Geldpolitische Lagebeurteilung: Noch nichts Neues von der SNB

Am nächsten Donnerstag wird die SNB das Resultat ihrer geldpolitischen Lagebeurteilung veröffentlichen. Das Verfassen des Berichts wird für die Pressestelle eine Herausforderung sein. Es ist nicht so, dass sie präzise und verständlich eine Neuausrichtung der Geldpolitik erklären muss.

Die SNB wird die Notwendigkeit der Negativzinsen und ihre Bereitschaft für Devisenmarktinterventionen bekräftigen. Sie wird weiter von einem überbewerteten Franken sprechen und lediglich die bedingte Inflations- prognose leicht anheben. Der Bericht wird eine Kopie vom Juni sein, weshalb die Pressestelle aufpassen muss, dass sie wirklich alle Daten anpasst und nichts vergisst.

Die SNB wird ihre auf den Franken ausgerichtete Geldpolitik und damit die Negativzinsen noch eine Weile durchhalten können, zumindest bis die Fed ihrerseits die Zinsen erhöhen wird. Dies wird erst 2023 der Fall sein. Diese Politik ist für die SNB aber auch mit Risiken verbunden.

Preisexzesse …

Die SNB läuft Gefahr, dass die Nachfrage nach Immobilien weiter steigt und die Preisexzesse zunehmen. Der Kauf eines Eigenheims wird für viele noch uner- schwinglicher. Das Halten von Immobilien, auch Eigentumswohnungen und Ein- familienhäuser, als reine Anlage wird sich weiter verbreiten. Dass die SNB vor dieser Entwicklung warnt, nützt nichts, solange sie nichts dagegen tut. Das beste Mittel, um heisse Luft aus dem Immobilienmarkt abzulassen, wären höhere Zinsen.

… und andere Risiken im Schatten der Geldpolitik

Die SNB läuft Gefahr, dass die Banken die Weitergabe der Negativzinsen auf immer grössere Kundengruppen und tiefere Kontobestände ausweiten. Das wäre ökonomisch zwar richtig, aber schlagzeilenträchtig. Damit nimmt die Gefahr zu, dass die Politik in die Geldpolitik der SNB eingreifen will. Kommt der Ball ins Rollen, wird zunehmend an der Unabhängigkeit der SNB gekratzt. Zudem werden sich viele Kleinanleger auf der Flucht vor den Negativzinsen verleiten lassen, in Aktien zu investieren, obwohl das ihrer Risikoneigung widerspricht.

Die SNB läuft Gefahr, dass die Pensionskassen auf der Suche nach der notwendigen Rendite die Risiken in ihren Portfolios weiter erhöhen, sei es über eine höhere Aktienquote oder über die Ausweitung illiquider Anlageprodukte. Bei der nächsten Krise an den Finanzmärkten werden dadurch viele von ihnen höhere Verluste erleiden, als sie eigentlich tragen können. Schmerzhafte Sanie- rungsmassnahmen auf Kosten der aktiv Versicherten werden die Folge sein.

Zunehmender Handlungsbedarf

Momentan kann die SNB an ihrer aktuellen Ausrichtung der Geldpolitik auf die kurzfristige Entwicklung des Frankens festhalten. Der Zeitpunkt wird aber kommen, die langfristigen Auswirkungen stärker zu gewichten. Es wäre gut, wenn dieser Zeitpunkt nicht allzu fern in der Zukunft wäre.

 

Titelbild: Pixeljoy – shutterstock.com

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Mehr zu Dr. Thomas Stucki

Dr. Thomas Stucki ist CIO der St.Galler Kantonalbank. Herr Stucki hat einen Abschluss mit Doktorat in Volkswirtschaft von der Universität Bern und ist CFA Charterholder. Er führt bei der St.Galler Kantonalbank das Investment Center mit rund 30 Mitarbeitenden. Er ist verantwortlich für die Verwaltung von Kundenmandaten und Anlagefonds im Umfang von CHF 4,4 Milliarden. Zuvor war er als Leiter Asset Management der Schweizerischen Nationalbank verantwortlich für die Verwaltung der Devisenreserven.

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