Warum ein Job, wenn mehrere drin sind: Die Portfolio-Karriere, Teil II

So gestalten Sie Ihre Portfolio-Karriere

Im ersten Teil dieses Beitrags haben wir den Portfolio-Ansatz und mögliche Gründe näher beleuchtet, aus denen Sie Ihren jetzigen Job gegen mehrere, parallele Projekte würden tauschen wollen. Natürlich lässt sich eine derartige Umstellung der eigenen Lebensplanung nicht von heute auf morgen realisieren. Je langfristiger und nachhaltiger der Einstieg in die Portfolio-Karriere geplant wird, desto grösser die Chancen auf Erfolg.

Übrigens: Der Multi-Job-Ansatz kann ebenso eine sinnvolle Antwort auf Ihre Unzufriedenheit mit der gegenwärtigen Vollzeitanstellung in einer Branche sein, die Sie zwar immer noch interessiert, aber eben nicht zur Gänze ausfüllt. Auch in diesem Fall können Sie die folgende Checkliste Punkt für Punkt durchspielen und so herausfinden, ob eine Portfolio-Karriere Sie von Ihrer momentanen Unzufriedenheit ohne finanzielle Einschränkungen befreien könnte. Hierfür stellen wir Ihnen im zweiten Teil dieses Beitrags die einzelnen Meilensteine einer diesbezüglichen Roadmap vor.

Dies ist ein Bericht über die Portfolio-Karriere in zwei Teilen. Hier das Inhaltsverzeichnis:

Teil 1: Warum ein Job, wenn mehrere drin sind: Die Portfolio-Karriere.

Teil 2: Warum ein Job, wenn mehrere drin sind: Die Portfolio-Karriere.

  1. Machen Sie sich Ihre Fähigkeiten bewusst

Das gilt besonders dann, wenn Sie noch keine klare Vorstellung davon haben, welche Tätigkeiten und Projekte Sie parallel zu (oder anstatt) Ihrer jetzigen Beschäftigung umsetzen möchten. Listen Sie als Erstes Ihre Erfahrungen, Ihr Know-how und auch Ihre vielleicht noch nicht realisierten Talente detailliert auf. Beziehen Sie dabei Ihre ganze Persönlichkeit ein, sowohl was Ihre berufliche Kompetenz als auch Ihr in der Freizeit oder im Ehrenamt erworbenes Wissen angeht. Befragen Sie auch Menschen, die Sie gut kennen, um nichts im toten Winkel der Selbsteinschätzung zu übersehen. Stellen Sie sich vor allem nicht nur die Frage „Was kann ich gut?“, sondern auch „Was würde ich gerne tun?“.

  1. Weisen Sie Ihren Kompetenzen mögliche Einkommensquellen zu

Diese können in einem neuen Anstellungsverhältnis bestehen, aber auch zu einer Selbstständigkeit oder Freiberuflichkeit führen. Setzen Sie Ihrer Kreativität an dieser Stelle keine Grenzen. Nutzen Sie klassische Brainstorming- und Ideenfindungsprozesse für diesen Schritt. Analysieren Sie die Karriereentscheidungen von Entrepreneuren, die Sie bewundern. Setzen Sie sich mit Start-ups auseinander, die in den letzten Jahren erfolgreich gegründet wurden, um sich inspirieren zu lassen. Arbeiten Sie sich auch in die breit gefächerte Welt der Online-Jobs ein, etwa wenn Sie von zu Hause arbeiten möchten oder müssen.

Oft kann bei diesem Schritt auch ein professioneller Coach helfen, Ihnen jenseits der eingefahrenen Wege neue Anregungen mitzugeben. Dabei muss nicht jedes Projekt zu 100 % Ihrer Berufung entsprechen. Viele Portfolio-Karrieren fussen auf einem oder zwei Tätigkeitsbereichen, die das notwendige Kapital generieren, um weitere mit Leidenschaft verfolgte auf solide finanzielle Füsse zu stellen. Es fällt leichter, diese Kompromisse zu machen, wenn sie sich nicht auf eine Vollzeittätigkeit erstrecken.


Die Portfolio-Karriere: Warum ein Job, wenn mehrere drin sind. (Bild: Maridav / Shutterstock.com)


  1. Organisieren Sie sich

Portfolio-Karrieren schenken viel Freiheit, aber sie verlangen auch zwei Dinge gnadenlos: ein gutes Zeitmanagement und eine kontinuierliche Selbstdisziplin. Wenn Sie momentan Multitasking und Selbstorganisation noch nicht zu Ihren starken Eigenschaften zählen, sollten Sie das ändern. Denn nur durch exzellente Planung vermeiden Sie in einer Multi-Job-Situation Stress und Hektik.

  1. Antizipieren Sie mögliche Interessenkonflikte

Wenn Sie in Ihrem gegenwärtigen Job verbleiben wollen, ob nun in Vollzeit oder Teilzeit, dann stellen Sie sicher, dass Ihre hinzukommenden Tätigkeiten Ihre Produktivität nicht schmälern. Ebenfalls entscheidend: Sie sollten keinesfalls in Konkurrenz zu Ihrem Arbeitgeber treten oder Vorgaben im Arbeitsvertrag hinsichtlich externer Jobs unterlaufen. Bestenfalls können Sie mit Ihren Vorgesetzten ehrlich über Ihr Vorhaben sprechen. Falls nicht, dann verschaffen Sie sich zumindest die entsprechende Rechtssicherheit.

  1. Sorgen Sie für ein Sicherheitsnetz

Dies gilt zumindest für die ersten sechs Monate Ihrer Portfolio-Karriere. Brechen Sie nicht gleich alle Zelte hinter sich ab, sondern steigern Sie Ihre parallelen Aktivitäten nach und nach mit einer sicheren Einkommensquelle im Rücken. Besonders bewährt hat es sich, physisch präsent an einer fixen Arbeitsstelle „verankert“ zu sein, während die neuen Jobs sich mobil oder sogar virtuell an deren Peripherie bewegen, etwa indem Sie abends online arbeiten oder am Wochenende Seminare geben.

Falls finanziell möglich, ist auch ein Liquiditätspolster empfehlenswert. Berechnen Sie vor dem Antreten Ihrer Portfolio-Karriere Ihre Lebenshaltungskosten und legen Sie genug Geld beiseite, um damit zwischen sechs Monate und ein Jahr leben zu können, auch wenn Ihre Einnahmen noch stagnieren oder unregelmässig fliessen. Dies gilt besonders, wenn Sie sich doch entscheiden sollten, Ihre gegenwärtige Anstellung ganz zu verlassen.



  1. Informieren Sie Ihre Familie

Portfolio-Karrieren können Sie zu einem erfüllten, glücklicheren Menschen machen. Aber sie bedeuten auch – zumindest anfänglich – ein erhöhtes finanzielles Risiko und weniger freie, private Zeit. Über diese Tatsachen sollten Sie Ihre Familie nicht im Dunkeln lassen, vor allem wenn Kinder zu versorgen sind und Sie an finanziellen Verpflichtungen wie Bausparraten oder ähnlichem beteiligt sind. Vergewissern Sie sich, dass Sie die praktische und mentale Unterstützung Ihrer Familie haben, wenn Sie in das Abenteuer Portfolio-Karriere einsteigen.

 

Oberstes Bild: Eine Portfolio-Karriere könnte die Antwort auf Ihre jetzige Unzufriedenheit im Job sein. (© marekuliasz / Shutterstock.com)

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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