Die 50 innovativsten Unternehmen der Welt

„Es mag schwierig erscheinen, zu definieren was eine wirklich pfiffige Firma ausmacht, aber Sie erkennen eine sofort, wenn Sie sie sehen.“ Mit diesen Worten leitet MIT Technology Review-Redakteur Brian Bergstein einen faszinierenden Rückblick ein, der auch gleichzeitig ein Ausblick und Überblick ist: MIT Technology Review hat die 50 pfiffigsten und innovativsten Unternehmen 2013 gekürt.

Der Kriterienkatalog bewegt sich dabei fernab statistisch erfassbarer und doch irgendwie nichtssagender Zahlen wie die Menge der angemeldeten Patente oder die Anzahl der Doktorarbeiten. Nach eigenen Angaben hat das US-amerikanische Magazin eher augenfällige Merkmale herangezogen.

„Wenn ein solches Unternehmen eine wahrhaft innovative Technologie auf den Markt bringt, dann passiert etwas: Entweder sie baut ihre Vormachtstellung auf dem Markt aus oder diese wird völlig neu verhandelt. Die Mitbewerber müssen ihre Strategien verfeinern oder komplett neu durchdenken.“ Auf der Suche nach Unternehmen, die dies erfüllen, stiessen die MIT-Redakteure bei Weitem nicht nur auf grosse Namen; ja, bekannte Marktgrössen wie Apple und Facebook, die einem wahrscheinlich als Erstes in den Sinn kommen, bleiben sogar ganz aussen vor.

Stattdessen auf Platz 1 eine den meisten sicherlich unbekannte Firma namens Illumina, die die DNA-Sequenzierung revolutioniert hat. Doch natürlich hat MIT Technology Review auch gegen bekannte Namen nichts, solange sie nur wirkliche Innovationen lieferten – und so finden sich Google, BMW und Samsung auf der Liste weit vorne. Aber lesen Sie selbst, welche Unternehmen die Welt am meisten verändert haben – und warum.

Illumina – DNA-Sequenzierung für die Massen

Fast 25 Jahre ist es her, dass das Human Genome Project (HUGO) damit begann, die gesamte menschliche DNA auszulesen, man spricht dabei von „sequenzieren“. Ziel war es, die komplette Aneinanderreihung der Nucleobasen, aus denen unser Erbgut besteht in Form eines Buchstabencodes darzustellen. Vier verschiedene Basen, sprich „Buchstaben“ sind es, die unsere Erbinformation repräsentieren: A (für Adenin), C (Cytosin), T (Thymin) und G (Guanin). Diese bilden eine insgesamt 3.3 Milliarden Buchstaben lange Kette, aufgeteilt auf 23 Chromosomen.

Schlappe elf Jahre später waren die HUGO-Wissenschaftler um Francis Collins fertig, gekostet hat das Riesenprojekt viele Millionen Dollar. Auch seitdem blieb die Sequenzierung der Grundlagenforschung vorbehalten. Ein bislang hauptsächlich in der Biomedizin bekanntes Unternehmen schickt sich nun an, die Sequenzierung massentauglich zu machen: Illumina hat ein so schnelles und kostengünstiges Verfahren entwickelt, dass komplette Genomsequenzierungen offenbar schon für etwa 1000 US-Dollar (umgerechnet etwa 900 Franken) angeboten werden können.

Damit dringt die Sequenzierung des kompletten Genoms eines Menschen, und nicht nur einzelner Genabschnitte, in die Reichweite klinischer Anwendungen. Auch wenn die Forschung bislang mit der genetischen Informationsflut noch wenig anfangen kann, ist es laut Illumina-CEO Jay Flatley nur eine Frage der Zeit, bis entsprechende Diagnosemethoden, etwa für komplexe Krankheitsbilder, entwickelt seien. Und dann, so der Firmenchef, wolle man „auf dem Höhepunkt dieser Bemühungen“ sein.

Tesla Motors: Durchbruch für die E-Autos?

Aus einer ganz anderen Branche, dafür mit einer ähnlichen Mission, kommt die Nr. 2 der MIT-Liste daher. Tesla Motors wurde von keinem Geringeren als PayPal-Gründer Elon Musk ins Leben gerufen und sorgte 2013 durch den Marktstart seines Model S für Furore. Die Luxuslimousine kostet (in der Grundausstattung!) 80’000 Franken und verkaufte sich bisher gut zweimal so oft wie die (günstigeren) Konkurrenzmodelle von Nissan und GM. Neben einem äusserst leistungsstarken Antrieb (bis zu 421 PS) trumpft die Sportlimousine auch mit einer derzeit beispiellosen Reichweiten von 500 km sowie einer halb so langen Ladezeit auf. Vor allem die Reichweite hat sich als das grösste Problem von Elektroautos bisland herausgestellt.

