CSS: Finanzielles Debakel in Vaduz lässt Krankenkasse in Schieflage geraten

Die Zusatzversicherten des Schweizer Unternehmens CSS müssen wohl zukünftig mit höheren Beiträgen rechnen. Sie sind die Leidtragenden eines finanziellen Desasters einer CSS-Tochterfirma im Fürstentum Liechtenstein. Ihre Prämien werden zur Deckung eines klaffenden Verlustlochs in Vaduz sowie weiterer Abschreibungen aus der 2008 erfolgten Übernahme der ehemaligen Intras-Krankenversicherung benötigt. Ob das aber wirklich nicht zu verhindern war, bleibt die Frage. Schliesslich heisst es aus Insiderkreisen, dass die finanzielle Schieflage in Vaduz schon seit Jahren bekannt war. Insgesamt hat die CSS einen diesbezüglichen Totalverlust von rund 500 Millionen Franken zu beklagen.

CSS in Vaduz häuft seit 2007 Verluste von 150 bis 200 Millionen Franken an

Schon Anfang Juli wurde bekannt, dass die CSS-Tochter in Vaduz in finanzielle Turbulenzen geraten war. Diesbezüglich hatte die Zeitung „Schweiz am Sonntag“ von Verlusten in Höhe von rund 150 bis 200 Millionen Franken berichtet; diese sollen sich etwa seit dem Jahr 2007 angehäuft haben. Auch der „Tages-Anzeiger“ widmet sich verstärkt diesem Thema. Laut eigener Angaben liegen der Redaktion entsprechende Geschäftsberichte der CSS Vaduz vor, die diese finanziellen Dimensionen bestätigen. Der CSS-Verwaltungsrat, in dem auch bekannte Persönlichkeiten wie zum Beispiel die Sankt Galler CVP-Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz sowie der Luzerner-Ständerat Konrad Graber Mitglieder sind, hat auf die aktuelle Entwicklung prompt reagiert und innerhalb einer ausserordentlichen Sitzung eine umfassende Sanierung beschlossen.

Diesbezüglich hat der CSS-Verwaltungsrat nun in Aussicht gestellt, dass der Vaduz-Ableger der in der Schweiz ansässigen CSS mit einer Mitgift von rund 50 Millionen Schweizer Franken abgestossen werden kann, um das Altgeschäft herunterfahren zu können. In einer offiziellen Verlautbarung hat die Krankenversicherung inzwischen bestätigt, dass das Vaduz-Geschäft dringend saniert werden muss. Laut der CSS-Sprecherin Ute Dehn laufen diesbezüglich bereits die ersten Massnahmen. In diesem Zusammenhang betonte sie auch, dass CSS Vaduz wie grundsätzlich alle CSS-Gesellschaften vorbehaltlos revidiert wurde und keinerlei aufsichtsrechtlichen Verfahren geplant sind.


Aggressive Tiefpreispolitik auf deutschem Zahnversicherungsmarkt. (Bild: Scott Rothstein / Shutterstock.com)
Aggressive Tiefpreispolitik auf deutschem Zahnversicherungsmarkt. (Bild: Scott Rothstein / Shutterstock.com)


Aggressive Tiefpreispolitik auf deutschem Zahnversicherungsmarkt als entscheidende Ursache

Ein entscheidender Grund für das finanzielle Fiasko der CSS Vaduz liegt sicherlich in der aggressiven Vorgehensweise in Bezug auf den Zahnversicherungsmarkt in Deutschland. Anfang des Jahres 2008 hatte die Schweizer Krankenkasse gerade einmal 6.000 Versicherte von den eigenen Produkten überzeugen können. Bereits 2010 waren es dann bereits 111.000 Versicherte, wobei die Krankenkasse gerade mit einer Tiefpreis-Strategie punkten konnte. Dank des nahezu unschlagbar günstigen Versicherungsschutzes avancierte die CSS daher quasi zum Geheimtipp für deutsche Zahnärzte, die oftmals teure Komplettsanierungen der Zähne durchführten. Die CSS war diesbezüglich vertraglich verpflichtet, die entsprechenden Kosten zu tragen.

Aufgrund der viel zu tiefen Prämien geriet die CSS quasi ins finanzielle Abseits. Es wurden ab diesem Zeitpunkt fortwährend rote Zahlen geschrieben, zumal auch die Kosten für Vertrieb und Marketing erheblich anstiegen. Erst im Jahr 2012 reagierte die CSS und erhöhte die Prämien, was sich sofort negativ auf die Neukundenakquise auswirkte. 2013 wurde schliesslich aufgrund der stetigen Verluste das Management in Vaduz abgesetzt. Ungewöhnlich erscheint in dem Zusammenhang, dass in den CSS-Geschäftsberichten diese Verluste erst gar nicht auffielen, da durch entsprechende Gewinne mit den Zusatzversicherungen die Verluste wieder kompensiert wurden.

Irritationen um Wahl des CSS-Präsidiums im Zusammenhang mit dem Vaduz-Debakel

Dies liegt wohl daran, dass bei der CSS entsprechende Einzelabschlüsse der Töchter nicht separat offengelegt, sondern auf die jeweiligen Sparten verteilt werden. Trotzdem bleibt hier ein fader Beigeschmack. Wer wusste von diesen Verlusten? Und ab welchem Zeitpunkt? Kurioserweise hatte Urs Zurfluh, einer der Kandidaten für das neu zu wählende CSS-Präsidium, bereits 2010 die Probleme in Vaduz angesprochen. Interessanterweise bewarb sich Zurfluh um den Posten im CSS-Präsidium mit einer Bewerbungspräsentation, die explizit auf das Thema „Verluste bei der CSS-Tochterfirma in Vaduz“ zugeschnitten war, gegen den ausdrücklichen Willen des Mitgliederrates. Das Ende vom Lied: Zurfluh wurde nicht gewählt und das Debakel von Vaduz blieb in der Folge lediglich ein Randthema in den entsprechenden Gremien. Bis jetzt. Nun kommen unangenehme Fragen auf die Protagonisten zu.

Die Beantwortung der Frage, warum schon damals nichts in Bezug auf Vaduz unternommen wurde, liess das Unternehmen CSS bislang unbeantwortet. Fakt ist jedenfalls, dass die CSS momentan reichlich Probleme hat, ihre Marktposition zu behaupten. Aufgrund der Prämienerhöhung als Antwort auf die horrenden Offshore-Verluste der Krankenkasse (Vaduz) sank der Bestand an Versicherten deutlich. Das Liechtenstein-Manöver hat also nicht nur ein Loch in die Kasse gesprengt, sondern gleichzeitig auch die gesamte Geschäftstätigkeit der CSS negativ beeinflusst. Die ersten Versicherten, die aufgrund des Fiaskos in Vaduz nunmehr mit gestiegenen Prämien leben müssen, überlegen diesbezüglich, ob sie nicht eine Untersuchung anregen sollen, um die Geschäftsleitung für ihr fahrlässiges Verhalten rechtlich zu belangen.

 

Oberstes Bild: © Casper1774 Studio – Shutterstock.com

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