienergebnisse berücksichtigt werden, dass sich die Aussagekraft vornehmlich auf die in der Haushaltsbudgeterhebung verwendeten Variablen stützt. Dabei darf aber keinesfalls der Umstand vernachlässigt werden, dass die jeweilige Entscheidung der Haushalte für oder gegen den Kauf von Bio-Produkten stets als ein komplexes Gebilde betrachtet werden muss, das von einer ganzen Reihe unterschiedlicher Faktoren bestimmt wird. So ist gerade die Luzerner Küche für ihren Anspruch und ihre Experimentierfreudigkeit bekannt. In Luzern werden denn auch vermehrt Bio-Lebensmittel in die entsprechenden Rezeptkreationen integriert. Und das fördert dann letztendlich den Verkauf von Bio-Lebensmitteln.


Die Schweizer stehen auf Bio-Produkte. (Bild: yamix / Shutterstock.com)
Die Schweizer stehen auf Bio-Produkte. (Bild: yamix / Shutterstock.com)


Repeated cross-section: Haushaltsbudgeterhebung basiert auf einer Querschnittsbefragung

Bereits seit Beginn der 1990er-Jahre erhebt das Bundesamt für Statistik relevante Daten zum Konsum, zum Einkommen sowie zu den soziodemografischen Charakteristika der Schweizer Privathaushalte. Seit dem Jahrtausendwechsel wird die Erhebung im monatlichen Rhythmus durchgeführt. Dabei werden die Haushalte für die Befragung per Zufallsverfahren ausgewählt, wobei in der Regel etwa 3000 pro Jahr teilnehmen. Das BFS achtet in diesem Zusammenhang insbesondere darauf, dass die sich im Datensatz wiederfindende Struktur der Haushalte auch die tatsächliche eidgenössische Wohnbevölkerung widerspiegelt. Dokumentiert werden dabei grundsätzlich das Einkommen und die expliziten Konsumausgaben in dem jeweils veranschlagten Befragungszeitraum von einem Monat. Es handelt sich bei der Schweizer Haushaltsbudgeterhebung also um eine so bezeichnete wiederholte Querschnittsbefragung (repeated cross-section).

Bei Befragungen bzw. Erhebungen dieser Art konnte auch ermittelt werden, dass der Absatz ökologischer Produkte nicht nur im Lebensmittelsektor weiter anwächst. Auch in den Segmenten Wohnen, Finanzen und Mobilität sind ökologisch orientierte Produkte in der Gunst der Käufer ständig auf dem Vormarsch. Allerdings – auch das besagen Studien: Durch den stetigen Mehrkonsum in der Schweiz werden positive Umwelteffekte des Bio-Booms quasi wieder zunichtegemacht. Zudem ist hier zu vermerken, dass eine weitere Verzahnung des stationären Handels mit dem E-Commerce-Bereich auch bei Nutzern von Bio-Lebensmitteln die Kauflust steigert.

 

Oberstes Bild: © daffodilred – Shutterstock.com

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