Parlez-vous Fachchinesisch?

Endlich haben Sie es geschafft: Der lange umworbene Geschäftspartner sitzt Ihnen gegenüber und wartet gespannt auf Ihre Ausführungen zur aktuellen Marktlage. Weil Sie wissen, wie wichtig dieser Kontakt für die Firma ist, haben Sie sich intensiv vorbereitet und versorgen Ihr Gegenüber nun mit allerlei Informationen. Doch schon nach wenigen Sätzen bemerken Sie den fragenden Gesichtsausdruck Ihres Gesprächspartners. Was haben Sie nur falsch gemacht?

Aus Ihrer Sicht nichts. Sie haben Ihr gesamtes Wissen in die Waagschale geworfen und jeden einzelnen Schritt durch Fachbegriffe untermauert – schliesslich wollten Sie besonders kompetent wirken. Doch genau damit haben Sie Ihren Geschäftspartner überfordert. Ihm wäre eine einfache Erklärung lieber und wahrscheinlich auch verständlicher gewesen.

Die Lösung für das Problem, dem Sie sich in einer solchen Situation stellen müssen, heisst Synonymie – also die Anwendung sinnverwandter Wörter, die dem Sprachschatz, dem Verständnis und der Auffassungsgabe Ihres Kommunikationspartners sowie dem Kontext des Gespräches angepasst sind.

Ihren bekanntesten Auftritt haben diese sogenannten Synonyme dort, wo Worte die Grundlage der Arbeit bilden. Autoren, Schriftsteller und Lektoren oder Reporter, Moderatoren und Pressesprecher leben von einer abwechslungsreichen Sprache. Sie sind bei der Schilderung von Erlebnissen, bei der Erklärung von Zusammenhängen oder bei der Umschreibung von Fakten mehr als alle anderen Berufsgruppen auf Synonyme angewiesen.

In der Werbebranche dienen sinnverwandte Wörter dem Anpreisen, Herausstellen und Beschönigen einzelner Merkmale eines Produktes. Einen ähnlichen Zweck erfüllen sie beim Verkauf von Nahrungs- und Genussmitteln. Die in jenem Bereich angewandten Synonyme lehnen sich häufig an eine andere Sprache an oder werden sogar komplett übernommen.

Gleiches gilt für Wörter, die in der Forschung und Wissenschaft zur Anwendung kommen. Auf diesem Gebiet werden fremdsprachige Synonyme sowohl weltweit geltenden Normen und Systematiken als auch dem Bedürfnis nach länderübergreifender Verständigung gerecht.

Doch auch die Wörter der eigenen Sprache sind manchmal vollkommen unverständlich – zum Beispiel dann, wenn es sich um brancheninterne Begriffe aus Kunst, Kultur, Handwerk oder Bankwesen handelt. In diesen Kreisen verwendete Synonyme dienen speziell ausgebildeten Mitarbeitern dazu, Arbeitsgeräte oder -schritte bzw. einzelne Vorgänge oder Zeitabschnitte zu benennen, zu unterscheiden und zu konkretisieren.

Einem Aussenstehenden müssen Sie Fachtermini stets durch geläufigere Wörter, eine zusätzliche Erklärung oder eine Demonstration des Vorgangs „übersetzen“. Dann erst erweisen Sie sich als wirklich kompetent.

 

Oberstes Bild: © Sangoiri – Shutterstock.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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