Der Fordismus – zwischen Gesellschaft und Kapital

Fällt der Name Henry Ford, gibt es dazu unterschiedliche Reaktionen. In Gewerkschaftskreisen gilt der Gründer eines der weltweit grössten Fahrzeughersteller als umstritten. Der Begriff des Fordismus wird daher von diesen auch eher abwertend verstanden. Doch was bezeichnet er tatsächlich?

Vom Erfinden und Nicht-Erfinden

Mit dem Namen Henry Ford wird die Erfindung der rationalen Massenfertigung und der Fliessbandarbeit in Zusammenhang gebracht. Doch genau das ist falsch, denn die Massenfertigung durch hohe Arbeitsteilung geht auf den Ingenieur Frederic Winslow Taylor zurück, während das erste Fliessband in einem Unternehmen vermutlich von Ransom E. Olds umgesetzt wurde. Henry Ford hat diese beiden Ideen also nicht erfunden, doch er hat sie 1913 als erster Unternehmer mit Erfolg umgesetzt. Damit erreichte er, die Produktionszeiten und die Preise drastisch zu senken sowie einen neuen industriellen Standard zu etablieren.

Kompromiss zwischen Gesellschaft und Kapital

Henry Ford erkannte als einer der ersten Unternehmer, dass es zu einer Massenproduktion auch Massenkonsum braucht. Er griff dazu zu einem paradoxen Mittel, denn er erhöhte die Löhne und senkte die tägliche Arbeitszeit. Und die Ideen waren von Erfolg gekrönt, denn die Mitarbeiter nutzten tatsächlich die gewonnene Freizeit und die besseren Löhne, um einzukaufen.

Damit hatte Ford Wichtiges erreicht, denn Löhne und Preisniveau waren nun voneinander abhängig. Der ursprüngliche Fordismus war ein Kompromiss zwischen Gesellschaft und Unternehmertum. Als Nebenprodukt ergaben sich humane Effekte.

Krise des Fordismus liegt in der Globalisierung

Bereits in den Anfängen des Fordismus gab es heftige Kritik. Denn Gewerkschaften hatten ursprünglich in der Ford Motor Company kaum Chancen. Sehr unterschiedlich wurde bewertet, dass Ford Behinderte und Migranten für sich arbeiten liess.

Heutzutage wird Kritik am Fordismus hauptsächlich in Zusammenhang mit der Globalisierung geäussert. Denn gerade diese hat mit dem Problem zu kämpfen, dass Waren nicht mehr unbedingt in ihrem Herkunftsland auf den Markt gelangen. Doch für in Billigländern produzierte Waren werden geringere Löhne gezahlt, die Unternehmer machen noch dazu ihren Profit mit anderen Konsumenten, womit die ursprüngliche Idee der Wechselwirkung ausser Kraft gesetzt wird.

 

Oberstes Bild: © Trueffelpix – Shutterstock.com

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