Ausblick auf den Glücksspielmarkt der Schweiz

Hat das Glücksspiel in der Schweiz (abseits von fragwürdigem Aktienhandel) noch eine Zukunft? Die Zahlen der Casinos in der Schweiz sehen nicht allzu rosig aus, ausserdem kämpft die Branche seit Jahren mit einem Besucherrückgang in den Glücksspielstätten. Daran ist auch der Online-Markt schuld – aber einige Probleme sind auch ganz einfach hausgemacht.

Der Blick zurück

Im November 2012 eröffnete die Swiss Casino Holding direkt in Zürich ein neues Casino – aber das lief schlechter als geplant. Die Kosten für den Bau explodierten, unter dem Strich blieb ein Verlust von 8,8 Millionen Franken für das gesamte Geschäftsjahr bestehen. 2014 soll dann die Kehrtwende gelingen, dann nämlich wäre es endlich an der Zeit für schwarze Zahlen – zumindest sehen das die Verantwortlichen des Casinobetriebs so. Ob das auch tatsächlich gelingt, steht jedoch auf einem anderen Blatt.

Für 2013 nämlich wurden ursprünglich 100 Millionen Franken Umsatz geplant, aber erreicht wurden davon nur etwa 70 Millionen. Die Verfehlung um etwa 30 % hatte natürlich auch Auswirkungen auf den Gewinn und die allgemeine Wirtschaftlichkeit des Zürcher Betriebs: Die Break-Even-Linie wurde zwar erreicht, Gewinne konnten jedoch nicht erzielt werden. Aber, so hatte man uns schliesslich versichert, im Jahr 2014 würde dann alles ganz anders kommen – oder?

Sinkende Spielerzahlen schaden der Branche

Die vier grossen Swiss-Casino-Spielbanken in der Schweiz haben 2013 Gewinn eingefahren – trotz einer im Rückgang befindlichen Anzahl an Spielern. Diese vier Betriebe sind dann auch dafür verantwortlich, dass die Swiss Casino Holding insgesamt immerhin einen Umsatz von 105,8 Millionen Franken erzielen konnte. Das sind drei Millionen mehr als im Vorjahr. Gewinne sind zwar zunächst immer begrüssenswert, aber auf Dauer lässt sich mit Umsatzsteigerungen im kleinen, einstelligen Prozentbereich sicherlich nicht viel gewinnen.

Der Markt krankt

Peter Meier, Mitglied des Verwaltungsrates der Swiss Casino Holding, beklagt sich über einen konstanten Gegenwind für die Casinobranche in der Schweiz. Allein 2013 haben die Erträge aus dem Spielbetrieb um 8 bis 9 % abgenommen, eine Kehrtwende ist nicht in Sicht. Vergleicht man diese Zahlen mit den Werten von 2007, stellt man sogar einen Rückgang von 25 % fest. Wenn alle sechs bis sieben Jahre ein Viertel der Spieler den Casinos fernbleibt, wird die Branche nicht mehr lange überleben können.

Gründe dafür kennt Erwin Cresta, der für neue Projekte zuständige Vorsitzende der Swiss Casino Holding: Das klassische Glücksspiel in Form von Roulette, Poker & Co. reiche heute nicht mehr aus, um die Kunden langfristig zu fesseln. Die Swiss Casinos seien daher gerade dabei, die Angebote auszubauen: Man wolle weg vom reinen Glücksspiel und stattdessen auf ein grösseres Erlebnis setzen. So sollten Casinos nicht nur mit ihren Spielen locken, sondern auch mit Geschäften, Kinos und dergleichen mehr.



Und der Online-Markt?

Die fernbleibenden Spieler sind natürlich auch dem Online-Glücksspiel geschuldet: Über 100 Millionen US-Dollar Umsatz kann Branchenprimus PokerStars im Internet beispielsweise nur lächeln, denn diese Summe setzt das Unternehmen jeden Monat um (trotz der Skandale wegen Steuerhinterziehung). Um diesen Tatsachen entgegenzuwirken, sammelt auch die Swiss Casino Holding gerade Erfahrungen im weltweiten Netz: 4000 Spieler seien auf einer entsprechenden Plattform bereits angemeldet, zu gewinnen gibt es Sachpreise, welche sich die Spieler im Casino abholen können. Man versteht dieses Angebot auch als eine Art Testlauf für 2018, wenn die Schweiz Konzessionen für Online-Casinos festlegen wird.

Derweil versucht man weiterhin, die bestehenden Gäste bei Laune zu halten: Im Haus Ober, worin sich das Zürcher Casino befindet, soll beispielsweise ein neues Restaurant mit gehobenem Standard entstehen. Ein „umfassendes Ausgehvergnügen“ soll auch Personen, welche dem Glücksspiel ansonsten nicht viel abgewinnen können, von einem Besuch des Casinos überzeugen. Die vermieteten Flächen des Hauses sollen ebenfalls zurückgeholt werden, um aus dem Betrieb ein ganzes Unterhaltungszentrum zu machen. Ob all diese Ausgaben das Jahr 2014 tatsächlich in ein finanziell grünes Licht rücken werden, ist fraglich.

Der Staat gewinnt

Wie auch immer das Schicksal der Casinobetriebe in der Schweiz enden wird, einen Gewinner wird es dabei garantiert geben: den Staat. Die fünf grossen Spielbanken in der Schweiz (in der Touristenhochburg Zürich, Schaffhausen, Bern, St. Gallen und Pfäffikon SZ) konnten 2012 beispielsweise einen Erlös von 153,3 Millionen Franken erreichen. Davon gingen allerdings etwa 72 Millionen Franken an den Bund und die entsprechenden Kantone ab. Dafür, dass praktisch keinerlei Aufwand für den Staat entsteht, ist das ein gutes Geschäft.

Werden die Massnahmen ausreichen?

Man wird sehen, wie sich die Glücksspielunternehmen in den kommenden Jahren entwickeln. Ein grosses Problem dieser Branche war, dass sich am Angebot praktisch seit Jahrzehnten nichts geändert hatte. Allein die Automaten wurden technisch besser – aber das allein lockt die Spieler nicht in die Spielhallen, wie die Zahlen unzweifelhaft belegen. Wenn sich die Branche also über den Spielerschwund durch die Online-Anbieter beschwert, ist das legitim, doch durch die behäbigen Erneuerungen hat man sich einen Grossteil der Schuld auch selbst zuzuschreiben.

Vielleicht aber ist es gar nicht so schlimm, wenn die Glücksspielbranche an Bedeutung verliert. In der Schweiz sind (Stand 2005) immerhin 1,3 Prozent (gut 120’000 Personen) der Bevölkerung spielsüchtig oder zeigen ein bedenkliches Risikoverhalten bei Glücksspielen. Der Schaden für die Einzelnen und deren Familien lässt sich jedoch in Zahlen kaum fassen. Auch wenn die Glücksspielbranche ein Wirtschaftszweig ist und Arbeitsplätze schafft – das dort ausgegebene Geld wäre woanders sicherlich besser aufgehoben.

 

Oberstes Bild: © In Green – Shutterstock.com

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