Der Start der neuen Top Level Domains - Das Internet wird bunt

In den nächsten Monaten werden im Internet zahlreiche neue Top Level Domains verfügbar sein. Zu den bisherigen länderspezifischen und generischen Endungen wie „.ch“,“.de“ oder „.com“ und „.org“ gesellen sich neue Bezeichnungen wie „.berlin“ oder „.bike“.

Als zuständige Institution hat die ICANN auf Ihrer Internetseite eine Liste veröffentlicht, auf der alle Endungen einzusehen sind. Für bereits freigeschaltete Domains können derzeit Adressen reserviert werden. Die Domain „.swiss“ wird nach Angaben des Bundesamtes für Kommunikation im letzten Quartal des Jahres 2014 an den Start gehen.

Sind alle Top Level Domains freigeschaltet, tummeln sich im Netz 1’400 neue Endungen – Internetnutzer müssen also umdenken: War es in der Vergangenheit noch recht einfach mit den entsprechenden Länderendungen oder den Kürzeln „.org“ oder „.com“ umzugehen, wird es mit Einführung der neuen Top Level Domains, kurz TLDs, deutlich komplizierter. Zum Start ging es am 5. Februar los mit „.bike“, „.singles“, „.ventures“, „.clothing“, „.holdings“, „.plumbing“ und „.guru“. Aktuellen Berichten zufolge erfreut sich besonders die Endung „.guru“ grosser Beliebtheit, offenbar wollen viele selbsternannte Experten Ihre Lehren im Netz kundtun.

Jede Woche kommen neue Endungen hinzu. So wurde vor kurzem „.berlin“ für die deutsche Hauptstadt freigeschaltet. Bereits in den ersten 20 Minuten sollen Nutzer mehr als 20’000 Domains reserviert haben. Die neuen Domains lassen sich beliebig mit anderen Bezeichnungen kombinieren. In der Regel sind die Seiten unter den neuen Adressen bisher noch nicht im Netz zu erreichen und werden vermutlich in den nächsten Wochen und Monaten eingerichtet.

Zuständig für die Vergabe der Top Level Domains ist die Internet-Verwaltung ICANN. Zu den Aufgaben der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, kurz ICANN, zählt die Überwachung gängiger Internetstandards und die Verwaltung des Domain Name Systems. Die Geschichte der Non-Profit-Organisation geht zurück bis in die 60er Jahre. Damals wurde das Internet vor allem zu Forschungszwecken genutzt und die Arbeit unterstand dem amerikanischen Verteidigungsministerium.

Im Laufe der Zeit wechselte die Zuständigkeit zum US-Handelsministerium, bis im Jahr 1998 die ICANN als eigenständige Organisation gegründet wurde, die jedoch weiterhin dem US-Handelsministerium unterstand. Unlängst gaben die Vereinigten Staaten bekannt, künftig auf die Kontrolle durch das Ministerium zu verzichten. Die „Washington Post“ berichtete, die ICANN solle sich künftig selbst organisieren.

Bewerbungsverfahren läuft bereits seit 2012

Im Jahr 2011 entschied die ICANN, neue Endungen zuzulassen. Ein kompliziertes Bewerberverfahren ging Anfang des Jahres 2012 an den Start. Zahlreiche Pannen zu Beginn der Registrierungsmöglichkeit führten zu einer zwischenzeitlichen Aussetzung des Verfahrens. Im Mai 2012 konnten Interessenten sich schliesslich für ihre Wunschdomain bewerben. Dabei war es nicht möglich, einfach eine Top Level Domain zu registrieren, um damit einem anderen Bewerber zuvor zu kommen. Die Bestimmungen der ICANN sahen vor, dass jeder Bewerber technisch und organisatorisch in der Lage sein musste, die TLD zu betreiben. Ein entsprechender Nachweis war durch die jeweiligen Bewerber vorzulegen.

Insgesamt erhielt die Internet-Verwaltung 1’930 Bewerbungen für neue Top-Level-Domains. Eine neue Domain kann zwischen einem und 63 Zeichen lang sein und aus lateinischen, chinesischen, arabischen oder kyrillischen Buchstaben bestehen. TLDs, die aus einer reinen Ziffernfolge bestehen, sind nicht zulässig. Rund 34 Prozent der Bewerbungen sind sogenannte Brand-Applications, das heisst Endungen, die mit einer bestimmten Marke oder einem bestimmten Unternehmen in Verbindung gebracht werden. So zum Beispiel „.google“ oder „.amazon“.

Das amerikanische Start-up-Unternehmen Donuts hat mit insgesamt 307 Endungen die meisten Bewerbungen eingereicht. Donuts versucht, vor allem lexikalische Endungen wie „.love“ oder „.book“ für sich zu erhalten. Verschiedene Endungen waren extrem beliebt, so kommt die Endung „.app“ auf insgesamt 13 Bewerbungen, danach folgen „.inc“ und „.home“ mit jeweils elf Interessenten. Für jede Bewerbung war bei Einreichung eine Evaluationsgebühr in Höhe von 185’000 US-Dollar fällig. Bei Zuteilung der Top Level Domain entstehen dem Inhaber jährliche Gebühren in Höhe von 25’000 US-Dollar.

Die Kosten, die bei Registrierung einer Adresse unter einer der TLDs anfallen, sind abhängig vom jeweiligen Domainhoster. Noch im März 2014 sollen 200 Endungen versteigert werden, für die es mehr als einen Bewerber gab. Für die begehrte Endung .“app“ interessieren sich mehrere Bewerber, unter ihnen auch Google, Amazon und Afilias. Medienberichten zufolge will die ICANN die anstehenden Auktionen noch in 2014 durchführen.


Für die Endung „.swiss“ hat sich der Bund unter Führung des Eidgenössischen Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation beworben. (Bild: Yuriy Vlasenko / Shutterstock.com)


Bund bewirbt sich für die TLD „.swiss“

Für die Endung „.swiss“ hat sich der Bund unter Führung des Eidgenössischen Departments für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation beworben. Damit sollen eigenen Angaben zufolge die Interessen der Schweiz gewahrt bleiben. Dritte sollen nicht die Möglichkeit erhalten, den Begriff zu monopolisieren oder zu missbrauchen. Es ist vorgesehen, dass Antragsteller ihre direkte Verbindung mit der Schweiz nachweisen müssen, um eine Domain unter der Endung „.swiss“ zu registrieren.

Das Bundesamt für Kommunikation wird Massstäbe für die Vergabe der Domains definieren. Mit einer Implementierung der Domain ist im letzten Quartal des Jahres 2014 zu rechnen. In diesem Zusammenhang weist das Bundesamt für Kommunikation in einer Pressemitteilung darauf hin, dass Reservierungsangebote, die bereits jetzt von dritter Seite gemacht werden, letztendlich keinen Anspruch auf Gültigkeit haben.

 

Oberstes Bild: © Michael Rosskothen – Shutterstock.com

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Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

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