Möglich wurde diese Performance durch eine perfekte Abstimmung aller Komponenten aufeinander. Mitgründer JB Straubel erklärt den Erfolg damit, dass Tesla alle Einzelteile eigens entwickelt, wodurch keine Kompatibilitätsprobleme und Leistungseinbussen auftreten. „Es ist nicht immer das Kundenfreundlichste, aber letzten Endes das, was das Auto auch gegen kraftstoffgetrieben Fahrzeuge bestehen lässt“ sagt der 38-jährige.


Xiaomi hat das chinesische Massen-Smartphone salonfähig gemacht. (Bild: C. Rukanoga – Fotolia.com)


Smartphones für die grössten Wachstumsmärkte der Welt

Xiaomi (Nr. 30 der Liste) ist zum Symbol für unternehmerische Schläue in Sachen Smartphones geworden. Das chinesische Unternehmen um seinen CEO Jun Lei hat seinen Smartphone-Absatz 2013 um sage und schreibe 160 Prozent steigern können. Möglich wurde das zum einen dadurch, dass Xiaomi nahe am Selbstkostenpreis verkauft und seine Einnahmen durch Gebühren für Cloud-Dienst generiert. Zum anderen hat Lei eine so einfache wie geniale Vertriebsstrategie entwickelt: Eine feste Anzahl Telefone wird vorverkauft, sind diese weg, steigt das Interesse und die nächste Tranche kann mit geringeren Produktionskosten hergestellt werden.

Bereits jetzt ist Xiaomi einer der grössten Smartphone-Hersteller in China, mit 64 Prozent Wachstumsrate (2013) der am schnellsten zulegende Markt weltweit. Das Modell könnte Smartphones zum grossen Durchbruch in den Entwicklungsländern verhelfen. Eine Milliarde sollen dort in den nächsten Jahren verkauft werden. Xiaomi wird daran sicherlich einen grossen Anteil haben.

Gute Innovationen, böse Innovationen

Viel gäbe es noch zu sagen über die vielen interessanten Innovationen aus den Branchen Energie, Biotechnologie, Computer & Kommunikation, Internet & Digitale Medien sowie Transportwesen. Aus Platzgründen wollen wir uns hier aber darauf beschränken, ein paar Schlaglichter ausnahmsweise durch die Brille der Ethik statt die der technologischen Euphorie zu betrachten.

Fast schon unverständlich etwa ist die Nennung von Monsanto. Das Agrarunternehmen aus St. Louis hat sich zur alles verschlingenden Krake in der Landwirtschaft entwickelt und droht zum Monopolinhaber für viele Saatgut-Sorten und gentechnisch veränderte Pflanzen zu werden. Den kurzfristigen Fortschritt durch resistente GVO (Gentechnisch veränderte Organismen) bezahlen Landwirte mit einer lebenslangen Gebundenheit an den Konzern, der mit rigoroser Härte jeden zugrunde klagt, der sich gegen sein Imperium aufzulehnen droht. Vielleicht ist es einfach nationale Solidarität, die die MIT-Redakteure zu dem Schritt veranlasst hat – vielleicht aber auch die amerikanische Perspektive auf Gentechnik, die uns ökologisch geprägten Mitteleuropäern oft die Haare zu Berge stehen lässt.

In der gleichen Branche, aber mit einem – zumindest dem Namen – nach gegensätzlichen Konzept tritt Kaiima Bio-Agritech in den Ring, den Hunger in der Welt zu bekämpfen. Ohne Gentechnik, dafür mit einer Art beschleunigten DNA-Vermehrung und verbesserten Bewässerungsmethoden, sind dem israelischen Start-up bereits beachtliche Erfolge gelungen, wie Reis in Galiläa anzubauen. Bleibt zu hoffen, dass der Name auch Omen bleibt – Kaiima bedeutet auf Hebräisch „Nachhaltigkeit„.

Den gesamten MIT-Report können Sie hier einsehen.

 

Oberstes Bild: © chones – Fotolia.com

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