Ist Ihr Geschäftspartner "typisch deutsch"?

Mit Klischees ist das so eine Sache: Obwohl sie oft überzogen sind, enthalten sie doch ein Körnchen Wahrheit. So muss wohl auch die Ausstellung des Schweizers Rolf Sachs ein ziemlich genaues Bild von unseren Nachbarn aus Deutschland liefern …

Im Kölner „Museum für Angewandte Kunst“ hat der Künstler alles zusammengetragen, was er als „typisch deutsch“ empfindet. Er präsentiert den staunenden Besuchern unter anderem einen Gartenzwerg in Bergmannskluft und einen mehrere Meter hohen Bücherturm – errichtet aus Werken mit so bedeutungsvollen Titeln wie „Schwermut“ oder „Genauigkeit“.

In diesen und ähnlichen Objekten sieht Sachs weit mehr als nur ein Spiel mit Klischees, denn sie treffen so ziemlich genau die Vorstellung, die Angehörige anderer Nationen von Deutschland bzw. seinen Bewohnern haben – jedenfalls zum Teil. Das oben Genannte ist nämlich nur ein Bruchstück dessen, was die in Köln gezeigte Ausstellung beherbergt.

Andere Dinge verkörpern ebenfalls Vorurteile, stellen unsere Nachbarn aber in einem ganz anderen Licht dar. So bilden die fast schon sprichwörtliche Ordnungsliebe und das berühmt-berüchtigte Organisationstalent der Deutschen im Ausland eher positiv besetzte Klischees. Das zumindest geht aus einer Umfrage hervor, die das renommierte Goethe-Institut in insgesamt 18 europäischen Ländern durchgeführt hat.

Unter den Einwohnern der unmittelbar angrenzenden Staaten von Deutschland – Polen und Tschechien – finden sich über 80 % Befürworter des „verantwortungsvollen Handelns“ und des „unternehmerisch orientierten Denkens“ unserer Nachbarn. Auch jenseits des grossen Teiches hat typisch deutsch zu sein ein gutes Image: Mehr als die Hälfte der US-Bürger bezeichnet die Deutschen als eine „vorwärts denkende Gesellschaft“.



Sachs selbst nährt seine Klischees aus erster Hand. Der nach London übergesiedelte Schweizer nimmt seine früheren Nachbarn in der Wahlheimat als freundliche und kulturell vielfältige Menschen wahr. Damit teilt er die Meinung zahlreicher Briten, die in dem Autor Peter Watson einen Fürsprecher positiver Vorurteile haben. Er führt das angenehme Bild der Deutschen im Ausland auf die Fussball-WM 2006 zurück, bei der Land und Leute sich fast ausnahmslos von ihrer Sonnenseite zeigten.

Wie wichtig das sogar im wörtlichen Sinne war, offenbart ein Blick auf die Liste mit negativ besetzten Punkten: Hier rangiert das schlechte Wetter noch vor typisch deutschen Unannehmlichkeiten wie Arroganz und Pedanterie – drei von zahlreichen Klischees, bei denen es – wie immer – auf den Blickwinkel ankommt.

 

Oberstes Bild: © igor – Fotolia.com

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Mehr zu Christiane Dietering

Christiane Dietering hat eine handwerkliche, zwei kaufmännische und eine Autoren-Ausbildung absolviert. Sie arbeitet als freie Texterin, Rezensentin und Journalistin in den Themenbereichen Kunst und Kultur. Ihre Hauptauftraggeber sind Veranstalter von Musikaufführungen, Lesebühnen und Erotik-Events.

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