Die SNB lässt sich alle Optionen offen

Die SNB hat bei ihren Devisentransaktionen im zweiten Quartal netto 5 Millionen Franken gekauft. Das war den Finanzinformationssystemen und den Finanzmedien eine Schlagzeile wert. Der Betrag ist angesichts des Berges an Devisenreserven, den die SNB in den letzten Jahren angehäuft hat, nicht einmal der oft zitierte Tropfen auf dem heissen Stein. Zudem können die Käufe das Resultat kommerzieller Transaktionen der SNB sein und mit den Devisenreserven gar nichts zu tun haben.

Wichtiger ist das Signal, das die SNB aussendet und das Thomas Jordan anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung im September bestätigt hat: Die SNB hält sich im Devisenmarkt alle Optionen offen und hat kein Interesse an einem schwachen Franken.

Begründet wird der Sinneswandel mit der dämpfenden Wirkung, welche ein starker Franken auf die Inflationsrate hat. Wird der Franken teurer, werden importierte Güter, allen voran die Energieprodukte, billiger oder besser gesagt etwas weniger teuer. Obschon der internationale Handel für die Schweizer Wirtschaft wichtig ist, wird der Einfluss des Frankens auf die Inflation in der Schweiz aber überschätzt. Trotz einer handelsgewichteten Aufwertung des Frankens von 9% in den letzten 12 Monaten sind die Konsumentenpreise in dieser Periode um 3.3% gestiegen. Dass es im Vergleich zum Ausland deutlich weniger ist, hat auch mit dem geringeren Gewicht der Energiepreise bei der Berechnung der Inflationsrate zu tun.

Stärken und Schwächen der Währungen bestimmen

Die neue Haltung der SNB gegenüber dem Franken ist auch ein Zeichen an die Wirtschaft, dass sie sich selber um die Währungsrisiken kümmern muss. Gleich- zeitig warnt die SNB die Finanzmärkte, dass sie keine Wechselkursspekulationen mit dem Franken in die eine oder die andere Richtung tolerieren wird. Dem Spiel der Marktkräfte sind Grenzen gesetzt. Wo diese sind, weiss nur die Nationalbank und das ist gut so.

Wie sich die verschiedenen Währungen in nächster Zeit gegen den Franken bewegen werden, hängt somit vor allem von ihren jeweiligen Stärken und Schwächen ab. Der US-Dollar wird weiter von der Frage profitieren, wie hoch die Fed ihre Zinsen anheben wird. Das wird sich erst ändern, wenn die US-Wirtschaft markant an Schwung verliert. Über dem Euro und dem Pfund hängen dagegen die hohen Gaspreise in Europa, welche die Firmen und die Haushalte stark belasten und die Inflationsraten in den zweistelligen Bereich drücken. Sowohl in Grossbritannien als auch in der Eurozone reagieren die Regierungen mit neuen Schulden, was die Attraktivität der beiden Währungen nicht fördert. Sowohl der Euro als auch das Pfund werden über den Winter daher zur Schwäche neigen.

Franken bleibt attraktiv

Für die Anlegerinnen und Anleger ändert sich die Ausgangslage nicht grund- legend. Wer in Franken denkt und lebt, ist sich Verluste auf seinen Fremdwäh- rungspositionen gewohnt. Einen hohen Anteil an Franken im Portfolio war schon in der Vergangenheit ein positiver Faktor für die Performance. Für ausländische Anleger ist der Franken ebenfalls einen Blick wert. Bei Anlagen in Franken liegt zudem wieder ein positiver Zins drin, auch wenn dieser gewohnt tiefer ist als in ihrer Heimwährung. Der Franken bleibt somit als Anlage attraktiv. Die Wahr- scheinlichkeit, dass die SBN auch in Zukunft mehrheitlich als Verkäufer von Franken auftreten muss, ist daher gross.

 

Artikelbild: Symbolbild © Diego Grandi – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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