Umstrukturierung: Credit Suisse in neuem Gewand

Die Grossbank Credit Suisse legt zwei Geschäftsbereiche im Vermögensverwaltungsgeschäft wieder zusammen. Augenzwinkernd kommt bei diesem Szenario – zumindest auf den ersten Blick – die Erinnerung an den Filmklassiker-Titel „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ hoch. Schliesslich hat die Credit Suisse vor drei Jahren aufgrund einer Umstrukturierung erst die Vermögensverwaltungssparte in die Bereiche Ost- und Westeuropa, Afrika und Mittelost untergliedert.

Der Grund für diesen erneuten Sinneswandel respektive Strategiewechsel liegt in der Tatsache begründet, dass der Uli-Hoeneß-Effekt für einen ungeheuren Geldabfluss in der Schweiz gesorgt hat. Viele der wohlhabenden und reichen Kunden, die ihr Geld auf Schweizer Konten vor dem Finanzamt verborgen hielten, haben sich inzwischen selbst angezeigt und ihre Steuern nachgezahlt. Als Konsequenz daraus flossen und fliessen immer noch etliche Gelder wieder zurück zu den Banken im jeweiligen, insbesondere westeuropäischen Heimatland.

Credit Suisse muss Geldabflüsse bis zu rund 45 Milliarden Franken verkraften 

Dieses „Aus“ der Steueroase hat der Credit Suisse und auch der gesamten eidgenössischen Bankenbranche nachhaltig zugesetzt. Bis zum Juli 2014 waren bereits 30 Milliarden Franken von den Konten der Credit Suisse abgeflossen; laut entsprechenden Prognosen könnten noch weitere 15 Milliarden Franken folgen. Keine Frage, das Geschäft stellt sich nicht mehr als lohnenswert dar. Hinzu kommt, dass die Schweizer Banken grösstenteils selber Druck auf ihre Kunden ausüben und diese dazu drängen, den Weg der Selbstanzeige zu wählen. Dieser Umstand, der von der Öffentlichkeit und den entsprechenden Gremien argwöhnisch beobachtet wird, verkompliziert die Sachlage für die Banken in der Schweiz noch einmal.

Im Bereich EMEA sind die einzelnen Sektionen zusammengefasst

Hinzu kommt, dass eine Lösung im Hinblick auf die grenzüberschreitenden Steuerfragen immer wahrscheinlicher wird. Bis Ende des Jahres 2015 wird ein entsprechender Abschluss von den beteiligten Marktakteuren erwartet. Ab diesem Zeitpunkt ist es dann für die Credit Suisse nicht weiter nötig, das Segment Westeuropa innerhalb eines eigenständigen Bereichs zu führen. Daher sei es die logische Konsequenz aus dieser Entwicklung, dass nunmehr die einzelnen Segmente Europa, Mittelost und Afrika zusammengefasst werden, liess die Grossbank über eine entsprechende Mitteilung verlauten.

Priorität liegt auf der vermögenden Klientel

Als neuer Chef des Bereichs EMEA wird dann der bisherige Westeuropa-Leiter Romeo Lacher fungieren, während Alois Bättig, der bisherige Osteuropa-Leiter, nach 40 Jahren die Credit Suisse verlässt. Konzentrieren will man sich zukünftig insbesondere auf die reichen Kunden und die Superreichen, während das Geschäft mit der nicht so vermögenden Klientel deutlich zurückgefahren werden soll. Diesbezüglich wurde das Privatkundengeschäft bereits an den Bankkonzern ABN Amro aus den Niederlanden veräussert. Zeitgleich hat die Banca Generali das Geschäft mit den wohlhabenden Kunden in Italien von der Credit Suisse übernommen. Analog zu anderen Unternehmen im Bankensektor richtet sich also auch diese Schweizer Grossbank auf die veränderte Situation auf den Finanzmärkten neu aus.

 

Oberstes Bild: © Pincasso – Shutterstock.com

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