Verteilungsradar 2024 analysiert Einkommen und Vermögen in der Schweiz

Am 29.11.2024 veröffentlichte das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern den Verteilungsradar 2024. Die neue Studie liefert erstmals seit langem eine umfassende Analyse der Verteilungssituation von Einkommen und Vermögen in der Schweiz.

Das Forscherteam um Dr. Melanie Häner-Müller, Nina Kalbermatter MA, Nadja Koch BA und Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger zeigt, dass weit verbreitete Annahmen und Medienberichte oft ein verzerrtes Bild zeichnen.

Die fünf wichtigsten Resultate der Studie lauten:

  • Die Einkommensungleichheit in der Schweiz ist seit rund 100 Jahren stabil. Daran hat sich auch in jüngeren Jahren nichts geändert. Die obersten 10% der Einkommensbezüger vereinen rund 30% des Einkommens aller privaten Haushalte auf sich, während die obersten 1% der Top-Einkommen einen Anteil von 10% erwirtschaften.
  • Hingegen nimmt die in der Bevölkerung wahrgenommene Ungleichheit der Einkommen zu. Dies zeigen wissenschaftlich durchgeführte Umfragen. Das traditionelle Bild der Mittelstandsgesellschaft gerät zunehmend unter Druck. Dies hat gerade in einer direkten Demokratie verteilungspolitische Konsequenzen, da sie steigende Umverteilungspräferenzen begünstigt.
  • Ein Ländervergleich zeigt, dass die Markteinkommen (vor Umverteilung) in der Schweiz besonders gleichmässig verteilt sind. Nach der Umverteilung durch den Staat liegt die Schweiz im OECD-Mittelfeld. Dies lässt darauf schliessen, dass in der Schweiz weniger als anderswo umverteilt wird.
  • Trotz geringer Einkommenskonzentration ist das Steueraufkommen aufgrund des progressiv ausgestalteten Steuersystems bei wenigen Steuerzahlern konzentriert: Die obersten 10% der Einkommensbezüger zahlen 54,5% aller Steuern (Bund-, Kantons-, Gemeinde- und Kirchensteuern). Hingegen ist rund ein Viertel der Haushalte von der direkten Bundessteuer befreit. Diese Abhängigkeit von den Top-Einkommen birgt ein Klumpenrisiko für die Steuereinnahmen.
  • Während die Einkommensungleichheit in der Schweiz stabil bleibt, nimmt die Vermögensungleichheit seit den 2000er Jahren zu. Berücksichtigt man das Pensionskassenvermögen, hielt das wohlhabendste 1% der Haushalte im Jahr 2020 rund 30% des Gesamtvermögens – im Vergleich zu rund 23% im Jahr 2000. Hauptursachen für diesen Anstieg sind vor allem steigende Immobilien- und Wertpapierwerte sowie Zuflüsse ausländischer Vermögen.

 

Quelle: IWP  |  Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik an der Universität Luzern
Bildquelle: Symbolbild © Michael Derrer Fuchs/Shutterstock.com

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