Binäre Optionen - ein kritischer Blick

Die Massen haben einen neuen Claim entdeckt: Binäre Optionen sind hip! Egal ob die Kurse steigen oder fallen, mit dem richtig platzierten Klick lässt sich ruckzuck ein Vermögen machen.

So gaukelt es einem die Werbung vor und deren Wahrheitsgehalt ist bekanntlich mit gesunder Skepsis zu begegnen.

Wie funktioniert der binäre Optionshandel?

Es beginnt mit der Registrierung bei einer der zahlreichen Plattformen für binäre Optionen, welche gerade regelrecht explosionsartig auf den Markt drängen. Diese unterscheiden sich stellenweise erheblich in Funktionsumfang, Komfort und Service. Das eine oder andere Vergleichsportal zu besuchen ist vielleicht doch nicht ganz falsch, bevor man sich wie Dagobert Duck persönlich fühlen darf.

Kostenlose Probekonten sind zwar eine feine Sache – wenn auf diesen jedoch binnen kürzester Zeit ein immenses (leider nur virtuelles) Vermögen aus 2.50 SFr Startkapital generiert wurde, darf die Funktionalität dieses Versuchsaccounts ruhig angezweifelt werden. Hat man einmal echtes Geld investiert, kann es auch real losgehen.

Eigentlich ist es ganz einfach: Man bekommt die Fieberkurve eines Aktienkurses präsentiert und darf dann raten: Geht´s weiter bergauf oder geht´s weiter bergab? Entscheidet man sich für einen Aufwärtstrend, klickt man auf „call“. Denkt man hingegen, die Aktie rutscht in den Keller, klickt man auf „put“. Dann wartet man die vorgegebene Zeit und bekommt ein Ergebnis präsentiert. Die Zeit kann vorher gewählt werden, die kürzeste Tradingzeit liegt bei wenigen Minuten. Das Maximum liegt, je nach Trader unterschiedlich, bei einer bis vier Wochen.

Ist diese Zeit verstrichen, bekommt man sein Ergebnis präsentiert. Haben sich die Vermutungen bewahrheitet, wurde vielleicht etwas Geld verdient – lag man aber daneben oder ist der Kurs nur minimal geschwankt, ist das investierte Kapital leider futsch. So kann es sein, dass der Probe-Konto-Profi binnen kürzester Zeit ebenso viel Geld verbrennt, wie er es wundersamerweise mit seinem Testkonto vorher verdient hat. Nur mit dem Unterschied, dass er dieses Mal kein virtuelles, sondern echtes Geld durch den Orkus gejagt hat.

Und was steckt dahinter?

Man darf schon darüber schmunzeln, wie sich so manche Plattformen für binäre Optionen mit blumigen Namen schmücken. Traderush, 24Option oder TopOption sind ja noch harmlos. Regelrecht frech ist hingegen die „Banc de Swiss“. Das sollte gerade den Eidgenossen gehörig aufstossen, denn diese Plattform ist weder eine Bank, noch ist „Suisse“ richtig geschrieben, noch ist sie in der Schweiz angesiedelt. Wo denn? Ich sag´s Ihnen: Auf Kreta! Noch Fragen? Zur Auswahl stehen noch weitere für besonders sichere Geldgeschäfte international bekannte Orte wie Gibraltar (traderush) und Zypern (zoneoptions, anyoption, Cedar Finance). Gerade diese schöne Insel im Mittelmeer scheint sich zum Bienenstock für Binär-Optionen-Bauernfänger, Verzeihung, Anbieter gemausert zu haben.

Zwar schneidet die „Banc de Swiss“ regelmässig mit Bestnoten bei den Binary-Options-Plattformen ab. Aber was heisst das schon? Letztendlich machen diese Anbieter alle das gleiche: Mit schnellem Geld locken, um Unvorsichtigen das sauer verdiente Geld aus der Tasche zu ziehen.

Was passiert eigentlich beim Klick?

Diese Frage beantwortet keine der besuchten Plattformen. Kein Wort über Leerverkäufe (put) oder Wetten auf Kurssteigerungen (call). Die ganze Mechanik des Handelns wird auf ein Minimum reduziert, gerade genug, dass es auch jeder Sonderschulabbrecher noch kapieren könnte. Gewinnen tut jedenfalls immer nur einer – die Plattform. Die kassiert nämlich bei jedem Trade ihre Gebühren, ob es dem Anwender was gebracht hat oder nicht.

Merkwürdig auch, dass bei allen Plattformen Konsens darüber herrscht, was der Handelnde zu verdienen oder zu verlieren hat. Im Kleingedruckten (und das ist wirklich kleingedruckt) steht stets das Gleiche: Sie können bis zu 85 % ihres Einsatzes verlieren und 60-80 % gewinnen. Ist ja nett, dass man bei einem einzelnen Trade nicht sein ganzes Fell über die Ohren gezogen bekommt. Aber was ist denn bitteschön, wenn der Kurs über 100 % vom eingesetzten Kapital steigt? Tja. Die Differenz geht an die Plattform. Mehr als 85 % ist nicht drin. Und die auch nur, wenn man verdammtes Glück hat.


Bei einen zünftigen Pokerabend oder ein Blackjack-Match im Casino weiss man wenigstens wo man ist. (Bild: Bashutskyy – shutterstock.com)

Binäre Optionen – Glücksspiel, sonst nichts

Nichts gegen eine gepflegte Runde Roulette, einen zünftigen Pokerabend oder ein Blackjack-Match im Casino. Aber da weiss man wenigstens, wo man ist. Binärer Optionshandel ist nichts als einfachster Münzwurf: Kopf – man gewinnt, Zahl – man verliert. Je nachdem, worauf man gesetzt hat. So einfach ist das. Zwar tummeln sich schon Ratgeber im Netz, die unschlagbare Strategien präsentieren.

Wer sich aber ein wenig mit der Materie auskennt merkt, dass damit den Anlegern nur noch der Rest gegeben wird. Die allseits präsentierte „Verdoppelungs-Strategie“, welche vorschlägt, man solle solange seinen Einsatz verdoppeln, bis man wieder einen Gewinn gemacht hat, ist nun wirklich der älteste Hut der Roulette-Spieler. Der Haken ist eben: Man muss genügend Puste haben, sonst kostet einen diese Strategie schnell das letzte Hemd.



Fazit: Schlecht für den seriösen Aktienhandel

Als ob der Ruf der professionellen Aktienhändler nicht ohnehin angeschlagen genug wäre. Die Märchenonkel aus dem Binäre-Optionen-Wunderland nehmen dieser an diesen Entwicklungen völlig unschuldigen Berufsgruppe bald den Rest an Würde.

Als ob es die Dotcom- und Immobilienblase niemals gegeben hätte, spielen mal wieder gelangweilte Rentner, ahnungslose Familienväter und grüne Jungs mit diesem neuen Spielzeug herum, als ob es kein Morgen gäbe. Bald werden die ersten Fälle von verzockten Lebensversicherungen und Einfamilienhäusern die Runde machen. Dann wird wieder gestöhnt und geklagt und am Ende ist die gute, alte Börse mit allen Beteiligten mal wieder die Wurzel allen Übels. Business as usual. Bis zum nächsten Mal. 

 

Artikelbild: © isak55 – shutterstock.com

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