Wie kann ich mich vor der Inflation schützen?

Die Inflationsraten sind im März weiter gestiegen. Während die Inflation in der Schweiz mit 2.4% noch überschaubar ist, ist sie in Deutschland mit 7.3% auf ein Niveau gestiegen, das spürbar schmerzt.

Wenn die Rohstoffpreise nicht kontinuierlich weiter steigen, wird der Inflationsdruck mit der Zeit nachlassen. Bis die Inflationsraten aber wieder auf tiefe Niveaus sinken, wird es eine Weile dauern. Deshalb stellt sich immer stärker die Frage, ob und wie ich mich vor dem Kaufkraftverlust meines Vermögens schützen kann.

Eine abschliessende Antwort auf diese Frage gibt es leider nicht. Einfacher ist die Auflistung der Anlagemöglichkeiten, die keinen oder nur einen geringen Schutz vor Inflation bieten. Definitiv kein probates Mittel ist das Horten von Bargeld. Da weder ein Zins noch die Aussicht auf einen Kapitalgewinn bestehen, werden die Banknoten eins zu eins entsprechend der Inflationsrate real entwertet. Nur leicht besser sieht es bei den Obligationen aus. Steigen die Inflationserwartungen, steigen in der Regel auch die Renditen von Obligationen. Dies ist auch jetzt der Fall. Das vermindert den Kaufkraftverlust, stoppt ihn aber nicht. Zum einen gelten die höheren Renditen nur für neu erworbene Anleihen, während bei den Obligationen im Bestand die höhere Rendite mit einem Kursverlust erkauft werden. Zum anderen sind gerade bei rasch steigenden Inflationserwartungen, wie wir sie aktuell sehen, die realen Renditen deutlich negativ. Inflationsgeschützte Anleihen können eine gewisse Abhilfe schaffen. Diese muss aber mit anderen Nachteilen aufgerechnet werden. Einzig im US-Dollar und im Britischen Pfund gibt es einen liquiden Markt für Inflation Linked Bond. Der Inflationsschutz wird somit gegen ein nicht unerhebliches Währungsrisiko eingetauscht.

Sachwerte im Fokus

Besser schneiden bezüglich Inflationsschutz Sachwerte wie Aktien oder Immobilien ab. Die Entwicklung an den Aktienmärkten wird von vielen Faktoren, die mehrheitlich mit der Inflationsentwicklung nicht viel zu tun haben, beeinflusst. Eine direkte Beziehung mit der Inflation gibt es daher nicht. Ein wichtiger Faktor für die mittel- und langfristigen Aktienkurse sind aber die nominellen Gewinne der Unternehmen. Bei Unternehmen, die aufgrund ihrer Marktkraft und der Bedeutung ihrer Produkte die inflationsbedingt höheren Kosten weitergeben können, steigen die Gewinne überproportional an, was sich wiederum positiv auf ihre Aktienkurse und auf die Dividendenausschüttungen auswirkt. Die Aktienmärkte schneiden in einem inflationären Umfeld deshalb in der Regel gut ab. Gefährlich wird es für die Aktien erst, wenn die Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation ihre Zinsen so stark erhöhen müssen, dass die Konjunktur abgewürgt wird und die Wirtschaft in eine Rezession fällt. Bei den Immobilien geht die Rechnung ähnlich, wobei der politische Faktor nicht zu unterschätzen ist. Beispielsweise kann es bei Renditeliegenschaften schwierig werden, die höheren Kosten auf die Mieten abzuwälzen.

Mythos Gold

Eine Sonderstellung im Reigen der Anlagemöglichkeiten bezüglich dem Schutz vor Inflation nimmt das Gold ein. Ökonomisch gibt es keinen Grund, warum das Halten von Gold vor einem Kaufkraftverlust schützen sollte. Der Mythos des Goldes führt aber bei steigenden Inflationsraten regelmässig zu einer höheren Nachfrage nach dem gelben Metall und damit im Trend zu höheren Preisen.

Einen sicheren Schutz vor der Inflation gibt es nicht, insbesondere nicht einen risikolosen. Ein gut diversifiziertes Aktienportfolio, bestehend aus Titeln von Unternehmen mit einem soliden Geschäftsmodell, lindert den Substanzverlust. Immobilien helfen, solange man nicht in die Lage gerät, im dümmsten Moment verkaufen zu müssen. Etwas Gold als Ergänzung kann auch nicht schaden. Ganz verhindern wird man den Kaufkraftverlust kaum können. Deshalb ist es richtig  und wichtig, dass die Zentralbanken den aktuellen Inflationsschub und vor allem die Inflationserwartungen unter Kontrolle bringen.

 

Titelbild: stockwerk-fotodesign – shutterstock.com

author-profile-picture-150x150

Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

jQuery(document).ready(function(){if(jQuery.fn.gslider) {jQuery('.g-22').gslider({groupid:22,speed:10000,repeat_impressions:'Y'});}});