Der Boiled-Frog-Effekt als Bestandteil professionellen Krisenmanagements

Wie ein Unternehmen mit plötzlichen Kundeneinbrüchen oder sonstigen Krisenanzeichen umgeht, ist unterschiedlich. Während auf plötzlich eintretende Ereignisse meist rasch mit Gegenmassnahmen reagiert wird, bleiben schleichende Verschlechterungen oft lange unerkannt und damit auch unbehandelt. Damit wird der sogenannte Boiled-Frog-Effekt hervorgerufen, der auf jeden Bereich Auswirkungen hat.

Der Boiled-Frog-Effekt im Unternehmen kann alle treffen

Der genannte Effekt leitet sich vom Vergleich mit einem Frosch ab. Denn wird dieser in heisses Wasser geworfen, springt er sofort wieder heraus. Wird er hingegen in Wasser gesetzt, das langsam erhitzt wird, bleibt er drin und geht jämmerlich zugrunde. Im Klartext bedeutet dies für ein Unternehmen: Erkennt man eine schleichende Gefahr nicht, erleidet man meist gerade deswegen Schiffbruch.

Treffen kann der Boiled-Frog-Effekt jeden Bereich im Unternehmen, von der Kundenbeziehung bis zum Umsatz, von den Zulieferern und Lieferanten bis hin zur Produktentwicklung. Natürlich kann auch die Standortfrage oder das Personalwesen von diesem Effekt betroffen sein, ebenso wie die Nachwuchsbindung oder aber die Stellung auf dem Finanzmarkt.

Es liegt dabei auf der Hand, dass eine schleichende Verschlechterung, die in einer Abteilung auftritt, unmittelbare Konsequenzen auf einen Bereich haben kann. Wenn etwa bei den Innovationen für neue Automarken ein Stillstand eintritt, ist in der Folge die Produktion und damit auch die Marktsituation des Unternehmens betroffen. Werden von den Verschlechterungen sogar Gebiete ausserhalb des Unternehmens beeinflusst, ist klar, dass das Risiko des Boiled-Frog-Effekts weitreichende Konsequenzen haben kann, die niemals unterschätzt werden dürfen.

Deshalb ist es wichtig, beim Erkennen des Effekts sofort auch die Gebiete zu überprüfen, die sich als Schnittmenge der betroffenen Abteilungen ergeben. Nur so kann gewährleistet werden, dass die gesamte Bandbreite der Verschlechterung erfasst, erkannt und in weiterer Folge erfolgreich gelöst wird.

Notwendige Schritte zu wirksamen Bekämpfung des Boiled-Frog-Effekts

Ein wesentliches Risiko, dem Unternehmen ausgesetzt sind, besteht darin, einen positiven Ist-Zustand als Dauerzustand zu definieren. Damit fühlen sich alle auf der sicheren Seite und geben damit einem blind spot Raum. Egal wie gut ein Unternehmen wirtschaftlich und personell aufgestellt ist, muss es sich den Anforderungen des Business-Alltags stellen. Und der ist einfach von Veränderungen geprägt, womit potentiell auch Verschlechterungen möglich werden. Dafür muss der eigene Blick geschärft werden.


Der Zusammenhalt als psychologischer Effekt ist bei einer Krise nicht zu unterschätzen. (Bild: Goodluz / Shutterstock.com)
Der Zusammenhalt als psychologischer Effekt ist bei einer Krise nicht zu unterschätzen. (Bild: Goodluz / Shutterstock.com)


Wichtig ist auch, bereits im Vorfeld zu klären, wie die Unternehmenspolitik und das Management mit einer etwaigen Verschlechterung umgehen. Vielleicht gab es ja schon einzelne Anzeichen dafür, womit eine Rückschau Sinn macht. Gibt es ein Fehlermanagement im Betrieb bzw. wie wird mit Problemen umgegangen? Wesentlich ist auch zu klären, wie ernst man mit auftretenden Krisen umgeht und wie aktiv Konflikte gelöst werden. Unternehmensziele sollten in jedem Fall so an die Mitarbeiter kommuniziert und ausgegeben werden, dass diese auch das Gefühl haben, sich um Schwierigkeiten kümmern zu können bzw. zu dürfen. Der Zusammenhalt als psychologischer Effekt ist bei einer Krise oder schleichenden Verschlechterung nicht zu unterschätzen.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Standardisierung. Denn um eine Verschlechterung wahrnehmen zu können, muss es einen entsprechenden Ist-Zustand als Standard geben. Dieser wird quasi zum Richtwert erklärt, an dessen Veränderung auch die Mitarbeiter feststellen können, wie sich das Unternehmen entwickelt. Damit werden diese automatisch beauftragt, auf Anzeichen eines Abwärts-Trends sofort zu reagieren. Wichtig ist, dass das Team die Bewertungskriterien kennt, um regelmässig eine Analyse der Arbeitsabläufe oder der Kundenbeziehungen bzw. der Produktentwicklung anstellen zu können, ohne dass jedes Mal ein umfassendes und zeitintensives Meeting angesetzt werden muss.

Wie bei vielen anderen Situationen im Unternehmen, darf die Kommunikation nicht unterschätzt werden. Auftretende Verschlechterungen sollten nicht nur im entsprechenden Team oder in der Abteilung kommuniziert werden, sondern sollten im gesamten Unternehmen bekanntgemacht werden. Gerade Bereiche, die in der Konsequenz von der Verschlechterung betroffen sein können, müssen unmittelbar in Kenntnis gesetzt werden, denn nur so können Gegenmassnahmen abgesprochen und abgestimmt werden. Und genau das ist entscheidend, um schleichende Veränderungen gezielt auszuräumen und entsprechende Veränderungen ins Positive zu bewegen.

Deshalb ist zu überprüfen, in welcher Form es die sogenannte Teamkommunikation bereits gibt. Es ist klarzustellen, wer solche Meetings, die sich mit aktuellen Krisen beschäftigen, initiieren und koordinieren kann. Gibt es bereits regelmässige Teammeetings, ist zu prüfen, ob diese als Krisenbesprechung genutzt werden können. Wenn ja, muss eine klare Struktur definiert werden und überlegt werden, ob diese den Austausch über Anzeichen einer Verschlechterung im Unternehmen überhaupt fördert. Vielleicht macht es auch Sinn, ein Intranet zu installieren, das jeder Mitarbeiter nutzen kann und das gezielt zum Informationsaustausch verwendet wird. So können die Kommunikationswege zwischen den einzelnen Abteilungen besser koordiniert werden.

 

Oberstes Bild: © Kladej – Shutterstock.com

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