Der Kampf gegen die Motivationslosigkeit

Erfolg kommt nur dann zustande, wenn die Mitarbeiter mit Motivation bei der Sache sind – aber genau dort liegt das Problem. Inzwischen hat etwa jeder sechste Arbeitnehmer eigentlich keine Lust auf seinen Job.

Geld als einziger Motivator ist langfristig gesehen jedoch keine Lösung. Aber wie können Unternehmer reagieren?

Keine Lust auf Arbeit

Etwas mehr als 1’300 Angestellte wurden bei einer Gallup-Studie befragt, wie sie sich selbst innerhalb ihres Unternehmens einschätzen. Dabei kam heraus, dass nur jeder sechste Angestellte tatsächlich aus Überzeugung vor Ort ist – der Rest würde eigentlich lieber etwas anderes machen. Allzu schwarz darf man diese Zahlen jedoch nicht sehen, denn im Vergleich zu derselben Umfrage von vor zehn Jahren wurden leicht bessere Zahlen festgestellt. Dennoch fallen die genauen Angaben alarmierend aus:

  • Nur 16 % der Arbeitnehmer sind von ihrem Betrieb überzeugt und wären auch bereit, freiwillig die Ziele des Unternehmens zu unterstützen – wie etwa durch eigenständige Ideen oder das Übernehmen von Verantwortung, obwohl dies eigentlich nicht zu ihrem Aufgabenfeld gehört.
  • 67 % – und damit der überwältigende Grossteil – macht einfach nur Dienst nach Vorschrift. Die Arbeit beginnt im Büro und wird nach Verlassen des Gebäudes auch dort gelassen. Von diesen Personen gehen wenige Impulse aus, auf sich allein gestellt werden wahrscheinlich keine neuen Ideen von ihnen entwickelt.
  • Ganze 17 % haben praktisch schon gekündigt – zumindest mental. Roboterartig erscheinen und gehen sie wieder, die Anstrengungen werden auf ein Minimum reduziert. Es erklärt sich von selbst, dass diese Sorte von Arbeiternehmern für ein Unternehmen nur einen kleinen Nutzen hat – wenn überhaupt.

Die Schuld an diesen vergleichsweise schlechten Zahlen tragen jedoch in den seltensten Fällen die Mitarbeiter selbst. Stattdessen ist es vor allem die Bindung an die Unternehmen, welche Probleme verursacht.

Meine Firma ist mein Zuhause

So denken nur wenige Angestellte, und wer sollte es ihnen verübeln? Etwa 66 % der Befragten geben an, nur eine sehr geringe emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen zu verspüren. Ob der Betrieb also über Nacht Insolvenz anmelden muss oder nicht, ist diesen Mitarbeitern praktisch gleichgültig (wenn man vom eigenen Einkommen absieht). Gar keine emotionale Bindung spüren etwa 17 % der Mitarbeiter, was sich mit dem Wert der „mentalen Kündigung“ deckt – und das ist natürlich kein Zufall. Wirklich gebunden fühlen sich nur weitere 17 %, und von genau diesen Personen geht dann auch das meiste Potenzial für das Unternehmen aus. Wie aber kann es überhaupt zu einer solchen selbst ausgestellten Kündigung kommen?

Die innerliche Kündigung

Der Begriff ist noch relativ jung: Führungsforscher Martin Hilb hat ihn vor einigen Jahren geprägt. Er beschreibt diese fiktive Kündigung als Mittel, um Gerechtigkeit herzustellen: Ein Angestellter fühlt sich ungerecht behandelt – ob berechtigt oder unberechtigt ist dabei egal – und will daher eine Art ausgleichende Gerechtigkeit herstellen. Er arbeitet nur noch so viel, wie er es selbst als fair ansieht. Die Ansichten darüber, was fair oder unfair ist, gehen zwischen den Angestellten und den Personen in der Führungsetage natürlich weit auseinander, so dass hier Konfliktpotenzial entsteht.

Für den Mitarbeiter ist die Sache damit aber erledigt: Sein Gerechtigkeitsgefühl ist befriedigt. Für das Unternehmen beginnen die Probleme aber jetzt erst, da sich solch ein Mitarbeiter nur schwer wieder binden und motivieren lässt. Die Lösung ist daher in der Personalführung zu suchen, meint Hilb: Durch das Beseitigen der Defizite in der Führung der Mitarbeiter könnten viele der innerlichen Kündigungen vermieden werden.

Rote Zahlen durch mangelnde Motivation

Wirtschaftlich bekommen diese Fakten vor allem die Unternehmen zu spüren, und nicht die Arbeitnehmer selbst: In Deutschland beläuft sich die Verlustsumme pro Jahr allein durch unmotivierte Mitarbeiter auf etwa 140 Milliarden Franken. Die Zahlen lassen sich leicht auf die Bevölkerungsdichte der Schweiz umrechnen, denn Unterschiede in der prozentualen Anzahl der „innerlich Gekündigten“ gibt es kaum.

Weiterhin werden Verluste verzeichnet, welche sich nicht in Zahlen ausdrücken lassen – denn die unmotivierten Mitarbeiter lassen sich natürlich auch in höheren Etagen finden, es handelt sich also nicht um eine Krankheit der typischen Büroarbeiter. Wenn einer der wichtigen Personen ein Unternehmen verlässt, kann das auch einen ganz erheblichen Abfluss von Know-how bedeuten. Je nach Branche und Funktion innerhalb des Unternehmens kann dies sogar einen Verlust bedeuten, der deutlich schwerer wiegt als finanzielle Einbussen.


Wer mit seinen Mitarbeitern angemessen umgeht und ihnen das Gefühl gibt, Teil eines wichtigen Ganzen zu sein, wird davon in der Regel belohnt. (Bild: dotshock / Shutterstock.com)


Kommunikation und Freizeit als Lösung

Lösungen stehen vor allem in der unternehmensinternen Kommunikation zur Verfügung: Wer mit seinen Mitarbeitern angemessen umgeht und ihnen das Gefühl gibt, Teil eines wichtigen Ganzen zu sein, wird davon in der Regel belohnt. Als Beispiel können Megakonzerne wie Google dienen: Der fast schon familienartige Zusammenhalt in der Zentrale des Unternehmens stellt Freizeit und Freiheit an eine mindestens ebenso wichtige Stelle wie die Arbeit selbst.

Natürlich ist auch klar, dass sich nicht jedes Unternehmen eine eigene Tischtennisanlage mit Swimming Pool im Bürogebäude erlauben kann. Das Beispiel zeigt aber, wie Mitarbeiter auf Dauer motiviert werden können. Daran sollten sich Unternehmen dann auch unbedingt halten, denn gerade in hart umkämpften Gebieten wie der IT sind die klügsten Köpfe sehr begehrt – und diese lassen sich nur durch entsprechende Zuwendungen motivieren und langfristig halten.

 

Oberstes Bild: © iluistrator / Shutterstock.com

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});