Durch den mobilen Markt: Facebook-Aktie geht durch die Decke

Die Schlagzeilen rund um den Globus glichen sich, als Facebook vor gut zwei Jahren den Schritt an die Börse wagte: Der Aktienkurs sei überbewertet. Das soziale Netzwerk habe den Anschluss an die mobilen Märkte verpasst. Als einige Rückschläge wie das unglückselige Android-OS-Add-On „Facebook Phone“ folgten, schienen sich diese Vermutungen zu bestätigen. Doch die jüngsten Quartalszahlen sprechen eine deutliche Sprache: Facebook hat verlorenen Boden gut gemacht. Sein Aktienkurs befindet sich auf Rekordniveau.

Zahlen wie ein Start-up
Über Marc Zuckerberg hält sich hartnäckig eine Geschichte: Der Chef von Facebook liebe es, Drucksituationen ausgesetzt zu sein. Immer dann, wenn die Erwartungen an ihn und sein Unternehmen negativ sind, funktioniere der CEO am besten und habe einen der Einfälle, der anfangs nur skeptisches Kopfschütteln auslöse, sich aber am Ende als genial erweise. Die jüngsten Quartalszahlen sind ein Beleg für dieses Gerücht: In den Monaten April bis Juni 2014 steigerte Facebook seinen Umsatz um 61 %. Der Gewinn legte um 140 % auf 2,91 Milliarden US-Dollar zu. Solche Wachstumsraten kennt man sonst nur von erfolgreichen Start-ups.

Mobile Geräte sorgen für den Boom

Zugleich konnte Facebook auch die Zahl seiner Nutzer steigern: Diese kletterte in den drei Monaten um 40 Millionen auf 1,32 Milliarden Personen nach oben. Verantwortlich sind vor allem Smartphones und Tablets. Über den Markt der mobilen Endgeräte erwirtschaftete Facebook im zweiten Quartal 2014 rund 62 % seiner Werbeeinnahmen. Im ersten Quartal lag der entsprechende Wert noch bei 59 %. 1,07 Milliarden der Facebook-Nutzer verwenden inzwischen immer wieder auch eine App, um auf das soziale Netzwerk zuzugreifen. Würde sich Facebook ausschliesslich auf den Markt für mobile Endgeräte beschränken, so hätte der Gewinn im zweiten Quartal sogar bei 150 % gelegen.

Börse honoriert den Erfolg

An den Börsen honoriert man, dass wieder stetig mehr Personen an Facebooks virtuellen Tischen Platz nehmen, wodurch Gewinne und Umsätze steigen. Die Aktie stieg auf einen Wert von 75,13 US-Dollar pro Anteilsschein. Sie liegt damit etwa doppelt so hoch wie zu dem Zeitpunkt ihrer Ausgabe. Der Kurs ist zudem absoluter Rekord für das soziale Netzwerk. Der Wert von Facebook stieg auf etwa 190 Milliarden Dollar. Etwa diese Summe würde man auch für den Computerriesen IBM zahlen müssen, wollte man ihn kaufen.


Zuckerberg will "aggressiv investieren". (Bild: Frederic Legrand / Shutterstock.com)
Zuckerberg will „aggressiv investieren“. (Bild: Frederic Legrand / Shutterstock.com)


Zuckerberg will „aggressiv investieren“

Diesen Erfolg möchte sich Zuckerberg nicht noch einmal wieder nehmen lassen und kündigte zugleich nach der fast schon bescheiden klingenden Feststellung, man habe „ein gutes Quartal gehabt“, an, „aggressiv zu investieren“. Namen nannte der CEO des sozialen Netzwerks nichts, allerdings konnte man sich überall auf dem Globus in diesem Jahr davon überzeugt, was in etwa es bedeutet, wenn Facebook „aggressiv investiert“. So übernahm das Haus den Kurznachrichtendienst Whatsapp für etwa 19 Milliarden Dollar. Zusätzlich kaufte das soziale Netzwerk den Hersteller der VR-Brille Oculus Rift (Oculus VR) für mehr als zwei Milliarden Dollar. Mit derartigen neuen Technologien, die an die mobilen Geräte angebunden werden sollen, möchte Facebook in diesem Segment weiter wachsen.

Nicht zu viel Werbung

Den Weg, den viele für das soziale Netzwerk vorausgesehen haben, lehnt Zuckerberg ab: Er wolle nicht, so der Unternehmenschef, einfach Werbung über den Messenger laufen lassen. Man dürfe nicht zu viel Werbung lancieren, weil andernfalls die Gefahr bestehe, die Nutzer abzuschrecken. Der clevere Zukauf von Unternehmen, die das Potenzial hätten, die breite Masse anzusprechen und die Facebook-Gemeinschaft zu stärken, sei diesbezüglich sehr viel sinnvoller.

Facebook selbst experimentiert mit „Kauf“-Button

Das soziale Netzwerk selbst möchte aber ebenfalls innovativ bleiben. Hierfür experimentiert das Haus in den USA mit einem „Kauf“-Button. Gefällt einer Person ein Produkt, das als Werbung geschaltet wird, so kann sie es direkt von Facebook aus kaufen und muss nicht erst zu dem Anbieter auf die Seite wechseln. Durch den Wegfall des Zwischenschritts sollen die Nutzer zu mehr Käufen ermuntert werden, was es im Gegenzug umso wertvoller macht, bei Facebook eine Werbung zu schalten.

Facebook hat die Strategie geändert

Facebook hat innerhalb des letzten Jahres die Strategie gewechselt. Zuckerberg selbst beschreibt es mit den Worten, man sei jetzt im „Investitionsmodus“. Einige Software-Neuerungen, wie z. B. die eigene Suchmaschine, sollen nicht länger den Durchbruch bringen, weil sich gezeigt hat, dass die entsprechenden Produkte nicht mit den über Jahre entwickelten Programmen der Konkurrenten mithalten kann. Stattdessen kauft Facebook Know-how und neue Ideen teuer ein. Dadurch stellt sich das Haus zugleich breiter auf. Oculus VR ist beispielsweise eigentlich eine Spielefirma und könnte entsprechend eine Tür für einen ganz neuen Markt öffnen.

 

Oberstes Bild: © PromesaArtStudio – Shutterstock.com

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