Wohnungsbau: Genug neue Objekte an den falschen Orten

2014 kommen in der Schweiz so viele neue Wohnungen auf den Markt wie seit 20 Jahren nicht mehr. Über 50’000 neue Objekte werden erstellt. Der Immobilienmarkt gleicht sich damit recht exakt dem Bevölkerungswachstum an. An sich ist das eine hervorragende Nachricht – würden sich die Wohnungen denn auch an der Nachfrage orientieren und bezahlbar sein.

Dem ist allerdings nicht so: Angesichts der Bedarfslage scheint es eher so, als würde an einigen Stellen deutlich zu viel, an anderen zu wenig Wohnraum entstehen. So schätzt die UBS, dass in der französischen und italienischen Schweiz etwa 3000 Wohnungen zu wenig, in der Deutschschweiz wiederum tendenziell zu viele gebaut würden. Das wiederum wirkt sich auf Miet- wie auf Wohnpreise aus.

In den Kantonen Freiburg, Waadt, Thurgau und Genf fehlen demzufolge bis August 2015 etwa 2500 Wohnungen. Auch in und um Winterthur, Bern und Sargans entsteht durch den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs weiterhin mehr Nachfrage, als Immobilien vorhanden wären. Im Raum Chur, im Deutschschweizer Mittelland, im Appenzellerland und in der Urschweiz, in denen die Zunahme der Bevölkerung insgesamt stagniert, könnte es hingegen sogar zu Leerständen kommen.

Allerdings lassen sich diese Prognosen nicht spiegelbildlich auf die Preisentwicklung anlegen. Hier kommt es auch stark auf die Art der gebauten Objekte an. In den Ballungsräumen wird mit vielen teuren Bauvorhaben gerechnet. Gleichzeitig zeichnet sich etwa für den Kanton Genf keine nennenswerte Preissteigerung ab. Tendenziell allerdings sind deutliche Verknappungen natürlich preistreibend, hängen aber auch deutlich vom Bevölkerungswachstum ab. Dabei wird sich zeigen, ob die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative 2014 und 2015 spürbare Resultate zeigt und der Zuzug merklich zurückgeht. Durchschnittlich wird mit einem positiven Preiswachstum von etwa 2  % gerechnet.

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2014 11 % weniger Baugesuche gestellt und 10 % weniger Baugenehmigungen erteilt als im Vorjahr. Das wird sich auf die Bautätigkeiten 2015 auswirken.

Für die Jahre 2015 bis 2021 hat der Bundesrat beim Parlament einen Rahmenkredit von 1,9 Milliarden Franken beantragt, mit dem die Erstellung günstigen Wohnraums gefördert werden soll. Die Summe soll als Bürgschaft für Anleihen der Emissionszentrale für gemeinnützige Wohnbauträger (EGW) dienen. Das würde es der EGW erleichtern, Mitgliedern Geldmittel zu günstigen Konditionen verfügbar zu machen, um so bezahlbar zu bauen oder bereits bestehenden Wohnraum zu renovieren. Der Bundesrat möchte so dafür sorgen, dass gemeinnützige Bauträger und Wohnbaugenossenschaften ihren jetzigen, 8%igen Marktanteil halten können.

 

Oberstes Bild: © Lev Kropotov – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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